| # taz.de -- Richterin in der Ibiza-Affäre: Ilse Huber nimmt sich Strache vor | |
| > Erstmals fungiert eine Frau als Richterin in einem Untersuchungsausschuss | |
| > in Österreich. Ilse Huber wird zur Ibiza-Affäre die ersten Fragen | |
| > stellen. | |
| Bild: Extra aus dem Ruhestand geholt: Richterin Ilse Huber | |
| Mit Ilse Huber nimmt eine erfahrene Juristin an einem parlamentarischen | |
| Untersuchungsausschuss in Österreich teil. Als Verfahrensrichterin muss sie | |
| sich mit Korruption, politischem Postengeschacher und verdeckter | |
| Parteienfinanzierung auseinandersetzen, wenn sie den „Ibiza“-U-Ausschuss | |
| moderiert. | |
| Es geht um die politische Aufarbeitung des [1][Skandals, der durch das | |
| berüchtigte Ibiza-Video] vor etwas mehr als einem Jahr aufgedeckt wurde. In | |
| seinem Mittelpunkt stehen der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzler | |
| Heinz-Christian Strache und der einstige FPÖ-Fraktionschef Johann Gudenus. | |
| Strache soll gleich zum Auftakt am Donnerstag befragt werden. | |
| Die langjährige Richterin musste aus der Ende 2014 angetretenen Pension | |
| geholt werden. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten, der erst vor etwa | |
| drei Jahren geschaffen wurde. | |
| Ilse Huber wird nicht nur den Ausschussvorsitzenden Wolfgang Sobotka (ÖVP) | |
| unterstützen, sondern auch selbst den Auskunftspersonen die ersten Fragen | |
| stellen und nötigenfalls Fragen der Abgeordneten für unzulässig erklären. | |
| ## „Die Leute reden lassen“ | |
| Von diesem Recht will sie mit Zurückhaltung Gebrauch machen: „Ich glaube, | |
| und das zeigt ja auch meine richterliche Erfahrung, man muss die Leute bis | |
| zu einem gewissen Grad auch reden lassen. Das ist ihr gutes Recht. Man soll | |
| nur dort einschreiten, wo die Fragen mit dem Beweisthema überhaupt nichts | |
| zu tun haben oder in die Persönlichkeitsrechte eingreifen“. | |
| Gleichwohl ist ihr an einem straffen Verfahren gelegen: „Es ist aber | |
| wichtig, darauf zu achten, dass die Debatte nicht ausufert. Sonst | |
| zerfleddert die gesamte Sache.“ | |
| Huber wäre niemals Richterin geworden, wenn ihre Großmutter sie nicht dazu | |
| ermutigt hätte. Eigentlich wollte sie Schneiderin oder Lehrerin werden, wie | |
| es in der niederösterreichischen Familie Tradition war. „In meiner Familie | |
| gab es keinen einzigen Juristen, aber sehr viele Lehrer“, erzählte die | |
| Juristin dem [2][ORF in einem Interview]. | |
| Auf das Jurastudium kam sie, „weil ich nicht wusste, was ich sonst | |
| studieren könnte“. Ihr Enthusiasmus hielt sich in Grenzen, aber „wenn ich | |
| was mache, dann mach ich es auch fertig“. | |
| ## Frauenanteil von 2 auf über 50 Prozent | |
| Und ihr Ehrgeiz war herausgefordert, „weil mir gesagt wurde: Als Frau hast | |
| mit einem Jus-Studium eh keine Chancen, vor allem nicht beim Gericht. Da | |
| musst schon die Tochter eines Ministers sein, sonst wird das nichts.“ | |
| Damals lag der Frauenanteil in der Justiz bei etwa 1,5 bis 2 Prozent. Heute | |
| stellen die Frauen über 50 Prozent, nur in leitenden Positionen bleiben sie | |
| noch unterrepräsentiert. | |
| Huber stieg 1974 in den Richterberuf ein. Und arbeitete sich über | |
| Bezirksgerichte in Niederösterreich und das Landesgericht in St. Pölten bis | |
| zum Oberlandesgericht Wien und schließlich 1993 an den Obersten Gerichtshof | |
| (OGH). Ihre letzten beiden aktiven Jahre diente sie als dessen | |
| Vizepräsidentin. | |
| Auch in der Pension ist sie nicht unbeschäftigt. Sie ist Senatsvorsitzende | |
| beim Presserat, Vorsitzende des Ehrenrats der Ärztekammer, Lehrbeauftragte | |
| an der Donau-Universität Krems und Gutachterin im Bereich | |
| Versicherungsrecht. | |
| 4 Jun 2020 | |
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| [1] /Ibizagate/!t5596374/ | |
| [2] https://orf.at/stories/3166451/ | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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