Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Besserer Schutz vor Corona gefordert: Geflüchtete ins Internet
> Könnte man Geflüchtete wegen Corona statt in engen Heimen nicht besser in
> leeren Hotels unterbringen? Bezirke und Land streiten über Zuständigkeit.
Bild: Nicht jedeR hat ein Tablet zum Lernen. Manche Flüchtlingskinder in Heime…
Es begann mit einem [1][offenen Brief der Integrationsbeauftragten] aller
zwölf Berliner Bezirke an die Mitglieder der Landesregierung. „Wir bitten
Sie, jetzt zu handeln“, schrieben sie Mitte April und drückten ihre Sorge
darüber aus, dass die Bewohner von Flüchtlingsunterkünften, insbesondere
die Kinder, die Verlierer der Coronakrise sein werden.
Auf engsten Raum mit ihren Familien und ohne ordentliches W-LAN, erreichten
die Lernangebote der Schulen die Kinder nicht. Und: Das Infektionsrisiko
sei aufgrund der Enge in den Heimen besonders hoch. Durch die Anmietung
leer stehender Ferienwohnungen und Hotelzimmer könne das Risiko gesenkt
werden.
In die Debatte mischte sich das Netzwerk Berlin hilft ein und fragte, warum
die Bezirksbeauftragten zwar den Splitter im Auge des Senates, nicht aber
den Balken im eigenen Auge sähen. Denn nur die knappe Hälfte der
Flüchtlinge sind in Unterkünften des Landes untergebracht. Für die
Unterbringung anerkannter Asylberechtigter sind die Bezirke zuständig – und
die weisen sie in privat betriebene Obdachlosenpensionen ein.
Diese Häuser hätten deutlich schlechtere Standards als die des Landes.
Sozialarbeiter gebe es fast nie, auch keine Aushänge, in denen die Bewohner
über Hilfen der Behörden informiert würden. Und während in den Unterkünften
des Landes lediglich eine „Erweiterung und Verstärkung eines vorhandenen“
W-LANs anzumahnen sei, müsse in den bezirklichen Heimen erst einmal
überhaupt W-LAN bereitgestellt werden.
Leon Godeffroy, Integrationsbeauftragter in Charlottenburg-Wilmersdorf,
erklärt auf Nachfrage der taz, warum man die Verbesserungen nur bei
Landesebene und nicht bei den Bezirken anmahne: „Mit den bezirklichen
Ansprechpartnern stehen wir ja ohnehin im Gespräch. Natürlich sehen wir
Probleme in beiden Arten von Unterkünften.“ Zumindest bei den landeseigenen
sei nun das W-LAN-Netz ausgebaut worden.
## Niemand fühlt sich zuständig
Was die von den Bezirken belegten Unterkünfte betrifft, so fühlt sich für
deren Qualität offenbar niemand zuständig. Sonst hätte es nicht passieren
können, [2][dass die Bezirke Unterkünfte belegen], denen das Land Berlin
wegen Qualitätsmängeln und rassistischer Äußerungen des Personals gekündigt
hat.
Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, kritisiert,
dass die Pandemie mit den zeitweise geschlossenen Hotels nicht als Chance
genutzt wurde. „Die Bereitschaft bei den Hoteliers wäre da gewesen.“ Igel
schreibt auch, an wen sich seine Kritik richtet: an die Landesregierung.
Christian Lüder von Berlin hilft widerspricht: Igel selbst und seine
Bezirkskollegen seien zuständig. Seiner Meinung nach wäre es für die
öffentliche Hand sogar kostengünstiger gewesen, freie Hotels und Hostels
mit langfristigen Verträgen zu günstigen Preisen für die Unterbringung von
Flüchtlingen durch die Bezirke zu akquirieren.
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sagt der taz, der Senat werde „zum
Schutz der untergebrachten Menschen, die Belegungsdichte schrittweise
verringern“. Zusätzliche Wohnformen zur temporären Unterbringung von
besonders gefährdeten Geflüchteten im Zusammenhang mit der Pandemie würden
geschaffen. Von den Bezirken, die für die Unterbringung anerkannter
Asylberechtigter und Obdachloser zuständig seien, wünsche sie sich mehr
Unterstützung.
29 May 2020
## LINKS
[1] https://fluechtlingsrat-berlin.de/wp-content/uploads/berlin_intbeauftragteb…
[2] /Geschaefte-mit-Fluechtlingsunterbringung/!5402086&s=Pewobe/
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pläne der Landesregierung Thüringen: 500 Flüchtlinge sollen kommen
Thüringen will Flüchtlinge aus den griechischen Lagern aufnehmen. Der Plan
der Minderheitsregierung stößt bei der Opposition auf Ablehnung.
Corona in Flüchtlingsheimen: Separate Wohnung als bester Schutz
25 Geflüchtete in Heim in Buch sind mit Corona infiziert. In Brandenburg
mahnt Flüchtlingsrat Unterbringung in Wohnungen an.
Corona in Flüchtlingsunterkünften: „Die Leute haben Angst“
„Durchseuchung wird in Kauf genommen“: Pro Asyl, Landesflüchtlingsräte und
Seebrücke-Bewegung fordern Auflösung der Flüchtlingsunterkünfte.
Corona in Hennigsdorfer Flüchtlingsheim: Ohne WLAN in der Quarantäne
Corona-Ausbruch in brandenburger Gemeinschaftsunterkunft: Bewohner eines
Flüchtlingsheims fühlen sich ungeschützt, schlecht informiert und isoliert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.