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# taz.de -- Lisa Eckhart und der Antisemitismus: Ein ganz altes Lied
> Wer nichts zu sagen hat, aber Leute zum Zuhören braucht, erklärt sich
> selbst zum_zur Gegner_in der Political Correctness. Manchen reicht das
> nicht.
Bild: Ein Klassiker: Der deutsche oder österreichische Clown, dem für zwei Mi…
Die deutschsprachige Comedy, ist sie deshalb so dermaßen schlecht, um die
passende Qualität gewährleisten zu können, die Deutschland und Österreich
verdienen?
Das wäre logisch und irgendwie auch gerecht, wenn diese Gemeinschaften nur
aus Menschen wie Mario Barth oder Sebastian Kurz bestünden. Doch auch wir
gehören, wenn auch mit gleichzeitiger Verachtung für sie, zu dieser
Gemeinschaft. And we’re not having any of this Lisa Eckhart nonsense.
Lisa wer? Ihr Name klingt wie die irrelevante Alman-Mitschülerin mit
überhöhter Selbstwahrnehmung von früher. Geladen mit
High-School-Bully-Energy besitzt sie das nötige Pretty-Privilege, um mit
den Styles vom Anfang des letzten Jahrzehnts davonzukommen.
Ich spreche nicht nur von ihrem Look – irgendwo zwischen Versace for H&M
und Hetera, die die Garderobe ihrer lesbischen Mitbewohnerin kopiert –,
sondern auch von ihrer künstlerischen Ästhetik. Ein wenig Verharmlosung
sexualisierter Gewalt hier, ein Brocken Antisemitismus da, zwischendrin
etwas Rassismus und das Ganze in dem Singsang des deutschsprachigen Poetry
Slams, der mich schon 2013 anekelte.
## Poetry Slam und Dorfstammtisch
Fern dieser Branche ist sie mitnichten: [1][Weil keine Schauspielschule sie
wollte], fand sie als sogenannte Slammerin ihren Platz auf der Bühne. Damit
bleibt sie in der Tradition weißer mittelmäßiger Bürgerlichkeit.
Wer nach dem Studium merkt, für Rap zu langweilig, für Schauspiel zu
untalentiert und für Literatur nicht deep genug zu sein, aber schon mal den
reaktionären Dorf-Stammtisch zum Schmunzeln gebracht hat, macht schließlich
Poetry Slam. Poetry Slam kennen wir mittlerweile (leider) alle, den
Dichter_innenwettbewerb gab oder gibt es im Abendprogramm jeder Uni-Mensa
oder Studi-Kneipe.
Als uninteressantere Kopie von Spoken Word – einem ursprünglich von
Schwarzen US-Amerikaner_innen geprägten literarischen Performance-Format –
hat es schon deutsche Hochkulturkoryphäen wie Julia Engelmann und Konsorten
(sorry, kann mir so Namen wie Finn-Ole und Lasse nie richtig merken)
hervorgebracht. Und ja, nun eben auch die Österreicherin Eckhart.
In der ARD-Show von Dieter Nuhr – bei wem auch sonst? – waren neulich
[2][wegen eines älteren Stücks über #metoo] alle Augen auf sie gerichtet.
Sie hat die Formel geknackt: Wer nichts zu sagen hat, dennoch Leute zum
Zuhören bringen will, erklärt sich selbst zur Gegner_in der Political
Correctness und haut ein paar Jokes raus, die auch dann nicht lustig wären,
wenn man über die massive Menschenfeindlichkeit hinwegsehen würde.
So hat sich letztes Jahr an Karneval schon Annegret Kramp-Karrenbauer mit
einem anti-queeren „Witz“ blamiert, Lisa Eckhart zieht nach. Während sie
alte Tropen wie den geldgeilen und grapschenden Juden straight out of
NS-Propaganda hervorholt, stand mit ihr ein weiterer Klassiker auf der
Bühne: der deutsche oder österreichische Clown, dem für zwei Minuten Fame
kein bisschen Judenhass zu viel ist.
3 May 2020
## LINKS
[1] https://www.oeamtc.at/autotouring/menschen/lisa-eckhart-charmante-arroganz-…
[2] https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/antisemitismus-aus-der-wdr-medi…
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
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Antisemitismus
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Comedy
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Männer
Shahak Shapira
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