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# taz.de -- Corona-Tests für alle in Berlin: Müller gibt den Freischütz
> Erst erklärt die Gesundheitssenatorin morgens, Gratis-Tests für alle
> werde es nicht geben. Abends erzählt der Regierende das Gegenteil. Was
> soll das?
Bild: Ganz befreit: Der Regierende Michael Müller (SPD)
Berlin taz | Ach, der deutsche Föderalismus ist ein Komödienstadl. Am
Anfang der Pandemie machte der bayerische CSU-Ministerpräsident Markus
Söder auf harter Hund und setzte den Rest der Länder samt Bund unter Druck.
Das wurde als Führungsstärke interpretiert und kam an.
Führungsstärke ist etwas, mit dem sich auch Berlins Regierender
Bürgermeister Michael Müller (SPD) gerne schmücken würde. Doch so richtig
ist es dem Tempelhofer in sechs Jahren Amtszeit nicht gelungen. Nun, da er
auf Abschiedstournee gegangen ist, versucht er in einem Interview nach dem
anderen zu demonstrieren, dass er auch Freischuss kann.
Hat er deshalb am Montag seiner SPD-Genossin und Gesundheitssenatorin Dilek
Kalayci ein Bein gestellt? [1][Kalayci hatte im Gesundheitsausschuss des
Abgeordnetenhauses] erklärt, dass es kostenfreie Tests für alle Menschen
nach dem Vorbild Bayerns in Berlin in absehbarer Zeit nicht geben werde.
Ähnlich äußerte sich auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula
Nonnemacher (Grüne).
Am Abend darauf war alles schon wieder Makulatur. Freischütz Müller sagte
in der n-tv Talkshow „Klamroths Konter“: „Wir werden sehr bald diesen
bayerischen Weg einschlagen.“ Und hob gar eine Lobeshymne auf das Land der
Bayern an: „Wenn ein Bundesland so anfängt, dann wird das eine Welle, die
Tests werden günstiger und es wird für viele Menschen bald ganz
unproblematisch, sich testen zu lassen.“
## Bayern-Hymnen rächen sich in Preußen
Nun wissen wir spätestens seit der sehr kurzen und sehr erfolglosen
Karriere des CDU-Politikers Frank Steffel, dass sich Bayern-Hymnen in
Preußen bitter rächen. Als der CDU-Spitzenkandidat Steffel 2001 in einem
Münchner Bierzelt sagte, er bringe München, der schönsten Stadt
Deutschlands und seiner heimlichen Hauptstadt, beste Grüße aus Berlin, war
es mit seiner Karriere vorbei. Steffel spielte Freischütz und schoss sich
ins Knie.
Ins Knie schießen kann sich Michael Müller nicht mehr, seine Tage [2][als
Vorsitzender der Berliner SPD und Regierender Bürgermeister] sind gezählt.
Dennoch gibt die jüngste Volte Rätsel auf, richtet sie sich doch nicht
gegen einen der beiden Koalitionspartner, sondern eine Senatorin aus der
eigenen Partei. Und war es nicht Michael Müller, der immer wieder gemahnt
hatte, Berlin und Brandenburg müssten sich mit bei ihren Entscheidungen in
der Corona-Pandemie eng abstimmen?
Immerhin eines hat Müller bei der n-tv Sendung nicht angekündigt: Dass er
so sehr Gefallen am Regieren unter Abstandsregeln gefunden hat, dass er
nach der Wahl im Herbst 2021 weiterschießen will.
30 Jun 2020
## LINKS
[1] /Viele-junge-Corona-Faelle-in-Berlin/!5693221&s=kalayci/
[2] /Berlins-Regierender-im-Interview/!5691683&s=giffey+m%C3%BCller/
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Michael Müller
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Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
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