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# taz.de -- Football und Rassismus: Kein Federlesen mehr
> Auf Druck der Anti-Rassismus-Proteste ändern die Washington Redskins
> möglicherweise den Namen. Kommt jetzt Paradigmenwechsel im US-Sport?
Bild: Umstrittenes Logo, umstrittener Name: die Washington Redskins
Es ist auf den ersten Blick eine unscheinbare Meldung, die aber einen
Paradigmen-Wechsel im US-amerikanischen Profi-Sport einleiten könnte. Zum
Wochenende veröffentlichten die Washington Redskins ein Statement, in dem
das NFL-Team aus der Hauptstadt ankündigte, „im Angesicht der aktuellen
Ereignisse eine gründliche Überprüfung des Namen unseres Teams
durchzuführen“.
Das ist ein Erfolg der anhaltenden Anti-Rassismus-Proteste in den USA und
der Black-Lives-Matter-Bewegung.Denn Dan Snyder, der legendär starrsinnige
Eigentümer der Redskins, hatte es bislang trotz jahrzehntelanger Proteste
abgelehnt, den die amerikanischen Ureinwohner als „Rothäute“
verunglimpfenden Namen seiner Football-Mannschaft überhaupt zu diskutieren.
Als nun aber der öffentliche Druck so stark wurde, dass ihn selbst der
Hauptsponsor FedEx [1][öffentlich dazu aufforderte], den Vereinsnamen
aufzugeben, bewegte sich Snyder endlich. Kurz darauf meldeten auch die
Cleveland Indians, ein Traditionsteam aus der Baseball-Liga MLB, den
Teamnamen und vor allem ihr umstrittenes, rassistische Klischees bedienende
Logo [2][Chief Wahoo] zu überdenken.
Der Sinneswandel liegt auch am neuen Chefcoach Ron Rivera, den die Redskins
im Januar engagierten. Der Sohn eines Puerto-Ricaners, einer der wenigen
leitenden Funktionäre in der NFL mit einem Minderheiten-Background,
berichtete in einem Interview, dass er schon seit einem Monat mit Snyder im
Gespräch über den Vereinsnamen ist. Nun hofft Rivera, dass der Name noch
vor der kommenden Saison verändert wird: „Das wäre großartig.“
## Logistische Herausforderung
Die neue Spielzeit soll, so hat es die NFL geplant, am 10. September
beginnen. Ein hoffnungsvolles Datum angesichts der Entwicklung der
Covid-19-Pandemie im Land. So oder so wird es eine logistische
Herausforderung, die Umbenennung in so kurzer Zeit umzusetzen. Der Name
Redskins und vor allem das Logo sind zentraler Bestandteil von Marketing
und Merchandising der Franchise. Das Logo mit dem Profil eines Kriegers,
der eine Feder im Haar trägt, ist eines der ikonografischsten im US-Sport
und mittlerweile auf Kappen oder T-Shirts auf der ganzen Welt zu sehen.
Auseinandersetzungen um den Namen gibt es tatsächlich nicht erst seit dem
Erstarken der Black Lives Matter Bewegung. Schon seit den Sechzigerjahren
protestieren amerikanische Ureinwohner gegen den Namen und gingen vor
Gericht, trotzdem führte der Verein noch 1972 das bis heute aktuelle,
mittlerweile legendäre Logo ein.
## Rassistischer Gründer
2013, als die Diskussion wieder einmal hochkochte, verkündete
Redskins-Besitzer Snyder in einem Interview mit der Tageszeitung USA Today:
„Wir werden den Namen niemals ändern. Sie können das in Großbuchstaben
schreiben: NIEMALS.“ Präsident Obama empfahl, doch „mal drüber
nachzudenken, den Namen zu ändern“.
50 demokratische US-Senatoren [3][unterschieben eine Petition], die
Redskins verloren immer mehr Gerichtsverfahren, aber weigerten sich
trotzdem weiter standhaft. Dass sich ausgerechnet die Redskins so lange
gegen den Wandel stemmten, ist allerdings keine Überraschung: Schon der
Gründer des Klubs, George Preston Marshall, war ein offener Rassist,
Antisemit und Verteidiger der Rassentrennung im Süden der USA. Unter seiner
Ägide waren die Redskins die letzte NFL-Franchise, die afro-amerikanische
Spieler verpflichtete. Marshall beugte sich erst 1962 dem Druck von
Gerichten und Behörden und führte die Gleichstellung in seiner Organisation
ein.
## Andere Klubs werden nachziehen
Trotzdem stand bis vor kurzem vor dem RFK Stadium in Washington, der
Spielstätte der Redskins, eine Statue des Teamgründers. Erst am 19. Juni
ließ der Klub angesichts der Black-Lives-Matter-Proteste das Denkmal
abtragen.
Wie die Redskins künftig heißen werden, ist noch nicht klar, dem Vernehmen
nach will Snyder weiter einen irgendwie indianischen Namen, um das Logo und
damit den Markenkern seiner Franchise nicht ändern zu müssen. Aber egal,
wie die Entscheidung ausfällt: Der Prozess als solcher ist ein Signal, dass
sich etwas bewegt. Andere Profi-Klubs, Colleges und High Schools werden
nachziehen und ihre auf rassistischen Stereotypen bauenden Teamnamen,
Maskottchen und Logos überdenken müssen.
Noch gibt es allein 47 High Schools, deren Sport-Teams den Namen Redskins
tragen. Von all den anderen Braves und Warriors, Chiefs und Chieftains,
Redmen und Red Raiders, Savages, Arrows, Tomahawks oder Squaws einmal ganz
zu schweigen.
6 Jul 2020
## LINKS
[1] /US-Football-Team-prueft-neuen-Namen/!5698226
[2] /Rassistisches-Logo-der-Cleveland-Indians/!5481535
[3] /Kolumne-American-Pie/!5041278
## AUTOREN
Thomas Winkler
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