# taz.de -- Patchworkfamilien in Corona-Krise: Status: Es ist kompliziert | |
> Für Patchworkfamilien ist die Corona-Krise eine besondere | |
> Herausforderung. Sollen die Kinder weiterhin zwischen ihren Elternteilen | |
> pendeln? | |
Bild: Von einem potenziellen Infektionsherd zum anderen? | |
In einer individualisierten Gesellschaft stellt die Corona-Krise die | |
Menschen vor ebenso [1][individualisierte wie zahlreiche | |
Herausforderungen]: Die Großeltern können nicht besucht werden und nicht | |
zur Betreuung der Kinder einspringen; die betreute Lebenspartnerin bleibt | |
isoliert im Pflegeheim, bräuchte dringend eine Umarmung – und einen | |
Skype-Kurs; die 18-jährige Tochter, sonst zumeist bei ihrem Freund, bleibt | |
nun in der Wohnung, weil die Mutter des Freundes positiv getestet ist. | |
Ein Aspekt, der die soziale Distanzierung in ihren vielfältigen Bedeutungen | |
betrifft, ist die Situation von Patchworkfamilien: Sollen Kinder, die – | |
etwa im wöchentlichen Wechsel – zwischen ihren Elternteilen pendeln, diese | |
Transfers weiter auf sich nehmen? | |
Also vom einen zum anderen potenziellen Infektionsherd? Darf man sie | |
zwingen, darauf zu verzichten? Ist es gerecht, einem Elternteil die ganze | |
Betreuung aufzubürden? Den liebenden Vater oder die liebende Mutter vom | |
Kind oder den Kindern auf Zeit zu trennen? Und wer soll das alles | |
entscheiden? | |
Am wichtigsten sei, sagt Dr. Heidemarie Arnhold vom Arbeitskreis Neue | |
Erziehung e. V., dass die Eltern sich verständigten. Und dass sie ihre | |
Kinder in die Entscheidung, ob der Wechsel fortgesetzt oder ausgesetzt | |
werde, mit einbezögen. Das sei mit Kindern ab der Grundschule möglich. | |
„Alle Argumente für und wider gehören auf den Tisch“, sagt Arnhold – wo… | |
sich die Erwachsenen natürlich auch vorher schon besprechen könnten. | |
## Chance für Demokratie | |
Entscheidend sei, nicht zu verängstigen, sondern [2][die Krise auch auch | |
als Chance zu begreifen], um zu vermitteln, wie wichtige Entscheidungen | |
demokratisch und verantwortungsbewusst ausgehandelt werden könnten. | |
Wenn andere, zum Beispiel in einem der Haushalte lebende Großeltern, durch | |
den Wechsel gefährdet würden, könnten virtuelle Begegnungen eine Lösung | |
sein, etwa eine morgendliche Videokonferenz oder Spiele im Internet. „Mit | |
Fantasie an die Herausforderung rangehen“, rät Dr. Arnhold, und immer | |
darauf zu achten, dass das Kind sich sicher fühlen kann. | |
Dass in einer Ausnahmesituation auch wieder „der ganze Rattenschwanz“ der | |
Trennungsgeschichte aufs Tablett kommen könne, sei verständlich, aber die | |
Eltern hätten die Pflicht, „Modell“ zu sein. | |
Vom Bundesgesundheits- und vom Bundesfamilienministerium kam bis | |
Redaktionsschluss keine Stellungnahme; ein Grund mehr, die Familie als Hort | |
der rationalen, liebevollen und demokratischen Entscheidungsfindung zu | |
reetablieren – und warum nicht eben gerade: die Patchworkfamilie. | |
20 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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