| # taz.de -- Neue Bewegungszeitschrift „Veto“: Ganz schön nah dran | |
| > Das Magazin aus Dresden versteht sich als Plattform für Engagierte. | |
| > Welchen Mehrwert bietet dieser selbsternannte „Gutmenschen-Journalismus?“ | |
| Bild: Prominenter Besuch im Hambacher Forst, auch ein Schwerpunkt bei „Veto�… | |
| [1][Black Lives Matter] und [2][Hygienedemos], Versammlungsverbote und | |
| [3][digitaler Klimastreik]: Es ist der passende Frühsommer, um mit einem | |
| „Magazin für Protest und Verantwortung“ auf den Markt zu kommen. Veto hei�… | |
| das 100-seitige Heft aus Dresden (Preis: sieben €), das aus einem | |
| Blogprojekt entstanden ist und nach erfolgreichem Crowdfunding vor Kurzem | |
| in den Druck gehen konnte. Eine Bühne für die Zivilgesellschaft im Land | |
| will das Magazin laut Editorial sein – wobei die eigene Verwurzelung im | |
| Aktivismus deutlich erkennbar bleibt. | |
| Das Titelthema des Debüts ist die Klimakrise. Unter der Leitfrage „Wie | |
| radikal darf Protest sein?“ geht es auf den ersten 40 Seiten in den | |
| [4][Hambacher Forst], an die Schnittstellen von Fridays for Future und | |
| Extinction Rebellion oder mit Ende Gelände zur Besetzung eines Leipziger | |
| Tagebaus. | |
| Die Geschichten sind meist gut informiert und aufgeschrieben, ohne aber die | |
| jeweils besonders kniffligen Fragen anzupacken: Wohin mit den potenziell | |
| Tausenden Kohlearbeitslosen? Wie viel Erosionspotenzial steckt in den | |
| basisdemokratischen Gruppierungen? Was bedeutet es, wenn die junge | |
| Klimabewegung wie beschrieben weitgehend weiß und privilegiert ist? Es | |
| scheint, als wollten die Macher*innen eher ermutigen als kritisieren – | |
| „Gutmenschen-Journalismus“ nennen sie das auf ihrer Facebook-Seite. | |
| Tom Waurig, gemeinsam mit Susanne Kailitz die Redaktion des Magazins, | |
| arbeitete zehn Jahre für die Bildungsinitiative Aktion Zivilcourage. Das | |
| von ihm gegründete Vereinsheft Couragiert war gewissermaßen der Vorgänger | |
| für Veto. Eine Publikation von Aktivisten für Aktivisten also? Das könne | |
| man schon so sagen, so Waurig gegenüber der taz: „Veto ist eine Form des | |
| Aktivismus, aber wir versuchen dabei, journalistische Standards | |
| einzuhalten, uns mit den Themen nicht gemein zu machen.“ | |
| Ganz dezente Rotationsbewegungen im Grab von Hajo Friedrichs mögen da | |
| trotzdem zu verzeichnen sein. Wenn Vertreterinnen von Greenpeace und „Sand | |
| im Getriebe“ über die Überwindung des Automobilismus diskutieren dürfen, | |
| ist das schon arg harmonisch. Dass eine Mitarbeiterin der | |
| Amadeu-Antonio-Stiftung porträtiert wird, wobei dieselbe Stiftung zu den | |
| Förderern des Hefts gehört, habe nichts miteinander zu tun, versichert | |
| Waurig auf Nachfrage. | |
| Und schließlich macht dieses Magazin zum Start auch schon viel richtig: Die | |
| queerfeministische Musikerin Sookee und der Schwarze Gender-Aktivist Tarik | |
| Tesfu sind als Kolumnist*innen eine klare Ansage, das Doppelinterview mit | |
| ARD-Journalistin Anja Reschke und Kommunikationswissenschaftlerin Wiebke | |
| Loosen gehört auf die Leseliste aller Medieninteressierten. Und die Bilder | |
| von Benjamin Jenak stünden jedem Heft am Kiosk gut. Viermal im Jahr soll | |
| Veto dort fortan erscheinen, das nächste Mal am 30. Juni. | |
| 14 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Finn Holitzka | |
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