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# taz.de -- Bruno Labbadia trainiert jetzt Hertha: Der Trainer als Therapeut
> Bruno Labbadia hat bei seinen letzten Stationen gezeigt, dass er großen
> Aufgaben gewachsen ist – und übernimmt Hertha BSC. Ein Wochenkommentar.
Bild: Da geht's lang: Bruno Labbadia, neuer Hertha-Trainer, gibt Anweisungen be…
Berlin taz | Ein bisschen gemein war die Frage schon. Wie er sich denn
fühle als vierter Trainer in dieser Saison, wurde Bruno Labbadia bei seiner
Vorstellung als neuer Trainer von Hertha BSC am Montag gefragt. Zuvor hatte
Labbadia verraten, dass Hertha schon im Sommer sein Wunschverein gewesen
wäre. Bekanntlich hatte Manager Michael Preetz zu dieser Zeit aber nicht
auf den gebürtigen Darmstädter gesetzt, sondern mit Ante Covic auf eine
interne Lösung. Der folgte dann das kalifornische Lächeln von Jürgen
Klinsmann und nach dessen polnischem Abgang Klinsmanns Co-Trainer Alexander
Nouri.
Bruno Labbadia hätte also Gelegenheit gehabt, über sich und seine
Gefühlswelt zu sprechen. Stattdessen sagte er, was ihn am meisten
beschäftige, sei nicht die Frage, der wievielte Trainer er sei, sondern was
diese Situation mit der Mannschaft gemacht habe. Nicht als Trainer sprach
der 54-Jährige in diesem Moment, sondern als Therapeut.
Und den hat die Mannschaft von Hertha auch dringend nötig. Zuletzt haben
die Spiele in Düsseldorf und zu Hause gegen Werder Bremen mit den frühen
Gegentoren und den wilden Aufholjagden gezeigt: Da steht eine komplett
desorientierte Elf auf dem Platz, die alle Automatismen verloren hat, sich
gleichzeitig aber selbst einen Ruck geben kann. Wobei in den Wochen, bevor
Corona den Ligabetrieb stoppte, auch deutlich war, dass dieser Ruck nicht
vom Trainer kam, sondern den ehemaligen Führungsspielern, die unter
Klinsmann aussortiert worden waren. Alexander Nouri, Herthas Trainer Nummer
drei, war dabei eher Problem als Lösung. Das Gleiche galt für Nummern eins
und zwei.
Nun also Nummer vier. Die Arbeit, die Bruno Labbadia vor sich hat, ist
immens. Er muss den einzelnen Spielern Selbstvertrauen geben, der
Mannschaft wieder eine Struktur, Hierarchien nicht zerstören, sondern
wieder aufbauen, und erfolgreich soll er auch noch sein. Schließlich kämpft
Hertha immer noch gegen den Abstieg. Der Abstand zum Relegationsplatz
beträgt sechs Punkte.
Allerdings hat Labbadia bei seinen letzten Stationen gezeigt, dass er
solchen Aufgaben gewachsen ist. Wolfsburg hat er vor dem Abstieg gerettet
und in der darauf folgenden Saison in die Europaleague gebracht. Vor allem
menschlich, wird ihm seitdem nachgesagt, sei er anständig, geradeaus, eine
natürliche Autorität also. Als Trainer und als Therapeut, der er nun sein
muss.
Dass er nun schon vor der Sommerpause nach Berlin kam, spricht sowohl für
ihn als auch für Manager Michael Preetz. Denn es geht derzeit weniger um
einen Feuerwehrmann, der eine Mannschaft vor dem Abstieg retten soll.
Vielmehr steht in der Coronapause bereits eine vorgezogene
Saisonvorbereitung ins Haus. Das kann in der nächsten Spielzeit, in der
Hertha hoch hinaus möchte, von Vorteil sein.
Vorausgesetzt, der Klassenerhalt gelingt. Erst Therapeut, dann Trainer, so
lautet das aktuelle Stellenprofil von Bruno Labbadia.
18 Apr 2020
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Fußball und Politik
Hertha BSC Berlin
Profi-Fußball
Fußball
Lesestück Recherche und Reportage
Fußball
Jürgen Klinsmann
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