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# taz.de -- Rückkehr aus dem Risikogebiet: Ein Flugzeug voller Dunkelziffern
> Eine Bremerin wurde nach ihrer Rückkehr aus dem Corona-Risikogebiet New
> York weder gesondert erfasst noch irgendwie instruiert.
Bild: Hat eine Ausgangssperre verhängt und gilt laut Robert-Koch-Institut als …
Bremen taz | Aus dem Flugzeug steigen, ohne große Wartezeiten durch
Kontrollen und die Gepäckausgabe kommen und nach Hause fahren: Das war noch
vor wenigen Wochen das normale bis ideale Ende einer Flugreise. Aktuell
kann es eine Gesundheitsgefahr für andere Menschen sein – zumindest dann,
wenn man aus einem [1][Corona]-Risikogebiet heimkehrt. Aber genauso ist es
bei Katharina Stein und ihrer Familie am vergangenen Freitag abgelaufen.
Das Flugzeug aus New York sei sehr voll gewesen, berichtet sie, „viele
Passagiere hatten ihren Urlaub abgebrochen und flogen nach Hause.“ Weder
während des Fluges noch am Flughafen Frankfurt habe es irgendwelche
Anweisungen darüber gegeben, wie es für sie nun weitergehe. Vielmehr sei
alles so abgelaufen, als gebe es keine ungewöhnliche Situation: „Wir
dachten, wir müssten vielleicht eine Aussteigerkarte ausfüllen, aber es
geschah nichts dergleichen.“
Auf der [2][Homepage des Frankfurter Flughafens] heißt es: „Passagiere, die
aus China, Hongkong, Macau, Südkorea, Japan, dem Iran und Italien nach
Deutschland einreisen, müssen vor Verlassen des Flugzeugs Angaben zum Flug
und zur persönlichen Erreichbarkeit für die nächsten 30 Tage nach Ankunft
mittels Aussteigerkarten (Passenger Locator Cards = PLC) machen. Diese PLCs
werden von den Crews an die Passagiere verteilt. Diese Karten werden beim
Gesundheitsamt Frankfurt für 30 Tage hinterlegt und dienen ggf. einer
späteren Kontaktaufnahme.“
Bloß sind diese Maßnahmen auf den 13. März datiert – umfassen damit also
nicht mehr alle vom [3][Robert-Koch-Institut] ausgewiesenen Risikogebiete.
Zu denen gehören, neben den oben genannten, mittlerweile auch Madrid, die
Region Grand Est in Frankreich, Ägypten, Kalifornien, Washington – und New
York.
## Freiwillige Quarantäne
Sie habe sich während der gesamten Rückreise durchaus Sorgen gemacht, weil
der empfohlene Sicherheitsabstand zwischen den Menschen nur schwer oder gar
nicht einzuhalten gewesen sei, sagt Stein. Immerhin sei ihr Schwiegervater,
der in Freiburg lebt, nach Frankfurt gekommen und habe ihr sein Auto
geliehen: „So konnten wir wenigstens isoliert von anderen Menschen nach
Hause fahren – sonst hätten wir noch mit dem Zug fünf Stunden zurück nach
Bremen fahren müssen.“ Und dort habe sich die Familie dann umgehend in
freiwillige Quarantäne begeben: „Wir sind alle drei symptomfrei und halten
uns an die Bremer Allgemeinverfügung: zwei Wochen Quarantäne.“
Das müssten sie nicht tun, denn diese Vorgabe gilt lediglich für
RückkehrerInnen, die sich einer Corona-Testung unterzogen haben. Und dazu
wiederum sind sie ebenfalls nicht verpflichtet: Ob sie infiziert ist oder
nicht, wird die Familie wohl nur erfahren, sollte eines ihrer drei
Mitglieder Symptome der Covid-19-Erkrankung entwickeln. „Niemand hat uns
aufgefordert, uns testen zu lassen“, sagt Stein. Dabei verläuft eine
Infektion vor allem bei jüngeren Menschen und Kindern oft ohne Symptome,
ist aber natürlich dennoch hochansteckend.
Beim Gesundheitsamt Bremen ist unter dem Stichwort [4][“Hinweise für
Reisende aus Risikogebieten“] keine Rede von Test oder Quarantäne. Dort
heißt es lediglich: „Sind Sie vor 14 oder weniger Tagen aus einem
Risikogebiet nach Deutschland gereist und liegen bei Ihnen keine Symptome
vor, dann sollten Sie im Sinne einer Vorsorge Vorkehrungen treffen, um
Ihren eigenen Gesundheitszustand zu überwachen und das Risiko der
Weiterverbreitung der Infektionskrankheit zu minimieren.“
## Flughäfen befolgen Vorgaben
Abgesehen davon, dass eine solche Empfehlung neben den gesundheitlichen
Risiken für andere nicht gerade zur Aufhellung der großen Dunkelziffer der
Corona-Infizierten beiträgt: Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich
verhalten sollen, wenn sie sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben.
„Man hätte doch wenigstens Flyer verteilen oder eine Durchsage machen
können – dass eine komplette Maschine aus New York nicht aufgefordert
wurde, sich in Quarantäne zu begeben, ist mir völlig unverständlich“, sagt
Stein und: „Ich denke schon, dass viele meiner Mitpassagiere keine
besonderen Maßnahmen ergriffen haben, sondern sich einfach so verhalten,
wie es im Moment alle tun.“
Auf Nachfrage heißt es dazu beim Flughafen Frankfurt, die Verantwortung für
die Aussteigerkarten liege bei den Airlines. Der Flughafen selbst befolge
streng die Vorgaben des örtlichen Gesundheitsamtes und des hessischen
Gesundheitsministeriums.
Auch für den Flughafen Bremen gilt, so Airport-Sprecherin Andrea
Hartmann, dass er „immer korrekt nach den Vorgaben des Gesundheitsamtes
Bremen“ vorgehe. In den Ankünften stünden Aufsteller mit Informationen zu
Covid-19, und dort wo es möglich sei, seien diese auch digital eingespielt.
„Hier sind vergangene Woche noch weitere Aufsteller mit aktualisierten
Anweisungen des Gesundheitsamtes für Rückkehrer aus Risikogebieten
hinzugekommen, und es werden auch Handzettel mit diesen Anweisungen durch
die Bundespolizei verteilt“, sagt Hartmann. Außerdem gebe es Informationen
vor der Sicherheitskontrolle und Durchsagen im Terminal.
24 Mar 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[2] https://www.frankfurt-airport.com/de/news/informationen-zum-coronavirus.html
[3] https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html
[4] https://www.gesundheitsamt.bremen.de/detail.php?gsid=bremen125.c.24511.de
## AUTOREN
Simone Schnase
## TAGS
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