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# taz.de -- Reform der Briefzustellung in Norwegen: Postwoche hat 2,5 Tage
> Norwegen halbiert den Rhythmus bei der Postzustellung. Für gedruckte
> Tageszeitungen gilt eine Gnadenfrist, sie sollen aber auf digital
> umstellen.
Bild: Macht jetzt mal ruhiger: die norwegische Post
Stockholm taz | Ab dieser Woche werden BriefträgerInnen in Norwegen ein
seltenerer Anblick. Am Dienstag trat eine Reform der Postzustellung in
Kraft, die die Regierung in Oslo im Juni 2019 beschlossen hatte. Briefpost
gibt es jetzt nur noch jeden zweiten Tag. Konkret wird im ganzen Land ein
Zweiwochenzyklus eingeführt: In einer Woche gibt es jeden Montag, Mittwoch
und Freitag Post, in der darauffolgenden Woche am Dienstag und Donnerstag.
Begründet wurde diese Änderung des Postgesetzes mit einem „dramatischen
Fall des Briefvolumens in den vergangenen 20 Jahren“. Seit 1999 ist die
Menge der Briefsendungen um zwei Drittel geschrumpft, entsprechend sanken
die Einnahmen, während die Zustellkosten die gleichen blieben. Diese
Entwicklung werde sich fortsetzen, schätzt die Regierung: Mit der neuen
Regelung passe man sich der Nachfrage besser an.
Die Post hatte sich die Beibehaltung „betriebswirtschaftlich nicht
lohnender aber gesetzlich vorgeschriebener Dienste“ in den letzten sechs
Jahren mit umgerechnet rund 230 Millionen Euro aus der Staatskasse
erstatten lassen. Das könne so nicht weitergehen, meinte 2019 der damalige
Transportminister Jon Georg Dale: „Wir können mit den Steuergeldern
sinnvolleres anfangen, als Postautos mit immer weniger Post herumfahren zu
lassen.“
## Und wann kommt die Zeitung?
Der massive Abbau beim Postservice kostet Arbeitsplätze. Beim
Gewerkschaftsdachverband LO spricht man von der „historisch größten
Umstellung für Postangestellte“. Ursprünglich hatte man damit gerechnet,
dass knapp 3.000 Beschäftigte neue Aufgaben erhalten würden und mindestens
ein Zehntel der insgesamt 15.000 Mitarbeitenden entlassen werden müssten.
Nun sind es zunächst nur knapp 1.000 Kündigungen geworden. Das ist eine
Reaktion auf die Proteste vieler Zeitungsverlage, die von der werktäglichen
Postzustellung abhängig sind.
Die Zweieinhalb-Tage Regelung gilt jetzt zwar grundsätzlich auch für die
Zeitungszustellung, aber es gibt dort eine Ausnahme für Tageszeitungen, wo
es keine Alternative zur Post, vor allem keine Trägerdienste der Verlage
gibt. Das trifft immerhin für 15 Prozent oder 175.000 Exemplare aller
landesweit zugestellten Printexemplare von Tageszeitungen zu. Die
Zustellkosten für diesen Postdienst übernimmt nun der Staat. Die
Gnadenfrist für diese Printprodukte wurde bis zum 30. Juni 2022 befristet,
mit der Möglichkeit, sie um bis zu 2 Jahre zu verlängern. Damit bis dahin
die Umstellung auf digitale Zeitungsdistribution geschafft ist, kündigte
Oslo zugleich eine für Digitalisierung zweckgebundene Erhöhung der
staatlichen Presseförderung an.
8 Jul 2020
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Zeitungskrise
Digitalisierung
Post
Medien
Postgesetz
Norwegen
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