| # taz.de -- Tatort „Das perfekte Verbrechen“: Schuss aus der Elite-Schule | |
| > Der Berliner Tatort zeigt, dass es kein perfektes Verbrechen gibt. | |
| > Protagonisten sind „perfekte“ Eliten und ein Junge aus der Unterschicht. | |
| Bild: Erschossen mitten am Tag und mitten auf dem Gendarmenmarkt | |
| Wie und wo wohnt die (angebliche) Elite in Berlin? Natürlich in großen | |
| Villen in Grunewald, also da, wo man noch ein „Freiherr“ im Namen trägt und | |
| über einen Waffenschrank verfügt, weil die Jagd (neben Golf) zu den | |
| Oberschichten-Hobbys gehört: Kapitale Hirsche, geschossen von potenten | |
| Kapitalisten, es könnte einem schlecht werden. | |
| Alle in feinstem Zwirn, wirken die hübschen Jungschnösel – klar, alle weiß | |
| und angehende Juristen; Frauen sind hier nur Beiwerk –, auf den ersten | |
| Blick nett und adrett, wortgewandt sowieso, man hat das Auftreten schon von | |
| klein auf gelernt. Aber [1][auf den zweiten Blick? Was für ein elitärer | |
| Club.] | |
| Um einen solchen dreht es sich im neuen RBB-„[2][Tatort“] „Das perfekte | |
| Verbrechen“ – vielmehr um den Nachwuchs eines solchen. Schließlich müssen | |
| Einfluss und Macht auch zukünftig gesichert sein. Ist man(n) drin, locken | |
| Studium, Stipendium, ein Praktikum in einer renommierten US-Bank und später | |
| ein lukrativer Job. Seilschaft nannte man das früher oder auch Filz, heute | |
| läuft das unter Netzwerken. | |
| Wer zu diesem illustren Zirkel gehören will, hat ein Aufnahmeritual zu | |
| absolvieren und mehrere Aufgaben zu erfüllen. Und weil man es sich leisten | |
| kann, kriegt diesmal ein junger Mann aus einfachen Verhältnissen eine | |
| Chance. Der Neuanwärter, „Unterschichtenkind“ Benjamin Renz, kommt aus dem | |
| wesentlich einfacheren Stadtteil Oberschöneweide und ist – so wie seine | |
| Eltern – ein Habenichts. | |
| ## Klug durchdacht, hübsch ambivalent | |
| Gleich zu Beginn gibt es eine Tote. Punkt 12 Uhr mittags (also bitte!) wird | |
| auf dem belebten Gendarmenmarkt eine junge Frau erschossen. Keiner hat | |
| etwas gehört oder gesehen. | |
| Eine erste Standortbestimmung aber zeigt, dass der Schuss aus einem Raum | |
| der nicht weit entfernten Berlin School of Law abgegeben wurde. Es handelt | |
| sich dabei um eine private Elite-Hochschule, die Club-Mitglieder hielten | |
| dort gerade ein Kolloquium ab. Und eine der Aufgaben des Aspiranten | |
| Benjamin ist es, einen Vortrag zu halten – über das perfekte Verbrechen. | |
| Nun, um nicht zu viel zu verraten, kann man es kurz machen: Abgesehen von | |
| einigen Klischees ist das ein ziemlich perfekter „Tatort“, der nicht nur | |
| klug durchdacht, hübsch ambivalent und spannend ist, sondern auch gut | |
| gespielt ist, starke Dialoge bietet und deshalb einfach Spaß macht. | |
| Ein superbes Lehrstück über Manipulation und darüber, dass es natürlich gar | |
| kein perfektes Verbrechen geben kann. | |
| 15 Mar 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Elitenforscher-Michael-Hartmann/!5540990 | |
| [2] /Tatort/!t5007719/ | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Hergeth | |
| ## TAGS | |
| Wochenendkrimi | |
| Tatort Berlin | |
| Tatort | |
| Tatort | |
| TV-Krimi | |
| Militär | |
| Tatort | |
| Wochenendkrimi | |
| TV-Krimi | |
| Tatort Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| „Tatort“ aus Köln: Über waidwunde Typen | |
| Der Kommissar leidet an einer Fata Morgana. Die Küchentischpsychologie wird | |
| dem Thema psychische Krankheit nicht gerecht. | |
| Samstagskrimi im Ersten: Ein bisschen Urlaubsersatz | |
| Dünen aus Drohnenperspektive: In Husum möchte Komissarin Ria Larsen eine | |
| Mordserie aufklären. Der Täter wurde aber vielleicht schon gefasst. | |
| Niedersachsen-“Tatort“: Traumatisiert nach Mali-Einsatz | |
| Kommissarin Lindholm kommt dem Tod ungemütlich nahe und dubiosen | |
| Experimenten auf die Spur. Ein „Tatort“ über den militärisch-industriellen | |
| Komplex. | |
| Kölner „Tatort“: Wahrheiten über Trennungsfamilien | |
| Harte Themen, wenig Klischees und viel Gewalt. „Niemals ohne mich“ handelt | |
| von Gewalt in Familien und ist sicher der beste Köln-„Tatort“ sei Langem. | |
| Odenthal-“Tatort“ „Leonessa“: Öde „Wie könnt ihr nur“-Haltung | |
| Da wäre viel drin gewesen an Diskussionsstoff im „Tatort“ über freiwillige | |
| Sexarbeit von Minderjährigen. Aber es bleibt beim Moralisieren. | |
| Franken-„Tatort“: Trügerische Erscheinung | |
| Eine geschäftstüchtige Maklerin wird getötet. Aber war sie, wie sie schien? | |
| Der Tatort lehnt sich nicht nur musikalisch an ein prominentes Vorbild an. | |
| Wechsel bei RBB-„Tatort“-Kommissarinnen: Adieu, Meret! Bonjour, Corinna! | |
| Stabwechsel beim RBB-“Tatort“ – aber erst 2022: Meret Becker hört auf. D… | |
| Rolle als Kommissarin übernimmt Corinna Harfouch. |