# taz.de -- Nach Anfeindungen gegen Pfarrer aus Nigeria: Hirte erhält Schutz | |
> Mobbing, Rassismus, Streit um Führungsstil? Was Patrick Asomugha genau | |
> dazu bewog, seine Gemeinde zu verlassen, ist unklar. Sein Bischof stellt | |
> sich nun hinter ihn. | |
Bild: Der Dom zu Speyer steht zwar felsenfest, aber der Fall von Pfarrer Asomug… | |
Speyer/Kaiserslautern epd | Nur langsam hebt sich der Nebel im Fall des | |
katholischen afrikanischen Pfarrers Patrick Asomugha. Drei Jahre lang | |
leitete der 56-jährige aus Nigeria stammende Theologe die Pfarrei Heiliger | |
Franz von Assisi in Queidersbach im Landkreis Kaiserslautern. Ende April | |
zog ihn die Speyerer Bistumsleitung einvernehmlich zu seinem persönlichen | |
Schutz ab, wie es heißt. | |
Der Pfarrer hatte zuletzt eine verschlüsselte Morddrohung erhalten und war | |
seit Mitte vergangenen Jahres mehrfach angefeindet worden. Nun wabert eine | |
öffentliche Diskussion darüber, warum er das Handtuch warf und seiner | |
Gemeinde den Rücken kehrte. | |
Was ist passiert in dem westpfälzischen 2.900-Seelen-Ort? Es herrscht ein | |
Geflecht von Vorwürfen und Gegenvorwürfen in der Ortsgemeinde und der | |
Kirchengemeinde. Im Raum stehen Mobbing, verschiedene Vorstellungen über | |
die Amtsführung und auch Rassismus. Die Medien haben bundesweit über den | |
Fall berichtet. Selbst der New York Times war der Streit um den schwarzen | |
Pfarrer eine Meldung wert. | |
Auschwitz-Überlebende kritisierten, dass die Versetzung des Pfarrers | |
Rechtsextreme in ihrem rassistischen Hass bestätige. Zuletzt stellte sich | |
der Speyerer Bischof Karl-Heinz-Wiedemann [1][am Donnerstag in einem | |
offenen Brief hinter Asomugha] und kündigte an, einen unabhängigen Mediator | |
zur Versöhnung der zerstrittenen Kirchengemeinde einsetzen zu wollen. | |
Klar ist: Die Polizei ermittelt weiter gegen Unbekannte, die Asomughas | |
Autoreifen zerstachen und an sein Garagentor mit roter Farbe die Zahl „187“ | |
sprühten: Sie gilt als Code für eine Morddrohung. Zwei Glasflaschen mit | |
mutmaßlich alkoholischem Inhalt wurden vor der Hauseingangstür des | |
Pfarrhauses zertrümmert, in dem Asomugha im Obergeschoss wohnte. Ob den | |
Taten rassistische Motive zugrunde lagen, ist nicht erwiesen. Einer von | |
zwei Einbrüchen in das Pfarrhaus ist mittlerweile aufgeklärt und steht | |
offenbar nicht in Zusammenhang mit dem Pfarrer. | |
Zudem gab es in der katholischen Kirchengemeinde Queidersbach monatelangen | |
Streit um Asomugha, der als freundlich und liebenswert gilt. Konservative | |
Kräfte seien mit dessen Weltoffenheit und lockerer Art nicht | |
zurechtgekommen, kritisieren Gemeindemitglieder laut Medienberichten. Diese | |
hätten einen Machtverlust befürchtet und ihn gemobbt. | |
Andere führen an, der Pfarrer habe die Ehrenamtlichen nicht ausreichend in | |
die Gemeindeleitung eingebunden. Weitere Stimmen beklagen auch | |
unterschwelligen Rassismus gegen den Pfarrer: So hätten Gemeindemitglieder | |
den Empfang der Hostie bei der Eucharistie „aus schwarzen Händen“ | |
abgelehnt. | |
## Viele Bürger äußern Bedauern über Weggang | |
Asomugha selbst hatte bereits vergangenen August in einer Erklärung | |
versichert, dass es in seiner Pfarrgemeinde offene rassistische | |
Anfeindungen gegen ihn zwar nicht gegeben habe. Allerdings sei ihm | |
zugetragen worden, dass hinter seinem Rücken rassistisch über ihn | |
gesprochen worden sei. Dies habe ihn verletzt. | |
Am 18. April kündigte Asomugha den Rückzug von seiner Pfarrstelle an: „Ich | |
kann unter diesen Umständen meinen Aufgaben als Pfarrer in Queidersbach | |
nicht mehr nachkommen“, gab er zu Protokoll. „Die Angriffe gegen meine | |
Person machen es nahezu unmöglich, in Queidersbach ein normales | |
Gemeindeleben zu führen.“ | |
Asomugha soll im Lauf des Sommers eine neue Aufgabe im Bistum übernehmen. | |
Viele Bürger äußerten indes ihr Bedauern über den Weggang ihres Pfarrers. | |
Queidersbach sei kein „Rassistendorf“, sondern offen, betonte Bürgermeister | |
Ralph Simbgen (CDU), der sich als Vermittler anbot. | |
Das Bistum Speyer bestätigte, dass es in der Queidersbacher Kirchengemeinde | |
„vielfältige und vielschichtige Konfliktlagen“ gebe. Es wies aber Vorwürfe | |
des Mobbings zurück und warnte vor Rassismusverdacht. In den | |
Auseinandersetzungen um Asomugha sei es vor allem um praktische Fragen des | |
Gemeindelebens gegangen, etwa wie das pastorale Konzept der Pfarrei | |
umgesetzt werden solle. | |
Dabei habe das Bistum Asomugha stets unterstützt. So seien ihm ein Coach | |
und Supervisor sowie dem Pastoralteam eine Gemeindeberatung zur Seite | |
gestellt worden. Asomugha, den die Vorfälle nach Angaben aus seinem Umfeld | |
schwer belasten, will sich zur Sache nicht weiter öffentlich äußern. | |
9 May 2020 | |
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[1] https://www.pfarrei-queidersbach.de/news/nachrichten/?tx_ttnews%5Btt_news%5… | |
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