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# taz.de -- Musterhygieneplan der Senatsverwaltung: Kitas wollen klare Ansagen
> In Berliner Kitas herrscht Unsicherheit, wie sie mit Kindern mit
> Erkältungssymptomen umgehen sollen. Jugendverwaltung will beim Regelwerk
> nachbessern.
Bild: Ist das Kind nun krank oder nicht?
Berlin taz | Der Juli ist bislang kühl, entsprechend gehen in den Kitas
Husten und Schnupfen um. Für viele Einrichtungen dürfte das ein erster
Stresstest für die Erkältungszeit im Herbst sein.
Denn während der Coronapandemie sind viele Kita-Leitungen offenbar
verunsichert, wie sie bei Erkältungssymptomen reagieren sollen: „Wir
haben jeden Tag mehr Diskussionen mit Eltern, die eine Gesundschreibung für
ihr Kind wollen, selbst wenn es nur einen leichten Schnupfen hatte, aber
die Kita verlangt es so“, sagt der Kinderarzt Jakob Maske, Sprecher des
Berliner Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Dafür habe man aber
weder Kapazitäten, noch könne man das mit den Kassen abrechnen.
Die Jugendverwaltung von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) kündigt auf
taz-Nachfrage nun an, die Hygieneverordnung für Kitas noch mal „konkreter
fassen“ zu wollen. Man wolle so „ein einheitlicheres Vorgehen der Kitas“
erreichen, auf das sich die Eltern verlassen können, sagt eine Sprecherin.
Bisher gibt es im Musterhygieneplan der Senatsverwaltung für die Kitas
lediglich die „Empfehlung“, dass Kinder bei „Symptomen einer
Atemwegserkrankung, u. a. Fieber, Husten, Kurzatmigkeit,
Abgeschlagenheit/Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen,
Halsschmerzen, Geruchs sowie Geschmacksstörung zu Hause bleiben“ sollten.
Im Einzelfall müssen aber die Kita-Leitungen entscheiden.
Laut Kita-Förderungsgesetz kann der Träger nach „längerer Abwesenheit“ d…
Kindes ein Attest verlangen, ausdrücklich eine Kannregelung also, zudem
noch eine schwammig formulierte. Manche Kitas regeln bei Abschluss des
Betreuungsvertrags mit den Eltern aber konkret, was „längere Abwesenheit“
genau heißt und ob sie eine Gesundschreibung verlangen und für welche
Krankheiten genau.
Das luftig formulierte Gesetz zeige seine Schwächen jetzt in der
Coronakrise besonders eklatant und die Corona-Hygieneverordnung helfe
auch nicht wirklich weiter, sagt Maria Lingens, Kita-Referentin bei der
Arbeiterwohlfahrt, die insgesamt 60 Einrichtungen in Berlin betreibt. „Wir
haben der Jugendverwaltung ganz dringend angeraten, sich gemeinsam mit den
bezirklichen Gesundheitsämtern und der Gesundheitsverwaltung auf konkrete
Vorgaben zu einigen, die den Kitas eine Handlungsorientierung geben.“
Momentan sei es so, berichtet Lingens aus den AWO-Kitas, dass die
Gesundheitsämter sehr unterschiedliche Ratschläge erteilten, wenn Kitas
anfragen, was denn bei einem verschnupften Kind genau zu tun sei. „Ein Amt
empfiehlt, ein negatives Corona-Testergebnis zu verlangen, das nächste eine
Gesundschreibung.“ Die Eltern wiederum fänden dann meist keinen Kinderarzt,
der auch nur eines von beiden macht. Sinnvoll, sagen sowohl Kinderarzt
Maske als auch AWO-Referentin Lingens, könne eine Formulierung in der
Hygieneverordnung sein, die Kindern nach 48 Stunden Symptomlosigkeit bei
Husten und Schnupfen den Kita-Besuch ausdrücklich wieder erlaubt – und zwar
ohne Attest.
Aus der Jugendverwaltung heißt es, darüber werde diskutiert. In jedem Fall
noch vor Beginn des neuen Kita-Jahrs im August soll es ein neue Information
für die Träger geben, die sich explizit mit der Hygieneverordnung befasst.
Beim landeseigenen Träger Kindergärten NordOst heißt es, man appelliere
derzeit insbesondere auch an die ArbeitgeberInnen, „den Eltern
entgegenzukommen“, sagt Sprecherin Judith Frenz. Viele hätten während der
Schließzeit ihre Urlaubstage bereits aufgebraucht und sähen sich nun
„gezwungen, die bekannten Regeln bei erkrankten Kindern zu überdehnen“ –
sprich: das Kind im Zweifel eben verschnupft in die Kita zu bringen.
Seit Anfang der Woche kann sich Kita-Personal an vier Teststellen von
Charité und Vivantes kostenlos auf das Coronavirus testen lassen, auch ohne
Symptome zu zeigen. Die Teststrategie des Senats soll die Kita-Öffnung
flankieren – und die Kitas im Zweifel wohl auch dazu animieren, den Betrieb
durch die Erkältungszeit hindurch am Laufen zu halten.
10 Jul 2020
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Kitas
Sandra Scheeres
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Sandra Scheeres
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