| # taz.de -- Kriegsverbrechen in Mosambik: 36 Schüsse auf wehrlose Frau | |
| > Auf einem Video aus Mosambik ist zu sehen, wie Soldaten im Kampf gegen | |
| > Islamisten eine wehrlose Frau hinrichten. | |
| Bild: Im Video feuern Männer Schüsse auf eine Frau, die vom Soldaten (l.) ver… | |
| Berlin/ Maputo taz | Es ist ein eindeutiges Kriegsverbrechen: Auf einer | |
| Landstraße jagt eine Gruppe von vier Uniformierten eine nackte Frau. Sie | |
| holen sie ein, verprügeln sie mit einem Stock. Schließlich schießen sie auf | |
| sie, 36-mal. Sie bleibt leblos liegen. „Wir haben Shabaab getötet“, freut | |
| sich ein Soldat. | |
| [1][Das Video] stammt aus dem Krieg, den Mosambiks Armee gegen | |
| islamistische Rebellen führt – in der Nordprovinz Cabo Delgado, wo Mosambik | |
| auf die Erschließung gigantischer Erdgasvorkommen im Meer setzt. Die | |
| Rebellenbewegung Ansar al-Sunna wird in Mosambik „Shabaab“ (Jugend) | |
| genannt, so wie in Somalia weiter nördlich. | |
| Der Krieg hat seit 2017 über 1.500 Tote und 250.000 Vertriebene gefordert, | |
| seit Mitte August halten die Aufständischen die Hafenstadt Micimboa da | |
| Praia besetzt. | |
| Die Regierung nennt das Hinrichtungsvideo „terroristische Propaganda“. Die | |
| Menschenrechtsorganisation [2][Amnesty International widerspricht]: sie | |
| habe die Aufnahme authentifiziert. Demnach entstand sie während einer | |
| Regierungsoffensive auf den Ort Awasse 30 Kilometer von Micimboa da Praia | |
| entfernt. Die Armee erlitt dabei hohe Verluste – 70 Tote, darunter Soldaten | |
| aus Tansania, behaupteten die Islamisten. Die Aufnahmen sollen vor dem | |
| Umspannwerk von Awasse entstanden sein. | |
| Amnesty hatte schon vergangene Woche Mosambiks Armee Scheinhinrichtungen, | |
| das Abschneiden von Ohren und Fußtritte gegen gefesselte Gefangene | |
| [3][vorgeworfen]. | |
| Die Videoaffäre kommt inmitten zunehmender Zerwürfnisse innerhalb der | |
| Streitkräfte. Die Eliteeinheit der Antiaufstandspolizei UIR soll | |
| unzufrieden sein, weil sie weniger Gefahrenzulagen bekommt als die reguläre | |
| Armee. | |
| Mosambiks Polizeichef Bernardino Rafael reiste kürzlich in die umkämpfte | |
| Provinz Cabo Delgado, um in der Hauptstadt Pemba mit dem 6. Bataillon der | |
| UIR zu sprechen. „Verteidigung hat keinen Preis“, sagte er. | |
| Mosambiks Präsident Felipe Nyusi hatte vor zwei Monaten Sonderzahlungen für | |
| die kämpfenden Truppen versprochen, doch „das Parlament hat das Geld noch | |
| nicht bewilligt“, sagte Vizefinanzministerin Carla Louveira. | |
| Ein Sicherheitsexperte warnte gegenüber der taz, die Krise in Mosambik | |
| ähnele dem Beginn des Aufstandes der Islamistengruppe Boko Haram in Nigeria | |
| 2009. „Über ein Jahrzehnt später hat sich die Krise ausgeweitet, teils | |
| wegen der Demoralisierung der nigerianischen Streitkräfte. Die Krise in | |
| Mosambik kann ähnliche Ausmaße annehmen, wenn die Unzufriedenheit in den | |
| Sicherheitskräften andauert.“ | |
| Und auch in Nigeria geht der Kampf gegen Terror mit Verbrechen einher. | |
| 16 Sep 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/zenaidamz/status/1305433447276703744 | |
| [2] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2020/09/mozambique-video-showing-kil… | |
| [3] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2020/09/mozambique-torture-by-securi… | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| Arimando Domingos | |
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