# taz.de -- Gerichtsprozess zum Halle-Attentat: Rabbi kritisiert Polizei | |
> Im Prozess gegen den mutmaßlichen Nazi-Terroristen von Halle hat ein | |
> Rabbi ausgesagt, der während der Tat in der Synagoge war. Die Polizei kam | |
> dabei nicht gut weg. | |
Bild: Die Synagoge im Paulusviertel in Halle | |
MAGDEBURG dpa/epd | Im Prozess um das Attentat von Halle hat ein Rabbi, der | |
während des Anschlags in der Synagoge war, das Verhalten der Polizei | |
kritisiert. „Wir wurden eher wie Verdächtige behandelt denn als Opfer“, | |
sagte der 33 Jahre alte Geistliche am Dienstag vor Gericht in Magdeburg. Er | |
hätte von Seiten der Polizei mehr Verständnis erwartet. | |
Ein Bus, der die Besucher der Synagoge nach dem Anschlag wegbringen sollte, | |
habe unverdeckt im Blickfeld von Reportern und Fotografen gestanden. Als | |
Seelsorgerin sei eine katholische Nonne gekommen. Auch das sei für viele | |
Gemeindemitglieder schwierig gewesen. „In schwierigen Zeiten möchten Juden | |
gern unter anderen Juden sein.“ | |
Der Geistliche betonte, dass er der Polizei weder schlechte Absichten | |
unterstelle noch für irgendetwas die Schuld gebe. Er hoffe nur, dass sie | |
sich künftig besser auf religiöse Bräuche von Juden einstelle. Eine | |
komplett andere Erfahrung habe er im Krankenhaus gemacht. „Dort hat man uns | |
mit Liebe, mit Wärme empfangen.“ Jeder habe tiefe Menschlichkeit gezeigt | |
und Hilfe angeboten. Dafür sei er noch immer dankbar. Dies habe sich auch | |
gezeigt, als ihn zwei Polizisten aus einem Gebet holen wollten, um ihn zu | |
befragen. Das Krankenhaus-Personal habe das verhindert. | |
Der Rabbiner war für Jom Kippur mit seiner Frau und seiner 15 Monate alten | |
Tochter extra aus Berlin nach Halle angereist. Er war Teil einer | |
20-köpfigen Gruppe, die nicht in einer vollen Synagoge in der Großstadt, | |
sondern außerhalb feiern wollte, auch um eine kleinere Gemeinde zu | |
unterstützen. | |
Vor dem Oberlandesgericht Naumburg läuft seit dem 21. Juli der Prozess | |
gegen [1][den Angeklagten Stephan B.] Die Verhandlung findet aus | |
Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt. Der 28-Jährige hat gestanden, | |
am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht zu haben, in der Synagoge von | |
Halle ein Massaker anzurichten. Dort feierten 52 Menschen den höchsten | |
jüdischen Feiertag Jom Kippur. | |
Nachdem er nicht in die Synagoge gelangt war, erschoss der Mann eine 40 | |
Jahre alte Passantin und später einen 20-Jährigen in einem Dönerimbiss. Er | |
handelte mutmaßlich [2][aus rechtsradikaler Motivation]. | |
1 Sep 2020 | |
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