# taz.de -- Folgen der Corona-Epidemie: Senat verhängt Ausgangsbeschränkung | |
> Restaurants müssen schließen und Versammlungen von mehr als sechs | |
> Personen sind in Hamburg nun untersagt. Am Sonntag wird über eine | |
> Ausgangssperre entschieden. | |
Bild: Vorerst gibt es keine Ausgangssperre: Bürgermeister Tschentscher betritt… | |
Hamburg taz | Um die Ausbreitung des Corona-Virus (Covid-19) zu | |
verlangsamen, hat Hamburgs rot-grüner Senat am Freitag Versammlungen von | |
mehr als sechs Menschen im öffentlichen Raum untersagt. Alle Restaurants | |
werden geschlossen. Sie dürfen Mahlzeiten nur noch außer Haus verkaufen. | |
Hamburg passt sich damit seinen benachbarten Bundesländern an. | |
Am Sonntag wollten die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) entscheiden, ob eine regelrechte [1][Ausgangssperre] | |
verhängt wird. „Das hängt davon ab, wie viele vernünftige Verhaltensweisen | |
wir sehen“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf einer eigens | |
anberaumten Landespressekonferenz. Entscheidend sei, dass die Menschen | |
Abstand zueinander hielten. | |
Tschentscher lobte die Hamburger dafür, dass sie größtenteils zu Hause | |
blieben. Er sehe wenige Menschen im öffentlichen Raum und habe auch nichts | |
von unverantwortlichen Verhaltensweisen wie Corona-Parties mitbekommen. | |
„Wir wollen niemanden einsperren“, sagte der Bürgermeister. Die | |
Beschränkung auf sechs Personen sei eine für die Polizei handhabbare Regel. | |
„Wir wollen eine pragmatische Umsesetzung sicherstellen“, sagte | |
Tschentscher. Ausnahmen gälten für Familien, Medien, Leute, die beruflich | |
unterwegs seien. | |
Wie die [2][Gesundheitsbehörde mitteilte], wurden von Donnerstag auf | |
Freitag in Hamburg 158 weitere Fälle von Erkrankungen mit Covid-19 | |
bestätigt. Damit ist die Zahl der in Hamburg gemeldeten Fälle auf nunmehr | |
insgesamt 664 angestiegen. | |
## Urlaubsrückkehrer schlagen durch | |
Dass die Zahlen so stark stiegen, liege an den vielen Urlaubsrückkehrern, | |
hieß es. Bei vielen zeigten sich die Erkrankungssymptome verzögert, so dass | |
sie erst mit einigem Abstand zum Ferienende getestet wurden. In den | |
kommenden Tagen wird bundesweit mit einem weiteren deutlichen Anstieg der | |
positiv getesteten Fälle gerechnet. | |
Nach wie vor geht die Krankheit in der Regel mit leichten bis mittleren | |
grippeähnlichen Symptomen einher. Nach aktuellem Stand werden 26 Hamburger | |
stationär behandelt, weil sie mit Covid-19 infiziert sind, davon werden | |
sechs Personen intensivmedizinisch betreut. | |
Der Senat hat am Freitag auch das einen Tag zurvor angekündigte | |
Maßnahmenpaket für die Wirtschaft beschlossen. Ein grob geschätzt | |
dreistelliger Millionenbetrag aus dem Haushalt soll verhindern, dass | |
massenhaft Unternehmen und Soloselbstständige insolvent werden und die | |
Wirtschaft nachhaltig Schaden nimmt. „Wir empfinden als Staat eine | |
Verpflichtung, wenn wir Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit untersagen“, | |
erläuterte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). | |
Die Hilfen sollen mit den Hilfen des Bundes abgestimmt und „schnell und | |
unbürokratisch aus einer Hand“ gewährt werden. Bei der „Hamburger | |
Corona-Soforthilfe“ handelt es sich um direkte nicht rückzahlbare | |
Zuschüsse, die nach Unternehmensgröße gestaffelt werden. Darüber hinaus | |
bietet der Senat Förderkredite an, Steuerstundungen sowie die Stundung und | |
den Erlass von Gebühren. Das gelte auch für die indirekt von den | |
Schließungen Betroffenen, etwa Lieferanten. | |
## Kurzarbeit auch im Kulturbetrieb möglich | |
Die Kulturbehörde kündigte an, neben den Selbstständigen auch Betriebe wie | |
Musikclubs und Privatbühnen, die bereits gefördert werden, zusätzlich zu | |
unterstützen. Senator Brosda erinnerte daran, dass auch im Kultur- und | |
Kreativbereich Kurzarbeit angemeldet werden könne. Neben der Nothilfe für | |
Künstler werden auch neue Instrumente entwickelt: So werde die Behörde | |
helfen, Hilfe im Wege des Crowdfunding zu organisieren. | |
„Was nötig ist, werden wir möglich machen“, versicherte Finanzsenator | |
Andreas Dressel (SPD). Mit der Schuldenbremse sei das Programm durchaus | |
vereinbar. „Unsere Schuldenbremse ist eine intelligente Schuldenbremse“, | |
sagte Dressel. Sie sehe Regeln für Notfälle vor. Nach den zurückliegenden | |
guten Haushaltsjahren habe Hamburg „die finanzielle Kraft dieses zu | |
stemmen“. | |
20 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Ausgangssperren--rechtlich-gesehen/!5672944 | |
[2] https://www.hamburg.de/coronavirus/pressemeldungen/13743514/2020-03-20-coro… | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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