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# taz.de -- Corona-Notgesetz in Großbritannien: „Bleibt zu Hause!“
> In der Coronakrise verkündet nun auch Boris Johnson eine Einschränkung
> sozialer Kontakte. Nur Bestattungen bleiben noch erlaubt.
Bild: Gefährlicher Beruf in Corona-Zeiten: Busfahrer in London
London taz | Eigentlich sollten sich bereits alle im Vereinigten Königreich
an die [1][vorige Woche] verkündeten Distanzierungsmaßnahmen aufgrund von
Sars-CoV-2 halten, doch spätestens am Montagmorgen war klar geworden, dass
auch wiederholte Appelle am Wochenende nur eine mäßige Wirkung hatten.
Bilder menschenvoller U-Bahn-Waggons zum Stoßverkehr aus London
zirkulierten, und einige Menschen taten so, als hätten sie Urlaub, etwa mit
Bergbesteigungen in Snowdonia in Wales.
Damit soll seit Montagabend Schluss sein. Nach einer außergewöhnlichen
Fernsehansprache von Premierminister Boris Johnson schließt sich
Großbritannien jetzt komplett der globalen Tendenz restriktiverer Maßnahmen
an. „Ich habe eine ganz einfache Instruktion an alle: Bleibt zu Hause“, bat
Johnson. Alle seien für den Kampf gegen die Krankheit im Einsatz, und alle
müssten dazu beitragen, das Gesundheitswesen zu schonen.
Konnten noch bis Montagnachmittag in London offene Friseurgeschäfte,
Familien auf Spielplätzen, Leute auf Basketball- und Tennisplätzen und
Jugendliche in Scharen auf Fahrrädern gesichtet werden, werden nun alle
Spielplätze, Sportplätze und viele Parks geschlossen. Alle Treffen unter
Menschen, auch Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten können nun nicht mehr
stattfinden. Nur noch Bestattungen seien erlaubt, sagte Johnson – ein
bitterer Hinweis auf das, was wohl nicht nur in Großbritannien bevorsteht.
So wie in der [2][Bundesrepublik Deutschland] dürfen jetzt auch in
Großbritannien nur noch maximal zwei Personen zusammen sein oder Menschen
aus dem gleichen Haushalt. Nur mit gutem Grund dürften Brit*innen ihre
Wohnungen verlassen. Einmal am Tag aus ihren Wohnungen und Häusern, um
Sport zu betreiben oder um mit Hunden Gassi zu gehen, allerdings nur unter
strikter Einhaltung der Abstandsregeln. Sie dürfen auch essenzielle Dinge
wie Medizin, Lebensmittel und Tierverpflegung einkaufen sowie Post- und
Gelddienste tätigen.
Aber alle anderen Geschäfte sind für den Publikumsverkehr geschlossen. Wer
kann, soll online bestellen. Auch Hotels und Büchereien sind seit Dienstag
geschlossen, so wie bereits Pubs und Restaurants. Bestattungsdienste sind
ausgenommen. Nur diejenigen, die nicht zu Hause arbeiten können, sollten
öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Baustellen können somit weitermachen.
Ab Donnerstag soll ein Notgesetz, das derzeit im Parlament beraten wird,
diese Maßnahmen in Gesetzesform packen und den Sicherheitskräften die
notwendigen gesetzlichen Befugnisse geben, um gegen Menschen vorzugehen,
die sich nicht daran halten. Man denke an Bußgelder, hieß es. Die Londoner
Polizei gab jedoch an, sie wolle vorerst ohne bestrafende Maßnahmen
arbeiten.
Die Opposition im Parlament begrüßte die Maßnahmen, doch der ehemalige
konservative Gesundheitsminister Jeremy Hunt monierte, sie kämen zu spät,
um italienische Verhältnisse in Großbritannien zu verhindern.
Kurz bevor der Premierminister am Montagabend seine Maßnahmen verkündete,
rief Außenminister Dominic Raab die etwa eine Million Brit*innen, die sich
noch auf Reisen im Ausland befinden und deren ständiger Wohnsitz in
Großbritannien liegt, dazu auf, unverzüglich nach Hause zu kehren, bevor es
keine Flüge mehr gibt.
In Ländern wie Peru in Südamerika oder Sierra Leone in Westafrika ist dies
allerdings bereits der Fall. Das britische Außenministerium arbeitet 24
Stunden am Tag, um die Rückkehr und Unterstützung gestrandeter Brit*innen
zu organisieren, heißt es dazu.
24 Mar 2020
## LINKS
[1] /Kampf-gegen-Corona-in-Grossbritannien/!5672216/
[2] /Kontaktverbote-wegen-Corona/!5670492/
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
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