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# taz.de -- Die Wahrheit: Rettet den Nasenkuss!
> Neues aus Neuseeland: Der Lockdown ist auch Lockdownunder vorbei, und
> prompt kommt die Pest aus Australien – und stellt sich bei Mäckes an.
Bild: Bei den Wahlen im September unschlagbar? Gut möglich für Jacinda Ardern
Heute kriechen die Kiwis nach sieben Wochen wieder aus ihren Höhlen. Auch
unser Lockdown ist vorbei. Wir dürfen uns aber nur in Zehnergruppen
treffen. Und wer essen geht: separate Tische, Handynummern eintragen.
Kneipen und Klubs müssen noch geschlossen bleiben. Plötzlich gibt es in
Aotearoa keine einzige Bar mehr. Denn jede Tränke hat über Nacht ihre
Snacks frisiert und läuft jetzt unter „Restaurant“.
Takeaways durften wir schon zuvor in der Stufe drei genießen. Die begann
mit Verzögerung erst nach dem Anzac Day. Das Wochenende samt Feiertag
wollte Jacinda Ardern vorsichtshalber noch aussitzen und mit Lockerungen
abwarten, um die Geknebelten besser in Schach zu halten zu können. Ihr
„Team von fünf Millionen“ scharrte in den Startlöchern, um sich seine
Menschenrechte zurückzuerobern.
Endlich in Freiheit, fanden sich die frischlufthungrigen Horden an jenem
historischen Dienstagmorgen dort ein, wo man alle vermutet, die die
Angebote städtischer Zivilisation über einen Monat lang schmerzlich
vermissten und ihre Grundrechte durch pausenloses selber kochen verletzt
sahen: am Drive-in bei McDonald’s. Die Warteschlangen begannen lange vor
dem Morgengrauen – rund vierzig Autos im Schnitt.
In Christchurch fuhr ein Fast-Food-Fan bei fünf verschiedenen „Maccas“ vor,
bis er das Restaurant seiner Wahl mit der kürzesten Schlange fand. Dort
bestellte er acht Cheeseburger, fünf Big Macs und zwei Quarter Pounders für
sich und den Mitinsassen seiner „bubble“. So hatte Ardern, die plötzlich
nicht mehr die Heilige, sondern die Großunterdrückerin ihres pazifischen
Reiches ist, die häuslichen Isolationsblasen getauft.
## Auf dem mittleren Auge blind
Ja, die Stimmung kippt auch hier. Noch keine Aufstände der Aluhüte, aber
wer weiß, was sich bald oben in Northland zusammenbraut. Dort hatten Māori
beim Ausbruch der Pandemie Straßenkontrollen errichtet, um sich – ähnlich
wie jetzt die Schotten – Fremde mit Viren vom Leib zu halten. Verirrte
Touristen wurden weggeschickt, alles lief je nach politischem Blickwinkel
friedlich bis furchteinflößend ab. Sogar die Polizei drückte ein Auge zu.
Doch mit dem Frieden dürfte es bald vorbei sein – aber nicht durch die
bevorstehende Grenzöffnung hin zum Erzfeind Australien, den wir bald wie
einen Stiefbruder bei uns aufnehmen müssen, damit der Tourismus wieder
läuft. Winston Peters, stellvertretender Premierminister, hat sich an einem
heiligen Ritual vergriffen. Er will den Māori-Nasenkuss für immer stoppen.
Die Sitte sei eine Gefahr in Coronazeiten und habe schon während früherer
Seuchen Menschenleben gekostet.
Ähnlich wie bei der Bürgerwehr hält sich unser oberster Gesundheitsdirektor
dagegen bedeckt, um nicht als Rassist dazustehen. Die Māori-Partei schießt
bereits zurück: Westliches Händeschütteln sei genauso gefährlich und auch
nicht abgeschafft. Übermutter Jacinda muss den Streit wohl schlichten –
oder Burger ausgeben.
14 May 2020
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
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Australien
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Schwerpunkt Coronavirus
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