| # taz.de -- Corona-Lockerungen in Deutschland: Riskanter Wettstreit gestoppt | |
| > Bundeskanzlerin Merkel setzt auf ein einheitliches Vorgehen gegen Corona. | |
| > Eine schnelle Rückkehr zur Normalität lehnt sie ab. Das ist richtig. | |
| Bild: Merkel setzt auf Bedacht und mahnt zur Einheit | |
| Es war ein merkwürdiger Wettlauf, der in den letzten Tagen zu beobachten | |
| war: Wer ruft am lautesten nach einem Exit aus den Coronabeschränkungen? Wo | |
| öffnen die Schulen zuerst wieder? Sachliche Argumente standen dabei selten | |
| im Mittelpunkt. Eher schien es darum zu gehen, als Kandidat für den | |
| CDU-Vorsitz oder Chef einer derzeit kaum gefragten Oppositionspartei nicht | |
| völlig in Vergessenheit zu geraten. | |
| Doch diesem gefährlichen Profilierungswettkampf hat [1][Angela Merkel] nun | |
| zum Glück Einhalt geboten. In einer Videokonferenz mit den | |
| MinisterpräsidentInnen hat die Kanzlerin die Bundesländer auf ein | |
| einheitliches Vorgehen eingeschworen und einem überstürzten Ausstieg aus | |
| den Anti-Corona-Maßnahmen eine Absage erteilt. Insgesamt scheint dabei ein | |
| guter Kompromiss herausgekommen zu sein: | |
| Geschäfte und manche öffentlichen Einrichtungen dürfen schrittweise wieder | |
| öffnen, was vertretbar erscheint. Wenn Drogerien und Bäckereien mit | |
| Trennwänden und Abstandsregeln einen sicheren Einkauf gewährleisten können, | |
| müsste das auch in Kleidungsgeschäften und Bibliotheken möglich sein. | |
| Großveranstaltungen bleiben dagegen bis mindestens Ende August verboten, | |
| Restaurants und Clubs müssen zunächst ebenfalls dicht bleiben. | |
| Und auch die [2][Schulen], wo im Unterricht und vor allem in den | |
| Schulbussen der nötige Sicherheitsabstand derzeit überhaupt nicht zu | |
| gewährleisten wäre, bleiben noch mindestens zwei weitere Wochen | |
| geschlossen. Das Verbot, sich in Gruppen zu treffen, bleibt ebenfalls erst | |
| mal bestehen. Gerade jenen, die unter den Beschränkungen wirtschaftlich | |
| oder psychologisch stark leiden, mag das alles zu langsam gehen. Aber es | |
| ist richtig. Denn die Coronagefahr ist keineswegs gebannt. | |
| Zwar ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt deutlich gesunken, aber sie | |
| ist immer noch viel zu hoch, um die Fälle einzeln rückverfolgen zu können. | |
| Ohne die Beschränkungen würden die Infektionen – und damit auch die | |
| schweren Verläufe und die Todesfälle – schnell wieder steigen. Außerdem | |
| wurden die vergangenen Wochen leider nicht genutzt, um die Testkapazität | |
| wie versprochen so zu steigern, wie es für eine Kontrolle der Epidemie | |
| notwendig wäre. | |
| Und auch [3][Masken] sind weiterhin so knapp, dass die Regierung sich | |
| bisher nicht traut, das Tragen in Geschäften oder öffentlichen | |
| Verkehrsmitteln zur Pflicht zu machen, sondern es nur dringend empfiehlt. | |
| Das alles zeigt: Wenn es schon einen Wettbewerb geben soll, dann bitte | |
| nicht darum, wer zuerst die Beschränkungen aufhebt. Sondern darum, wie sich | |
| am besten die Voraussetzungen dafür schaffen lassen. | |
| 15 Apr 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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