# taz.de -- Spahn gegen Corona-Aprilscherze: Nur mit Humor zu ertragen | |
> Das Gesundheitsministerium bittet, am 1. April auf erfundene | |
> Corona-Geschichten zu verzichten. Doch gerade Krisenzeiten brauchen | |
> Scherze. | |
Bild: Nebenjob Humorpolizei: Gesundheitsminister Jens Spahn | |
Wussten Sie schon: Die Bundesregierung plant Gutschriften für | |
Bordellbesucher, einlösbar für die Zeit nach Corona. In diesen „schweren | |
Zeiten geschlossener Prostitutionsstätten“, so das | |
Gesundheitsministerium, bräuchten Freier eine Perspektive. Und: | |
KrankenhauskleidungsfetischistInnen sollen mit einer Sonderabgabe belegt | |
werden, weil sie derzeit „wichtige Ressourcen wie Atemmasken und | |
Plastikkittel unnötigerweise für sexuelle Aktivitäten binden“. | |
April, April, natürlich. Geht es nach dem Ministerium, sollte es keine | |
Aprilscherze mit dem Coronavirus geben. [1][Jens Spahns Haus] empfahl, „auf | |
erfundene Geschichten zu der Coronavirusthematik zu verzichten“, denn sie | |
könnten zur „Verunsicherung“ beitragen. Spahns Humorpolizei hat etwas | |
falsch verstanden: Gerade Krisenzeiten brauchen Scherze, weil sie ohne sie | |
nicht zu ertragen sind. Dass ein Witz befreiende Wirkung haben kann, sollte | |
auch das Gesundheitsministerium wissen. | |
Gute Aprilscherze halten der Öffentlichkeit den Spiegel vor, parodieren | |
oder entlarven sie, etwa [2][den Irrsinn der Corona-Breaking-News]. Wieder | |
812 Tote in Italien! USA überholt bei den Toten jetzt Spanien! Manche | |
Medien und Social-Media-Aktive schreiben so. Selbst formal korrekt, sind | |
solche Schlagzeilen geifernder Sensationsjournalismus und viel | |
gefährlicher als gut überlegte April-Falschmeldungen, die kurz darauf als | |
Unsinn erklärt werden. | |
Bedenklich ist [3][ein gesellschaftliches Klima], in dem ein Ministerium | |
Empfehlungen zum Humorverzicht ausspricht. Wir leben in Zeiten, in denen | |
ein hingeworfenes „Geht's dir gut?“ normal geworden ist – eine Scheinfrag… | |
die eher ein Befehl ist. ReporterInnen faken mit einem „Wie fühlt sich das | |
an für Sie?“ Anteilnahme und sind doch nur interessiert an einem schnellen | |
O-Ton. Scherzkekse und FreundInnen der Ironie dagegen sind die wahren | |
Menschenfreunde. Sie nehmen Mitmenschen ernst, weil sie sich Zeit nehmen, | |
zu überlegen, worüber sie lachen könnten. Sie verabreichen das nötige | |
Gegengift zu Abstumpfung und Zynismus in Krisenzeiten. | |
1 Apr 2020 | |
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## AUTOREN | |
Gunnar Hinck | |
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