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# taz.de -- Aus der Tiefe der katholischen Kirche: Zum Teufel mit Corona
> Einen „Aufruf für die Kirche und die Welt“ haben bislang auch 100
> Berliner unterschrieben. Das Erzbistum Berlin kommentiert6 diesen Aufruf
> nicht.
Bild: Hilft beten gegen Corona?
Berlin taz | „Die Wahrheit wird euch befreien“ – so beginnt der „Aufruf…
die Kirche und die Welt“, der seit Freitag aus der Tiefe der katholischen
Kirche heraus das Christentum verunsichert. Initiiert wurde er von Carlo
Maria Viganò, Erzbischof und ehemaliger Nuntius in den USA, unterzeichnet
von etlichen Bischöfen und Kardinälen, darunter dem deutschen Gerhard
Ludwig Müller, bis 2017 Chef der mächtigen „Glaubenskonkgregation“ des
Vatikans.
Die Inhalte sind mittlerweile auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt:
Die Verfasser, die größtenteils keine leitenden Ämter mehr innehaben, aber
klingende Namen tragen, halten den „Alarmismus wegen Covid-19“ für „in
keinster Weise gerechtfertigt“. Sie glauben, „dass es Kräfte gibt, die
daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“ – denn sie
arbeiteten an der Schaffung einer „Weltregierung, die sich jeder Kontrolle
entzieht“.
Die Rede ist von „zweifelhaften Geschäftsinteressen“, „Kontrolle über
Menschen durch Tracingsysteme“ und namentlich nicht genannten Personen, die
eine „Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung verfolgen und sich
gleichzeitig als Retter der Menschheit prräsentieren“ – Letzteres
vermutlich eine Anspielung auf den Microsoft-Gründer Bill Gates.
„Lassen wir nicht zu, dass Jahrhunderte der christlichen Zivilisation unter
dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine verabscheuungswürdige
technokratische Tyrannei aufzurichten“, heißt es. Der Aufruf endet mit
unverhohlener Bezugnahme auf die biblische Apokalypse: „Möge die
allerseligste Jungfrau, Hilfe der Christen, den Kopf der alten Schlange
zertreten und die Pläne der Söhne der Finsternis zunichtemachen.“
Rund 20.000 Unterzeichnende hat das Dokument, auch rund 100 aus Berlin.
Neben Privatpersonen firmieren hier ein Priester – der in Tiergarten
praktizierende Dominikanerpater Alain Kordel – und der
HU-Mathematikprofessor Elmar Große-Klönne. Auch ein „Wolfgang Wodarg“ hat
unterzeichnet, wobei unklar ist, ob es sich tatsächlich um den ehemaligen
SPD-Abgeordneten handelt, der bislang mit abweichenden Hypothesen zu
Corona, aber nicht mit Teufelsglauben aufgefallen war.
## Auf die Website verwiesen
Wie verhält sich das Erzbistum Berlin dazu? „Das Erzbistum Berlin
kommentiert diesen Aufruf nicht“, sagt Pressesprecher Stefan Förner. Es
gelte die Aussage des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg
Bätzing. Dieser hatte am Samstag gesagt, man kommentiere „grundsätzlich
keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands“, aber hinzugefügt,
die „Bewertung der Coronapandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz“
unterscheide sich „grundlegend“.
Tatsächlich hatten die deutschen Bischöfe erklärt, die Einschränkungen –
auch das temporäre Gottesdienstverbot – seien „vernünftig und
verantwortungsvoll“, man müsse diese aber „mit Verantwortung und Augenmaß…
wieder lockern“.
Im Erzbistum Berlin fürchtet man offenbar, dem Thema durch allzu konkrete
Aussagen oder gar eine Stellungnahme von Erzbischof Heiner Koch Gewicht zu
geben. Auf die Frage, welchen Rat man den Gläubigen gebe, verweist Förner
auf die Website des Erzbistums: „Dort haben wir dargestellt, wie wir
handeln. Aktuell steht vorn, wie wir uns vorstellen können, jetzt wieder
öffentliche Gottesdienste zu feiern.“
12 May 2020
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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Teufel
Gott
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