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# taz.de -- Wasserspringerin trotzt Corona-Krise: Neuer Sprung weiter nach vorn
> Dank der coronabedingten Pause verfügt die Wasserspringerin Elena Wassen
> über eine bessere Technik – und bessere Aussichten bei Olympia.
Bild: Sprungkräftig und beweglich zugleich: Elena Wassen bei der EM 2018
Bei den letzten Sommerspielen in Rio de Janeiro war die damals 15-jährige
Elena Wassen das Küken der deutschen Olympiamannschaft. Mitten drin beim
weltweit größten Sportevent. „Es war natürlich sehr, sehr schön, so jung
schon Olympia zu erleben, weil es der Traum eines jeden Sportlers ist, dort
zu sein“, erzählt Wassen. Sie schildert aber auch, dass sie 2016 noch ein
bisschen jung gewesen sei, um alle diese Eindrücke zu verarbeiten. „Als ich
da war, war es für mich kaum anders als ein normaler Wettkampf“, sagt sie.
An einzelne außergewöhnliche Momente erinnert sie sich jedoch: „Besonders
eindrucksvoll war die Eröffnungsfeier. Und es war auch cool, die Wettkämpfe
von anderen deutschen Sportlern in anderen Sportarten mitzuerleben.“
Als sportliches Ziel für die nächsten Spiele kommendes Jahr in Tokio hat
sie sich die Finalteilnahme im Turmspringen vorgenommen. „Erst einmal muss
man sich natürlich erst für Olympia qualifizieren. Aber in Rio war ich
schon im Halbfinale. Deshalb setze ich mir jetzt das Finale als Ziel.“
Am Wasserspringen liebt Wassen die Vielseitigkeit. „Es ist ja nicht so,
dass wir nur einfach auf den Turm gehen und dann herunterspringen. Es
gehören viel Schnellkraft und Beweglichkeit dazu“, erklärt sie. Deshalb
gehören Akrobatik und Trampolinspringen auch zum Trainingsalltag.
Zum Wasserspringen kam Wassen bereits als Vierjährige. „Das kam durch meine
Schwester. Meine Eltern sind mit ihr und unseren drei älteren Brüdern jeden
Sonntag ins Schwimmbad gegangen. Und weil die Brüder gern vom
Dreimeterbrett springen wollten, die waren da so 6, 7, 8 Jahre alt, wollte
die kleine Schwester das natürlich auch“, erinnert sie sich.
## Karrierestart mit vier Jahren
Mit drei Jahren sprang Schwester Christina, heute ebenfalls
Wasserspringerin auf hohem Niveau, bereits vom Dreimeterbrett. „Weil es
meiner Schwester Spaß machte, hat meine Mutter im Internet nach einem
Verein geschaut und sie zum Probetraining mitgenommen. Sie fand Gefallen
daran. Und weil ich mit meinen mittlerweile zwei Jahren ja nicht allein zu
Hause bleiben konnte, bin ich ebenfalls mitgekommen“, erzählt Wassen. Als
die Trainerin der Schwester auch sie ermunterte, fing sie ebenfalls als
Vierjährige mit Wasserspringen an.
Inzwischen ist sie in Berlin auf der Sporteliteschule. Sie war bei den
Olympischen Spielen der Großen, bevor sie bei den Youth Olympic Games
teilnahm.
Den Lockdown scheint sie gut verkraftet zu haben. „Wir hatten auch Glück.
Wir konnten nur für fünf Wochen nicht in die Halle. Dann durften wir mit
einer Ausnahmegenehmigung trainieren“, erzählt sie.
In den fünf Wochen zu Hause machte sie vor allem Workouts und
Dehnungsübungen gemeinsam mit ihrer Schwester. Wettkämpfe hat sie
allerdings schon sehr lange nicht mehr bestritten. „Der letzte Wettkampf
war im Februar in Rostock“, sagt sie. Und der nächste Wettkampf ist für den
Dezember geplant. „Es war natürlich nicht schön, dass die ganzen Wettkämpfe
abgesagt wurden, aber für mich war es auch von Vorteil, weil ich dieses
Jahr mein Abi machen konnte. Dadurch hatte ich viel mehr Zeit zum Lernen.“
Auf die unmittelbare sportliche Zukunft blickt sie mit einer Mischung aus
Skepsis und Pragmatismus: „Ich denke, dieses und nächstes Jahr werden
anders als sonst, weil man ja immer gucken muss, wo man seine Wettkämpfe
überhaupt machen kann, ob sie überhaupt stattfinden. Wenn alles so
stattfindet wie geplant, kann man sich auf die Höhepunkte vorbereiten. Und
wenn die stattfinden, finden sie statt, und wenn nicht, dann nicht.“
Die Zeit des Lockdowns konnte Wassen auch nutzen, um an ihrer Technik zu
feilen. „Viele Sportler sagen, es war auch gut, dass man keine Wettkämpfe
oder Lehrgänge hatte und sich ganz viel auf Techniksachen konzentrieren und
auch ein paar neue Sprünge lernen konnte.“ Wassen bereicherte so ihr
Sprungprogramm um den 3 ½ Delfinsalto. Der soll ihr helfen, international
noch weiter nach vorn zu kommen.
Die beiden Schwestern motivieren sich auf diesem Weg gegenseitig. Und ein
Traum für beide wäre, gemeinsam zu den Olympischen Spielen zu fahren. Elena
Wassen hält dies für realistisch. Gelingt das, könnte sie als
Olympia-Routinier der Älteren auch was vom ganzen Drumherum der Spiele
erklären. „Ich glaube, so viel würde ich ihr gar nicht sagen, sie war ja
auch schon auf vielen internationalen Wettkämpfen. Ich würde ihr vor allem
sagen, jeden Moment mitzunehmen und zu genießen.“
7 Aug 2020
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Coronavirus
Schwimmen lernen
Kasan
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