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# taz.de -- Kinderheime in der Coronakrise: Drohmails an die Diakonie
> Im Internet kursiert das Gerücht, Behörden würden infizierte Kinder aus
> Familien nehmen. Ein Missverständnis – unter dem die Diakonie leidet.
Bild: Bloß kein Durcheinander: aufgeklebte Pfeile auf den Fluren einer Frankfu…
Berlin dpa/taz | Das [1][Diakonische Werk Michaelshoven] bei Köln hat ein
unruhiges Wochenende hinter sich. „Bei uns sind hunderte Drohmails bis hin
zu Morddrohungen eingegangen“, berichtet Sprecherin Melani Köroglu. Grund
ist eine Stellenanzeige vom 6. August, die missverständlich formuliert war,
wie die Sprecherin einräumt. Manche LeserInnen verstanden die Anzeige
anscheinend dahingehend, dass Jugendliche und Kinder aus Familien genommen
würden, sollten sie sich mit dem Coronavirus infizieren.
In der Anzeige auf der Homepage des Trägers werden für eine Wohngruppe mit
sieben Plätzen zwei pädagogische Kräfte gesucht, die „Kinder und
Jugendliche betreuen, die aufgrund eines Covid-19 (Corona) Verdachts oder
aufgrund eines bestätigten Falles im nahen Umfeld unter Quarantäne stehen“.
Was für Außenstehende nicht klar war: Es handelt sich laut dem Träger um
ein internes Angebot der Jugendhilfe. Also um eines für Kinder, die aus
Schutzgründen beispielsweise wegen Gewalt vom Jugendamt ohnehin aus der
Familie genommen werden und zusätzlich unter Corona-Verdacht stehen. Und
für jene jungen Menschen, die bereits in einer Wohngruppe leben und unter
Corona-Verdacht geraten. Das verstanden einige Menschen falsch.
„Kein Kind wird aufgrund von Corona-Verdacht einer Familie genommen“,
stellt Koroglu klar. Die Diakonie Michaelhoven habe das Angebot auf Wunsch
des Jugendamtes schon im April geschaffen, weil gefährdete Kinder und
Jugendliche wegen der Pandemie oft nicht die nötige Hilfe erhielten.
## Auch Ämter verschicken missverständliche Schreiben
Bereits in der vorigen Woche hatte das Gesundheitsministerium in
Nordrhein-Westfalen dementieren müssen, dass Eltern im Falle von
Corona-Verdachtsfällen ein Kindesentzug drohe. „In NRW drohen
Gesundheitsämter nicht mit der Inobhutnahme von Kindern und ordnen auch
nicht die Isolation von Kindern getrennt von der Familie in häuslicher
Quarantäne an“, sagte ein Ministeriumssprecher der Neuen Westfälischen.
Das Thema war hochgekocht, weil es in anderen Ländern missverständliche
Ämterschreiben gab. In Baden-Württemberg hatte ein Behördenschreiben zur
häuslichen Quarantäne von Kindern viele Eltern und auch den
[2][Kinderschutzbund] empört. Auslöser war ein Fall in Bruchsal, den die
Initiative „[3][Familien in der Krise]“ an die Öffentlichkeit gebracht
hatte.
Nachdem dort an einer Grundschule eine Lehrerin positiv auf das Coronavirus
getestet worden war, wurden im Juli zwei Klassen nach Hause geschickt –
begleitet von einer Information der Stadt, in der diese bei Nichteinhaltung
der „Isolation in sogenannter häuslicher Quarantäne“ mit einem
Zwangsaufenthalt in einer geschlossenen Einrichtung gedroht haben soll.
Der [4][Landkreis Karlsruhe wies diese Vorwürfe zurück]. Bei dem zitierten
Paragrafen handle es sich um einen Auszug aus dem Infektionschutzgesetz,
der für sehr seltene Fälle vorgesehen sei. Die Maßnahmen müssten von einem
Richter angeordnet werden. „Das Landratsamt Karlruhe hat von dieser
Regelung im Falle von Covid-19 bisher keinen Gebrauch gemacht. An die
Trennung des Kindes von den Eltern ist hier überhaupt nicht gedacht!“,
heißt es in einer Stellungnahme. Wenn es nötig werden sollte, ein Kind zum
Schutz anderer zu isolieren, würde es zusammen mit den Eltern
untergebracht.
11 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.diakonie-michaelshoven.de/aktuelles/presse/meldung/stellungnahme
[2] https://www.dksb.de/de/artikel/detail/pm-angeordnete-isolierung-von-kindern…
[3] https://www.familieninderkrise.com/
[4] https://corona.karlsruhe.de/aktuell/statement-zur-aktuellen-berichterstattu…
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Jugendhilfe
Jugendamt
Fake News
Verschwörungsmythen und Corona
Schwerpunkt Coronavirus
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