# taz.de -- Radpremiumrouten in Bremen: Warten auf die Radwege | |
> Die erste und auch längste Radpremiumroute soll bis 2023 fertig sein. Die | |
> Umsetzung der Maßnahmen dauere viel zu lange, sagen Kritiker:innen. | |
Bild: Fehlt die Premiumroute, wird auch die Fußgängerzone befahren | |
Bremen taz | Bremen braucht Radpremiumrouten. So steht es im | |
[1][Verkehrsentwicklungsplan 2025 (VEP),] und im aktuellen | |
Koalitionsvertrag. Der Bremer Osten soll besser angebunden werden, denn mit | |
den Gewerbegebieten Hansalinie und Achim-West befinden sich dort viele | |
Arbeitsplätze. „Wichtig ist es, diese Standorte nicht nur mit dem PKW, | |
sondern auch mit dem ÖPNV und dem Fahrrad sicher und zügig erreichen zu | |
können“, heißt es daher in einer [2][Anfrage der SPD-Fraktion], die vom | |
Senat wissen wollte, wie der Ausbau der Route voran geht. | |
Die Fragen betreffen die längste Route, die geplant ist – rund 43 | |
Kilometer. Sie soll von Bremen-Nord durch die Innenstadt nach Hemelingen, | |
Mahndorf und Blumenthal führen. Gesamtkosten: etwa 20 Millionen Euro. Das | |
sei allerdings eine Prognose von 2017, erklärt Jens Tittmann, Sprecher der | |
Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). | |
„Wir fangen mit dieser Route an, weil wir glauben, dass der Anschluss vom | |
Osten und Norden an die Innenstadt für Pendler massive Vorteile bringt.“ | |
Durch das Aufkommen der Pedelecs seien die Menschen inzwischen bereit, | |
täglich bis zu 15 Kilometer zu pendeln. Für die Planung der Route wurden | |
300 Kilometer Strecke abgefahren. Die Absprache mit den beteiligten | |
Beiräten sei inzwischen weit fortgeschritten, so Tittmann. | |
Entsprechend seien einige Abschnitte schon geplant und würden bald | |
umgesetzt, heißt es [3][in der Senatsantwort]. „Die Umsetzung der weiteren | |
Abschnitte erfolgt sukzessive bis 2023.“ Auch eine Unterführung für die | |
Radfahrer:innen bei der Kreuzung an der Erdbeerbrücke werde bald geplant. | |
Ein Ausbau der Route bis nach Achim sei grundsätzlich möglich – ein | |
Zeitpunkt „kann aktuell nicht genannt werden“. | |
Kristin Klimbert, Referentin für Verkehrsplanung beim Allgemeinen Deutschen | |
Fahrrad-Club, freut sich, dass die SPD-Fraktion nachhakt. „Das ist nicht | |
immer so gewesen.“ Radpremiumrouten, also Radschnellwege, die sich durch | |
hohen Komfort, Sicherheit und kurze Reisezeit auszeichnen, seien ein | |
wichtiger Baustein der Verkehrswende. „Das wollen wir gerne zeitnah | |
erlebbar machen.“ | |
Neben der in der Anfrage genannten Ost-West-Route präferiert Klimbert auch | |
einen schnellen Ausbau der Nord-Süd-Achse. „Dann hätte man wenigstens ein | |
Kreuz.“ Auch der Kleine Ring um die City sei wichtig. | |
Verkehrspolitikerin Anja Schiemann von der SPD ist die Antwort des Senats | |
zu unpräzise. „Aus unserer Sicht sollte eine Realisierung nicht unnötig | |
aufgeschoben werden, weil die Radpremiumroute einen wichtigen Beitrag zur | |
Aufwertung der Radinfrastruktur darstellt.“ Auch Ralph Saxe, | |
verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, wünscht sich ein höheres | |
Tempo beim Ausbau. „Ich weiß aber auch, dass wir die Beiräte mitnehmen | |
müssen.“ | |
Heiko Strohmann, Sprecher für Mobilität der oppositionellen CDU-Fraktion, | |
sieht das etwas anders. Dem Senat fehle es an „politischem Mut“, so sein | |
Vorwurf. Dem Mut, Dinge durchzusetzen, auch wenn man dabei mal „vor Ort | |
jemandem auf die Füße tritt“. Hinter den Plänen im VEP steht Strohmann | |
aber: „Das war damals Stadtkonsens.“ Die Bedarfe und Maßnahmen seien sehr | |
professionell erarbeitet worden. Viel zu wenig sei seither passiert. „Das | |
ist politisches Versagen und macht mich manchmal ein bisschen sprachlos.“ | |
Rein rechtlich seien die Beiräte nur beteiligungs- und nicht | |
zustimmungspflichtig, räumt Tittmann ein, dennoch brauche man die Akzeptanz | |
in den Stadtteilen. „In der heutigen Zeit hat man sonst schnell eine | |
Bürgerinitiative und eine Anti-Stimmung gegen eine Route.“ | |
All die Vorhaben bis 2025 umzusetzen, „war schon bei der Verabschiedung | |
extrem motiviert“, entgegnet Tittmann der Kritik. „Am politischen Willen | |
liegt es nicht.“ Man könne eben nur die Dinge umsetzen, für die es auch | |
Geld gibt. Und „halbgare Sachen“, also Strecken, auf denen man dann doch an | |
fünf bis sieben Ampeln steht, wolle man vermeiden. | |
## Die drei Weser-Brücken sollen kommen | |
In der Anfrage geht es auch um eine viel diskutierte neue Weser-Brücke. Von | |
Habenhausen nach Hemelingen soll sie führen, auf Höhe der A1, und somit den | |
Obervieländer:innen eine Radfahrt in den Bremer Osten ermöglichen. „Dadurch | |
entfallen in Zukunft lange Umwege über die Erdbeerbrücke“, heißt es dazu im | |
VEP. Insgesamt sollen drei neue Brücken über die Weser entstehen, um „die | |
Stadt näher zusammen zu bringen“, sagt Tittmann. | |
Zunächst eine auf Höhe der umgedrehten Kommode auf der Werderinsel, um die | |
Wilhelm-Kaisen-Brücke zu entlasten. „Da sind wir schon bei der Planung der | |
Ausführung.“ Erst danach sei die Obervieländer Brücke dran. Und zu guter | |
Letzt die dritte in Woltmershausen, auf Höhe des Pier 2. Die Gesamtkosten | |
belaufen sich auf 30 Millionen Euro, so Tittmann, bis zu 90 Prozent davon | |
soll der Bund zahlen. | |
15 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bauumwelt.bremen.de/vep | |
[2] https://media.spd-fraktion-bremen.de/uploads/2020/04/SPD-KlA-2020-04-20-Pla… | |
[3] https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2020-06-03_Drs-20-179%20S_e9… | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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