| # taz.de -- Kita-Öffnungen in Berlin: Mit halber Kraft in den Vollbetrieb | |
| > Bei Kita-Trägern herrscht Skepsis, ob der Regelbetrieb ab kommenden | |
| > Montag zu schaffen ist. Man setzt auf die Solidarität der Eltern. | |
| Bild: Die Kita-Garderoben füllen sich wieder | |
| Berlin taz | Genau eine Woche haben die Berliner Kitas Zeit, um vom | |
| Notbetrieb in den Regelbetrieb zu schalten – und dass es ab nächste Woche | |
| Montag vielerorts doch nur ein Vollbetrieb mit Abstrichen sein wird, | |
| zeichnet sich bereits ab. „Der Zeitraum ist deutlich zu kurz. Wir bräuchten | |
| mehr Zeit, das gut zu organisieren“, sagt Ute Gerwert, Geschäftsführerin | |
| des Berliner Landesverbands der Volkssolidarität, eines großen Kita-Trägers | |
| mit rund 400 Einrichtungen in der Stadt. „Wir bekommen das hin, aber es ist | |
| klar, dass wir die Öffnungszeiten einschränken müssen und auch Früh- und | |
| Spätdienst nicht durchgängig anbieten können.“ | |
| Statt von 6 bis 18 Uhr müsse man auf 7 bis 17 Uhr verkürzen, sagt Gerwert. | |
| „Sonst kommen wir mit dem Personal nicht hin, wenn weiterhin die Vorgabe | |
| seitens des Senats ist, dass wir die Gruppen möglichst nicht mischen | |
| sollen.“ | |
| Vergangene Woche hatte Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) verkündet, | |
| dass die [1][Kitas ab kommenden Montag wieder unter Volllast] laufen | |
| sollen: Das heißt, alle Kinder kommen jeden Tag wieder in die Kita, und | |
| zwar für so viele Stunden, wie es ihnen laut Betreuungsgutschein zusteht. | |
| Auch Früh- und Spätdienst sollen stattfinden. Zugleich sollen die Kitas ein | |
| Hygienekonzept einhalten, Kindergruppen sollen sich zum Beispiel nach | |
| Möglichkeit nicht mischen und es soll keine Raumwechsel geben. | |
| „Das sind Vorgaben, die auch vor Corona bei dem Personalmangel in den Kitas | |
| schon nicht funktioniert hätten“, sagt Kathrin Janert, Geschäftsführerin | |
| beim Evangelischen Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin | |
| Mitte-Nord, der 35 Kitas mit 2.500 Plätzen hat. Auch Janert sagt: „Es wird | |
| ein eingeschränkter Regelbetrieb sein. Alle Kinder werden wieder in die | |
| Kita kommen können, es wird aber eingeschränkte Öffnungszeiten geben | |
| müssen.“ Man baue da, betont Janert, auf die [2][Solidarität der Eltern]. | |
| ## Per Attest krankgeschrieben | |
| Etwa 10 Prozent der rund 500 Mitarbeitenden sei derzeit per Attest | |
| krankgeschrieben, sagt Janert. Man habe deshalb nun 20 Vertretungskräfte | |
| engagiert, allerdings sei auch klar: „Da wird es eine Refinanzierung vom | |
| Senat geben müssen.“ | |
| Extramittel für Personal hatte auch bereits der Berliner Dachverband der | |
| Kinder- und Schülerläden gefordert. Ab einer Ausfallquote von 15 Prozent | |
| bei den Fachkräften müsse es Geld für Vertretungen geben, „damit die dann | |
| nur noch übrig bleibende Einschränkung von Öffnungszeiten nicht zu neuen | |
| Spannungen zwischen Kitas, Eltern und Arbeitgebern führt“, heißt es in | |
| einer Pressemitteilung. | |
| Scheeres hatte diesem Ansinnen in der vergangenen Woche allerdings noch | |
| eine klare Absage erteilt: Man sei den Trägern bereits sehr weit | |
| entgegengekommen, weil man den Personalkostenanteil vom Land auch während | |
| des Notbetriebs weiter voll bezahlt habe, damit die Träger ihre | |
| MitarbeiterInnen nicht in Kurzarbeit schicken mussten. Bevor es jetzt noch | |
| mehr Geld gebe, sollten die Träger „erst mal den Betrieb hochfahren“, hatte | |
| Scheeres in einer Sondersitzung des Bildungsausschusses verlangt. | |
| Frustriert sind viele Träger vor allem auch darüber, dass sie sich nicht | |
| ausreichend beteiligt sehen am Masterplan der Senatsverwaltung zur | |
| Kitaöffnung. Zwar habe es immer wieder Krisensitzungen mit | |
| BeschäftigtenvertreterInnen und Senat gegeben, sagt Christiane Weißhoff, | |
| Personalrätin beim landeseigenen Betrieb Kindergärten City und | |
| Kita-Referentin bei der Gewerkschaft GEW. Dennoch sei es eher so: Die | |
| Jugendverwaltung ordnet an, „und die Kitaleitungen werden allein gelassen | |
| damit, wie sie das jetzt umsetzen sollen“. | |
| Auch Weißhoff sagt: „Ich sehe den Regelbetrieb noch nicht. Aber wir sind da | |
| jetzt mitten in der Auseinandersetzung und schauen, wie wir das | |
| hinbekommen.“ Eine knappe Woche ist ja noch Zeit. | |
| 15 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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