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# taz.de -- Wahlwerbung in Bayern: Für Franz-Xaver und Traugott
> Ministerpräsident Markus Söder wirbt in der bayerischen Kommunalwahl mit
> persönlicher Ansprache. Aber nicht für alle.
Bild: Markus Söder spricht seine Bürger gern mit Vornamen an – wenn es denn…
Zu einer starken Demokratie gehört auch eine starke Wahlbeteiligung. Bayern
hat demnach die stärkste Demokratie im Ländervergleich: Höchste
Wahlbeteiligung bei den letzten Landtagswahlen im Bundesvergleich (72%) und
Platz zwei bei der Bundestagswahl 2017 (78,1%). Nur die Wahlbeteiligung zu
den Kommunalwahlen ist traditionell gering, das gilt auch für Bayern.
Damit der Freistaat auch in diesem Vergleich das Prädikat „Bollwerk der
Demokratie“ verdient, weiß Markus Söder, was zu tun ist: Bürgernähe! Auf
[1][bayernwahl2020.de] kann man Wahlaufrufe an sich, die Freund:innen,
Verwandte und Kolleg:innen versenden. Vorgelesen vom Ministerpräsidenten
höchst persönlich. „Hallo Patrick,“ begrüßt mich Markus. „Wahrscheinl…
überrascht es dich, direkt persönlich von mir zu hören. Deine Kumpels haben
mich gebeten, dich an etwas wichtiges zu erinnern: Am 15. März ist
Kommunalwahl.“
Cool, der zweit-wichtigste Mann im Freistaat (nach Ulli Hoeneß) spricht
direkt zu mir und kennt auch noch meinen Namen. Noch mehr Bürgernähe und
Markus Söder würde mir die Haare kraulen. Natürlich lässt er es sich nicht
nehmen, auch eine Wahlempfehlung auszusprechen. Etwas für Bayern zu
erreichen, „dass geht am besten mit den Kandidatinnen und Kandidaten der
CSU.“ Legitim. Immerhin muss auch ein Ministerpräsident Wahlkampf machen.
Um mit seiner personalisierten Wahlwerbung möglichst viele Bayern
ansprechen zu können, hat Markus keine Mühen gescheut und höchstpersönlich
391 Namen eingesprochen. Darunter auch selbst für Bayern mittlerweile
exotische Namen, wie Willibald, Traugott oder Franz-Xaver. Vermeintlich
nicht-deutsch klingende oder gar muslimische Namen sucht man vergeblich.
Nur eine Svetlana hat sich eingeschlichen, mit der man sich seinen
Wahlwerbespot basteln kann.
## Man sei ja nicht die MSU
Warum das so ist, hat Markus Söder bereits 2007 in einem [2][Interview] mit
der Welt am Sonntag klar gemacht: „Die CSU sollte nicht den Eindruck
erwecken, als wäre sie die Sammlungsbewegung für Muslime.“ Sie sei ja
schließlich nicht die MSU. Seitdem hat sich bei den Christ-Sozialen kaum
etwas getan. Zwei türkischstämmige haben sich von der [3][CSU zur
Bürgermeisterwahl] aufstellen lassen: [4][Ozan Iyibaş], der im Landkreis
Neufahrn zur Wahl steht und [5][Sener Şahin], der sich nach Protesten der
Parteibasis gezwungen sah, seine Kandidatur zurückziehen. Und obwohl Ozan
Iyibaş, genauso zur Partei gehört wie Markus und Sener in die
Christlich-Soziale-Union eintreten wollte, spricht Söder sie in seinem
Wahlwerbespot nicht direkt an.
Fakt ist: Auch Menschen mit Migrationsgeschichte können sich konservativen
Werten verbunden fühlen, vielleicht sogar noch eher als vermeintliche
„Bio-Deutsche“. Doch genau für diese Menschen scheint die Volkspartei CSU
blind zu sein. Selbst Schuld! Immerhin stellen sie ein Viertel der Bayern.
5 Mar 2020
## LINKS
[1] https://www.bayernwahl2020.de/
[2] https://www.welt.de/politik/article1441880/CSU-ist-keine-Sammlungsbewegung-…
[3] /Muslimischer-CSU-Buergermeisterkandidat/!5657617
[4] /CSU-Politiker-ueber-Muslime-in-der-Partei/!5654440
[5] /Rassismus-in-der-CSU/!5654483
## AUTOREN
Patrick Wagner
## TAGS
Bayern
CSU
Migrationshintergrund
Lesestück Recherche und Reportage
Markus Söder
Schwerpunkt Rassismus
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