# taz.de -- Plakatkampagne der Polizei Hamburg: Diskriminierende Werbung mit Sy… | |
> Die Polizei Hamburg löscht ein Motiv ihrer Kampagne. Erneut müssen sie | |
> sich für diskriminierende oder unsensible Inhalte rechtfertigen. | |
Bild: Die Werbung will witzig sein, ist aber diskriminierend | |
Ben hat eine Postkarte, oder sagen wir besser einen Liebesbrief, an die | |
Polizei geschrieben. [1][Ob es Ben wirklich gibt?] Weiß keine:r. Doch der | |
Postkarten-Tweet der Polizei Hamburg erheitert seit Mittwochabend die | |
Twitter-Nutzer:innen. Aber nicht immer sind die PR-Kampagnen der | |
hansestädtischen Polizei zum Lachen. | |
Etwa die Plakatkampagne „In Hamburg schaut man hin“, die seit September | |
2019 läuft. Entwickelt von der Agentur battery, soll es darum gehen, das | |
Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung zu stärken. Auf den Plakaten sind | |
verschiedene Situationen zu sehen, bei denen man nicht eindeutig erkennen | |
kann, was passiert ist. Immer versehen mit dem Spruch „Geh auf Nr. sicher, | |
ruf die Polizei“. | |
Für wen genau das nun „sicher“ sein soll und ob es richtig ist, in jeder | |
nicht klar zu definierenden Situation die Polizei zu rufen, sei einmal | |
dahingestellt. Einige der Motive, sind jedoch ohne Frage problematisch. Auf | |
einem der Plakate sieht man einen Menschen auf einer Parkbank, neben ihm | |
liegt eine Spritze. „Insulin oder Heroin?“, steht darüber. Dass das Plakat | |
Diabetiker:innen stigmatisiert, hat die [2][Polizei Hamburg] – nach | |
heftiger Kritik in sozialen Medien – nun auch verstanden und am Mittwoch | |
angekündigt, [3][das Motiv zurückzuziehen]. | |
Ein anderes problematisches ist derweil noch online: Zwei Männer laufen | |
eine Straße entlang, die Hand des einen liegt auf der Hüfte des anderen; | |
dieses Motiv ist mit dem Spruch „Kumpel oder Klauer?“versehen. Doch was | |
soll mit dem Zeigen eines schwulen Paares bezweckt werden? Dass alle | |
Vorbeilaufenden eine Gefahr wittern? Dass schwule Männer unter | |
Generalverdacht gestellt werden sollten? Man kann nur hoffen, dass die | |
Polizei Hamburg sich dazu entschließt, auch das zu entfernen. | |
Mit dem Löschen hat die Polizei jedenfalls Erfahrung. Im Juni | |
veröffentlichten sie ein Foto einer Rettungsaktion von Schwänen. Darunter | |
stand: „Eine Schwanenfamilie hatte sich offenbar verirrt und erhielt | |
daraufhin von uns ‚Begleitschutz‘. Hätten wir übrigens auch für schwarze | |
Schwäne gemacht.“ Dass damit die Debatte über rassistische Polizeigewalt | |
ins Lächerliche gezogen wurde, sah die Polizei nicht ein. Doch kurz darauf | |
löschte sie den Tweet. | |
Ein „Gut gemeint, aber schlecht gemacht“ scheint bei der Fülle an | |
Beispielen nicht glaubhaft. Also steckt hinter lauter Einzelfällen | |
vielleicht System? | |
3 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Schon-wieder-Shitstorm/!5693556 | |
[2] /Polizeigewalt-in-Hamburg/!5691337 | |
[3] https://twitter.com/PolizeiHamburg/status/1278665844671815680?s=20 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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