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# taz.de -- Debatte über Maskenpflicht: Akt der Rücksichtnahme
> Gegner der Maskenpflicht tun so, als stemmten sie sich gegen eine
> Menschenrechtsverletzung. Dabei ist der Schutz anderer leicht zu haben.
Bild: Ein Stück Stoff vor Mund und Nase – einfacher lässt sich Rücksichtna…
Weg mit dem Stoff! Einige Stimmen aus Politik und Wirtschaft sprechen sich
gerade für ein Ende der [1][Maskenpflicht im Einzelhandel] aus. Die Umsätze
würden leiden, so das Argument, wobei unklar bleibt, ob sich nicht ohne
Maskenpflicht eher weniger Menschen in die Läden trauen würden. Schließlich
müssen sie dann eine höhere Ansteckungsgefahr befürchten. Aber egal, die
Masken-Gegner führen die Debatte, als müssten sie sich dafür einsetzen,
eine schwere, lang andauernde Menschenrechtsverletzung zu beenden.
Dabei ist das Tragen einer Bedeckung über Mund und Nase nun wirklich der
kleinste Eingriff von all denen, die eine Pandemie eindämmen können.
Erinnert sich noch jemand? Es ist gerade mal drei Monate her, da waren die
allermeisten Läden geschlossen, Schulen und Kitas ebenfalls, Friseure zu,
Restaurants zu, Schwimmbäder, Fitnessstudios, Spielplätze. Ist das schon so
lange her, das Gefühl schon so vergessen, dass es einigen jetzt als
unzumutbare Einschränkung erscheint, eine Maske zu tragen, wenn sie sich in
den öffentlichen [2][Nahverkehr] oder in ein Geschäft begeben?
Und welche Freiheit genau ist es bitte, die damit angeblich eingeschränkt
ist? Die Freiheit, jemand anderem direkt ins Gesicht zu niesen? Die
Freiheit, beim Bestellen an der Käsetheke kleine Tröpfchen auf sämtliche
Produkte plus ins Gesicht der Person hinter der Theke zu verteilen? Die
Freiheit, in der überfüllten U-Bahn selbst zum potenziellen Superspreader
zu werden und den Waggon so gut mit Aerosolen zu füllen, dass auch die
Menschen, die eine halbe Stunde später damit fahren, noch etwas davon
haben?
Es ist ein bitterer Gedanke: Fällt einem Teil der Menschen in Deutschland
das Masketragen so schwer, weil es sich um einen altruistischen Akt
handelt? Denn wer einen [3][Schutz vor Mund und Nase] trägt, schützt vor
allem andere. Und die allermeisten Menschen können Masken tragen, ohne
damit nennenswert beeinträchtigt zu sein. Für Ausnahmen gibt es ein Attest
und wer den Schutz zu unbequem findet, möge diese Befindlichkeit bitte kurz
mit einer Chirurgin oder einem Tätowierer besprechen, die auch mal weite
Teile des Tages hinter einer Maske verbringen.
Es mag verwirrend sein, aber der Stand der Forschung ist: Masken schützen.
Nicht zu hundert Prozent, aber – je nach Maske – doch zu einem guten Teil.
Und sie schützen auch Menschen, deren Telefon zu alt ist für die
Corona-App, die sich kein Auto leisten können, um ansteckungsgeschützt zum
Arbeitsplatz zu fahren, die zum Einkaufen in den Supermarkt gehen, weil
Liefern lassen eben doch teurer ist. Ein Stück Stoff vor Mund und Nase.
Einfacher lässt sich Rücksichtnahme kaum haben.
6 Jul 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Maske
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