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# taz.de -- Evangelikale in Bremen: Schon wieder ein Missionar
> Trotz Problemen mit Hassprediger Olaf Latzel: Die Bremische Evangelische
> Kirche baut für ihre Jugendarbeit weiterhin auf Evangelikale.
Bild: Gegen ihn ermittelt die Bremer Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung: …
Bremen taz | Dass die Bremische Evangelische Kirche (BEK) endlich [1][ein
Disziplinarverfahren] gegen ihren Pastor Olaf Latzel eröffnet hat, mag
manch einEr als klare Haltung gegen die evangelikalen Gemeinden innerhalb
der BEK verstehen – schließlich gehört Latzels Martini-Gemeinde ja dazu.
Der Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) in Bremen sagt hingegen:
Die BEK rede „mit gespaltener Zunge.“
Denn während die sich öffentlichkeitswirksam endgültig von ihrem
frauenfeindlichen, homophoben und der [2][Volksverhetzung] verdächtigen
Hassprediger distanziert, der IBKA nennt es „Imagepolitur“, wird nun eine
hauptamtliche Stelle im ReferentInnenpool der BEK ausgerechnet mit einem
Evangelikalen nachbesetzt. Christian Kück heißt der Mann und war bisher in
der St.-Markus-Gemeinde als Diakon für Kinder und Jugendarbeit tätig.
Die Gemeinde gehört zur „Evangelischen Allianz“, dem Dachverband der
Evangelikalen, die in gelebter Homosexualität eine Sünde sieht, sich gegen
die Ehe für alle ausspricht und die sogenannten „Märsche für das Leben“ …
Berlin organisiert mit dem Ziel des vollständigen Verbots der Abtreibung.
Ihr bekanntester Bremer Vertreter: Pastor Olaf Latzel.
„Erneut“, sagt der IBKA, gehe die Stelle des Jugendreferenten an einen
Evangelikalen, denn Kück wird Nachfolger von Klaus-Peter Naumann,
ehemaliger Kirchenvorstand der ebenfalls evangelikalen Epiphanias-Gemeinde.
Naumann ist laut BEK-Homepage zuständig für „Missionarisch-evangelistische
Angebote/Bremer Klassentage.“ Letztere sind Teil des „Projekt in Kirche und
Schule“ (Piks), einem Bündel gezielter Angebote der Kirche für bremische
Oberschulen. Bei den „Klasssentagen“ handelt es sich um mehrtägige
Klassenfahrten, die in kirchlichen Schullandheimen durchgeführt werden –
organisiert und geleitet von einem Mann, der sich laut BEK „vor allem um
missionarische Jugendarbeit“ kümmert.
## Schulen kooperieren mit Evangelikalen
Die Schul-Kooperationen mit bekennenden Evangelikalen mutet schon
merkwürdig an. Noch bizarrer allerdings erscheint die „missionarische
Jugendarbeit“ in Schulen vor dem Hintergrund, dass die bremische
Landesverfassung die Rolle der Kirchen eigentlich prinzipiell außerhalb des
Schulunterrichts angesiedelt sieht. In Artikel 32 heißt es wörtlich:
„Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften haben das Recht,
außerhalb der Schulzeit in ihrem Bekenntnis oder in ihrer Weltanschauung
diejenigen Kinder zu unter-weisen, deren Erziehungsberechtigte dies
wünschen.“
Allerdings scheint der Artikel dehnbar zu sein, denn auf eine Anfrage zu
den „Piks“-Aktivitäten in der Bildungsdeputation im Februar dieses Jahres
heißt es: „Die Senatorin für Kinder und Bildung bewertet die breit
gefächerten Angebote […] im Grundsatz positiv. Die Themen eröffnen
vielfältige Bezugspunkte zum Religionsunterricht.“
Ähnlich positiv beurteilt sie das Tun des künftigen BEK-Jugendreferenten
Christian Kück: Dessen Aktivitäten an der Wilhelm-Kaisen-Oberschule in der
Neustadt hatte Anfang des Jahres der Linken-Politiker Oliver-Jan Kornau
kritisiert: Kück würde als Diakon der zur Evangelischen Allianz gehörenden
St.-Markus-Gemeinde an der Oberschule regelmäßig ein Frühstück für die
SchülerInnen organisieren – in missionarischer Absicht. Auf Nachfrage dazu
[3][sagte Annette Kemp], die Sprecherin der Bildungsbehörde: „Das ist keine
schulische Veranstaltung, die Schule stellt – als ein Mittelpunkt im
Stadtteil – lediglich die Räume.“ Und: „Grundsätzlich ist es gut, wenn
bedürftigen Kindern geholfen wird.“
## Unterstützung von der Bidungsbehörde
Kück organisierte allerdings nicht bloß das Frühstück, das im neuen
Schuljahr übrigens weitergeführt werden soll, sondern leitete an der
gleichen Oberschule im Rahmen eines nachmittäglichen „Werkstattangebots“
unter dem Motto „Ganztägig Lernen an der Wilhelm-Kaisen-Oberschule“ auch
eine [4][Jungengruppe] für Sechstklässler. Für die Teilnahme daran
erhielten die Schüler am Schuljahresende ein Zertifikat.
„Spielen und Kochen (natürlich ohne jeden religiösen Bezug) waren Inhalte
der Jungengruppe, das wurde von der Schulleitung geprüft“, sagt dazu
Annette Kemp auf Nachfrage der taz – und sieht auch in diesem Angebot
offenbar keine schulische Veranstaltung, denn: „Die Zertifikate, die die
Schülerinnen und Schüler am Ende des Schuljahres erhalten, bescheinigen
lediglich die aktive Teilnahme an diesen Werkstätten.“
Außerdem, so Kemp, sei die Gruppe zusamengesetzt gewesen „aus Jungen mit
unterschiedlichen religiösen Hintergründen – Jungen mit muslimischem,
katholischen, evangelischen und ohne Glauben.“ Ähnlich hatte die
Schulbehörde Ende letzten Jahres auch schon in Richtung [5][„Piks“
argumentiert] – ganz so, als sei ihr unbekannt, dass Missionierung ja genau
für jene gedacht ist, die anders- oder nichtgläubig sind.
„Der Einsatz eines Evangelikalen in der missionarischen Jugendarbeit lässt
vermuten, dass der von Mitgliederschwund bedrohten evangelischen Kirche
jedes Mittel des Mitgliederfischens recht ist“, kritisiert der IBKA. Der
BEK und ihren Mitgliedsgemeinden wird es dabei aber auch nicht allzu schwer
gemacht.
22 Jul 2020
## LINKS
[1] /Jetzt-gibts-Aerger-von-fast-ganz-oben/!5682484/
[2] /Ermittlungen-gegen-Bremer-Pastor/!5678512/
[3] https://theworldnews.net/de-news/linke-kritisiert-fruhstucksangebot-der-mar…
[4] http://wp2.wilhelm-kaisen-os.de/wp-content/uploads/2018/11/Werkstattangebot…
[5] /!5641353/
## AUTOREN
Simone Schnase
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