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# taz.de -- Berliner Corona-Regeln: Es kann schnell wieder wehtun
> Der Senat setzt in Sachen Corona jetzt auf Lockerungen bei der
> Kontaktbeschränkung einerseits und andererseits auf Bußgeld.
Bild: So eine Maske muss doch gar kein Schrecken sein
Die Menschen dürfen sich wieder treffen in Berlin, sie dürfen dabei wieder
mehr als fünf auf einer Picknickdecke sein, und die Kontaktbeschränkung auf
zwei Haushalte gilt auch nicht mehr. Das hatte der [1][Senat am Dienstag
beschlossen] und die Corona-Eindämmungsverordnung entsprechend geändert –
und was denn auch sonst?
Mag sein, dass die Corona-Ampel, das Frühwarnsystem des Senats, beim
Reproduktionswert – also der Zahl, wie viele Personen ein infizierter
Mensch ansteckt – ein paar Tage hintereinander Rot zeigte. Mag sein, dass
die Stadt einige lokale Coronahotspots hat, etwa die
[2][„Quarantäne“-Häuserblocks in Neukölln] und in Friedrichshain. Und es
ist ganz sicher so, dass Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) recht
hat, wenn sie jetzt zur Vorsicht mahnt, indem sie betont, diese Hotspots
seien „noch“ lokal einzugrenzen.
Es ist aber auch immer noch so, dass niemand im Roten Rathaus, in den
Ministerien, im Bundeskanzleramt oder den Laboren dieser Welt weiß, wie der
Coronamasterplan aussieht. Ganz einfach, weil es dafür keine Blaupause
gibt, die die Menschheit aus irgendeiner Schublade ziehen könnte.
Was wir aber gerade sehr wohl merken: Sowohl der Weg in den Lockdown als
auch die Route wieder hinaus gehorchen ihren eigenen Dynamiken. Auch wenn
der R-Wert steigt, fallen die Kontaktbeschränkungen. Ein Widerspruch? Eher
lernen wir gerade, mit einem Risiko umzugehen, das wir nicht wirklich
kennen, aber mit dem wir leben müssen. Und dass Leben und Lockdown sich in
vielerlei Hinsicht auf mittlere Sicht ausschließen, ist eine gemachte
Erfahrung in diesem Frühjahr.
Und noch eine Coronalektion: Ohne Solidarität landet man im Zweifel ganz
schnell wieder im Lockdown. Da können sich die GütersloherInnen bei der
profitmaximierten Fleischindustrie bedanken – und die BerlinerInnen bei
ihrer Nebenfrau oder ihrem Nebenmann in Bus und Bahn, wenn die oder der den
Mund-Nase-Schutz irgendwo unterm Kinn oder gar nicht trägt. Zumindest laut
BVG-Empirie sollen das zuletzt bedenklich viele gewesen sein.
Insofern ist der Preis der relativen Freiheit, die wir wieder (oder immer
noch) genießen, das Bußgeld bei Verstößen gegen die Maskenpflicht. Das hat
der Senat nämlich auch noch beschlossen am Dienstag: Renitente
MaskenverweigererInnen dürfen bis zu 500 Euro berappen.
Einige sind ja der Meinung, damit verlasse der Senat jetzt die appellative
Ebene und zeige klare Kante. Tatsächlich ist es maximal ein verschärfter
Appell, weil die Polizei bloß stichprobenartig kontrollieren soll und die
BVG ihre MitarbeiterInnen bisher nicht als zuständig sieht.
Mehr zulassen und gleichzeitig an anderer Stelle die Daumenschrauben
anziehen hat aber ja vor allem einen psychologischen Effekt: Den
verantwortlichen AmtsträgerInnen kann man nicht nachsagen, sie hätten
gedankenlos gelockert und seien sich des Risikos nicht bewusst. Und die
BerlinerInnen werden zugleich daran erinnert: Es kann auch ganz schnell
wieder wehtun.
27 Jun 2020
## LINKS
[1] /Update-der-Berliner-Corona-Regeln/!5691166/
[2] /Corona-Ausbruch-in-Neukoelln/!5689824
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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