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# taz.de -- American Football bei Olympia: Tackeln unter den fünf Ringen
> Auch die US-Profiliga im American Football, NFL, denkt über eine
> olympische Zukunft nach. Geplant ist das weniger verletzungsanfällige
> Flag Football.
Bild: Geht auch ohne Helm und Männergehabe: Flag Football 2015 in Florida
Die Olympische Flamme war kaum verloschen, die Medaillen noch nicht
durchgezählt, da wandte sich die US-amerikanische Sportöffentlichkeit schon
wieder ihrem liebsten Steckenpferd zu. Die neue Saison der National
Football League (NFL) mag erst Mitte September beginnen, aber es wird schon
jetzt über die nahe und über die etwas fernere Zukunft des Sports
gesprochen.
Diese Zukunft könnte, so unglaublich das klingen mag, olympisch sein.
American Football bei Olympischen Spielen? Ja, tatsächlich: Hinter den
Kulissen arbeitet die International Federation of American Football (IFAF)
mit Unterstützung der NFL daran, dass der Sport 2028, wenn die Sommerspiele
in Los Angeles stattfinden soll, ins Programm aufgenommen wird.
Allerdings mit Einschränkungen: Die hochtechnisierte NFL-Version mit ihren
bis zu 50 Profis starken Mannschaften und einem fast noch größeren
Trainerstab, das wissen auch die Football-Funktionäre, hat keine Chance,
olympisch zu werden. Zudem würden die NFL-Klubs niemals ihre Stars für ein
solches komprimiertes Turnier mit erhöhtem Verletzungsrisiko freigeben.
Stattdessen soll eine abgespeckte Version des Sports den Weg ins olympische
Programm finden: Der sogenannte [1][Flag Football] ist eine entschärfte
Football-Variante, in der sich die Muskelkolosse nicht gegenseitig über den
Haufen rennen, sondern stattdessen als Tackle-Ersatz einen Stofffetzen vom
Gürtel des Gegners abzupfen.
## Körperlos und ohne größere Verletzungsgefahr
Diese weitgehend körperlose Version wurde einst erfunden, um im Training
Spielzüge nachstellen zu können, und erfreut sich zunehmender Beliebtheit
in den USA. Vor allem bei Eltern, die ihre Kinder nun doch wieder zum
Football schicken können, ohne immer gleich eine Gehirnerschütterung zu
riskieren. Auch Frauen spielen eher Flag Football als die körperintensive
Originalvariante. Seit 2002 gibt es alle zwei Jahre Weltmeisterschaften, im
kommenden Jahr wird Flag Football erstmals bei den [2][World Games] dabei
sein, die diesmal in Birmingham, Alabama, stattfinden.
Um auch die Olympia-Verantwortlichen zu überzeugen, die vor allem eine
weitere Aufblähung der Spiele befürchten, sollen zudem die Mannschaften
verkleinert werden. Statt den traditionellen 11 Spieler*innen auf dem
Platz sollen nur 5er-Teams antreten – ähnlich wie beim olympischen
7er-Rugby.
Trotzdem wirkt die Idee, dass American Football olympisch werden könnte,
immer noch arg weit hergeholt – schließlich wird der Sport – anders als
etwa Baseball – nirgendwo außerhalb der USA auf annähernd demselben Niveau
ausgeübt. Allerdings: Schlussendlich geht es immer auch ums Geld. Und Geld
hat die NFL, die umsatzstärkste Profi-Liga der Welt. Und ein
Marketingkonzept: Zu dem gehört, den Sport im Rest der Welt langsam, aber
sicher bekannter zu machen.
Seit Jahrzehnten steckt die NFL Millionen Dollars in die Entwicklung,
finanzierte nicht nur jahrelang den Ableger NFL Europe, sondern auch
Schnupper-Kurse und Trainings-Camps, unterstützt Nationalverbände und
andere Ligen. Denn mehr Menschen, die Football spielen, bedeutet auch: mehr
Interesse, mehr Fans, mehr Umsatz.
„Wir unterstützen definitiv alle Bemühungen, dass Flag Football ein
olympischer Sport wird“, sagte unlängst Damani Leech, der bei der NFL für
die internationale Strategie zuständig ist. „Wir glauben, dass unser Sport
so international weiter wachsen kann. Je mehr Menschen Football spielen,
egal welche Version von Football, umso besser.“
11 Aug 2021
## LINKS
[1] https://flag-coaching.info/flag/was-ist-flag-football/
[2] /Archiv-Suche/!5673726&/
## AUTOREN
Thomas Winkler
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