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# taz.de -- Einvernehmlicher Sex: Bekommen, nicht nehmen
> Das „Nein heißt nein“ als Schlagwort gegen sexuelle Gewalt hat sich
> weiterentwickelt. Heute geht es um Enthusiastic consent, engagierte
> Zustimmung,
Bild: Kommunizieren durch Vortasten, genaues Beobachten der Reaktion der oder d…
Austesten von Grenzen beim Sex ist nichts Ungewöhnliches. Gerade das Tabu
macht die Lust. Das höre ich nicht nur von Menschen, die sich explizit als
kinky oder Fetischist*innen bezeichnen. Unproblematisch, ja sogar schön ist
das, wenn es in [1][gegenseitigem Einverständnis] passiert. Aber wie stelle
ich dieses Einverständnis, in der Szenesprache consent genannt, eigentlich
her?
Man könnte meinen, dass wir alle wissen, wie man zu einem Einverständnis
zwischen Menschen kommt. Trotzdem erzeugt der Begriff consent immer wieder
Fragezeichen. [2][Müssen wir jetzt alle vor dem Sex juristisch geprüfte
Verträge unterschreiben]? So raunte man zu Beginn der #MeToo-Bewegung und
immer wieder, wenn ein Promi mit Vorwürfen konfrontiert war, zu weit
gegangen zu sein.
Das „Nein heißt nein“ als Schlagwort gegen sexuelle Gewalt hat sich
weiterentwickelt. Enthusiastic consent, engagierte Zustimmung, ist
mittlerweile häufiger im Gespräch als die bloße Abwesenheit eines Neins.
Engagiert bedeutet, dass das, was passiert, von beiden deutlich initiiert
wird.
Nicht unbedingt muss diese engagierte Zustimmung ausgesprochen werden. In
der kinky Welt ist es zwar längst üblich, viel expliziter über das zu
verhandeln, was im Blümchensex ungesagt bleibt. Wo sind deine Grenzen? Was
möchtest du machen? Was kann ich tun, damit du dich sicher fühlst?
Aussprechen gilt als Stärke, nicht als Schwäche. Aber consent ist immer
auch nonverbal. Intime Partner*innen kommunizieren durch Vortasten,
genaues Beobachten der Reaktion der oder des anderen. Ein Körperteil, das
einer angedeuteten Berührung entgegenkommt, kann Zustimmung signalisieren.
## Drüber sprechen ist Stärke, nicht Schwäche
Eine Wange, die nach einem leichten Klaps wieder hingehalten wird, kann um
den nächsten, stärkeren bitten. Manchmal führt eine Hand die andere kaum
merklich, aber bestimmt, an den eigenen Hals.
Dennoch wird der Punkt kommen, [3][an dem gesprochen werden muss]. Nicht
zwingend für den Abschluss von Verträgen, sondern so, wie man eben spricht
mit Menschen, deren Wohlbefinden einem am Herzen liegt. Wie geht es dir
damit? Bist du okay?
Es braucht keine Fortbildung und keine spezielle Sprache für
einvernehmlichen Sex, es genügen Vokabeln allgemeiner Freundschaftlichkeit.
Die Unsicherheiten in Bezug auf consent kommen nicht daher, dass uns die
Worte fehlen. Sie kommen daher, dass wir (vor allem Männer, aber nicht nur)
Sex als etwas kennengelernt haben, das man sich nimmt. Einvernehmlicher Sex
ist etwas, das man bekommt. Und wenn man etwas nicht bekommt, dann ist das
okay. Es ist keine Schmach, kein Scheitern, und es ist vor allem nicht die
Schuld der Person, die es nicht geben will.
Wenn man so über Sex nachdenkt, ist consent nicht so schwer. Was leider
nicht heißt, dass Missverständnisse ausgeschlossen sind. Aber klar ist:
Wenn man sich unsicher ist, ob gerade consent besteht, dann besteht keiner.
7 Aug 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Schwerpunkt #metoo
Kolumne Kuscheln in Ketten
sexuelle Selbstbestimmung
BDSM
Harvey Weinstein
Kolumne Unisex
Küssen
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