| # taz.de -- Antisemitische Attacken in Graz: Verdächtiger festgenommen | |
| > Ein Syrer soll für Attacken auf die Synagoge und den Gemeindevorsteher | |
| > verantwortlich sein. Polizei weist Kritik an später Reaktion zurück. | |
| Bild: Solidaritätskundgebung am Sonntag vor der Synagoge in Graz | |
| Wien taz | Nach drei Vandalen-Akten auf die Synagoge von Graz und [1][einem | |
| Prügelattentat auf den Präsidenten der jüdischen Kultusgemeinde der | |
| steirischen Hauptstadt] hat die Polizei am Sonntag einen Verdächtigen | |
| festgenommen. Laut Informationen aus dem Innenministerium handelt es sich | |
| um einen 31-jährigen Syrer, er soll geständig sein. | |
| „Unsere Sprache und unser Land sind rote Linien“, ist einer der Slogans, | |
| den der Festgenommene an die Mauer der vor 20 Jahren wiedererrichteten | |
| Synagoge gesprayt haben soll. Offensichtlich richtet er sich gegen die | |
| israelische Okkupationspolitik in Palästina. Der Mann wird auch für | |
| eingeworfene Fenster an der Synagoge und am Sitz des schwul-lesbischen | |
| Vereins Rosalila PantherInnen verantwortlich gemacht. | |
| Tristan Ammerer, grüner Chef des Grazer Bezirks Gries, in dem die Synagoge | |
| steht, hatte Polizeischutz angefordert, der zunächst nicht gewährt wurde. | |
| Deshalb hatten rund 20 Freiwillige, angeführt von Ammerer selbst, die | |
| Synagoge in der Nacht auf Sonntag bei heftigem Regen bewacht. Auch | |
| Vertreter des islamischen Kulturzentrums beteiligten sich an der Wache. | |
| Erst seit Sonntag stehen die Synagoge und der Gemeindevorsteher Elie Rosen | |
| unter Polizeischutz. Polizeisprecher Fritz Grundnig sieht keinen | |
| Zusammenhang zwischen dessen zögernder Gewährung und einschlägigen | |
| Umtrieben auf der Polizeiwache, die dafür zuständig ist. | |
| ## Polizist mit einem Hund names Adolf | |
| Seit Juli stehen ein Polizist und eine Polizistin dieses Reviers wegen | |
| nationalsozialistischer Wiederbetätigung vor Gericht. Der Polizist S., der | |
| seinen Hund Adolf nennt, war durch Sprüche aufgefallen, wie „Schwule | |
| gehören alle nach Dachau“ oder – auf eine Zeitzeugin im Fernsehen gemünzt: | |
| „Halt die Papp'n, du alte Drecksau, du gehörst ja auch vergast.“ Laut | |
| Innenministerium wird keine Datenbank über rechtsextreme Vorfälle in der | |
| Polizei geführt. | |
| Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen im Parlament, [2][twitterte am | |
| Sonntagabend] zur Nationalität des mutmaßlichen Täters: „Nein, wir werden | |
| deswegen unsere Haltung gegenüber Asylwerber*innen nicht ändern, radikale | |
| Antisemit*innen kommen von überall – ob aus Syrien oder aus Österreich“. | |
| Ähnlich [3][äußerte sich Elie Rosen auf Facebook]: „Ich habe stets darauf | |
| hingewiesen, dass es mir gleichgültig ist, von welcher Seite Antisemitismus | |
| kommt: von links, von rechts, von oben oder von unten. Er ist und bleibt | |
| gleichermaßen inakzeptabel und unappetitlich.“ Unappetitlich sei es auch, | |
| wenn Vorfälle wie jene von Graz von politischen Akteuren benützt würden, um | |
| daraus politisches Kleingeld zu schlagen: „Wo die eine Seite der anderen | |
| Seite quasi beweisen möchte, wo denn nun die besseren Antisemiten zu Hause | |
| sind. Ein derartiger Missbrauch der Ereignisse beziehungsweise von Opfern | |
| des Antisemitismus ist schändlich“. | |
| 24 Aug 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Anschlag-auf-Gemeindepraesidenten-in-Graz/!5704124 | |
| [2] https://twitter.com/blimlinger/status/1297627889349820416 | |
| [3] https://www.facebook.com/elie.rosen.austria/posts/10216925830153187 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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