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# taz.de -- Berliner Rufbus vor dem Aus: Der Tod holt den Berlkönig
> Rot-Rot-Grün spricht sich dagegen aus, den Rufbus mit Subventionen in
> Millionenhöhe zu unterstützen. Damit dürfte das Projekt am 30. April
> enden.
Bild: Der König ist (fast) tot, es lebe der...: Berlkönig-Fahrzeug im Einsatz
Berlin taz | Schon der Name enthält ja gewisse Anspielungen auf ein
eventuelles vorzeitiges Ableben. Nun steht der Rufbus Berlkönig der
Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) tatsächlich vor einem frühen Ende. In den
Fraktionssitzungen von SPD, Grünen und Linken am Dienstagnachmittag
herrschte Konsens, dem Projekt nicht die von der BVG geforderten 43
Millionen Euro jährlich für eine Fortsetzung und Ausweitung des Angebots
auf ganz Berlin zu bewilligen. Nach aktuellem Stand wird das Angebot daher
am 30. April eingestellt.
Das Modellprojekt [1][Berlkönig läuft seit zwei Jahren] als Kooperation
zwischen der BVG sowie dem Unternehmen Viavan, an dem zur Hälfte Mercedes
Benz beteiligt ist. Per App können Kunden die Fahrzeuge ordern, müssen aber
damit rechnen, dass Mitfahrer mit einem ähnlichen Ziel entlang der Strecke
zusteigen. Allerdings gilt das Angebot bisher nur in der östlichen
Innenstadt – weite Teile Berlins sind damit gar nicht zu erreichen. Das
wollte die BVG ändern.
Die Verkehrsbetriebe hatten in der vergangenen Woche versucht, die drei
Fraktionen zu überzeugen, das [2][umstrittene Projekt] fortzusetzen. Am
Montag hatte sich sogar der Koalitionsausschuss – wichtigstes Gremium bei
Streitfragen – mit dem Berlkönig beschäftigt. Letztlich war die Ablehnung
aber deutlich: „Die Zahlen überzeugen uns nicht“, bilanzierte Harald
Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, den Tenor der
Fraktionssitzung am Dienstag. Der Rufbus habe sich zwar dem Ziel, Verkehr
einzusparen und zu bündeln, angenähert, dieses aber nicht erreicht.
Tino Schopf, Verkehrsexperte der SPD, nannte die finanzielle Forderung
schlicht zu hoch: „43 Millionen Euro jährlich – da müssten wir bei anderen
wichtigen Verkehrsprojekten sparen“, sagte Schopf am Mittwochmorgen der
taz. Er nannte unter anderem die Anschaffung von neuen Bussen, den Ausbau
des Radnetzes und neue Ampelanlagen für Fußgänger.
## Kommunikation „unterirdisch“
Irritiert zeigte sich Schopf auch über die Kommunikation der BVG. Erst
Anfang Februar habe man erfahren, dass überhaupt eine solche
Finanzierungslücke auftauche. Eigentlich war das Pilotprojekt Berlkönig für
vier Jahre genehmigt, bis September 2022. Doch die BVG hat den Vertrag mit
Viavan lediglich für zwei Jahre geschlossen. Warum, sei ihm unklar, so
Schopf. Auch habe die BVG frühere Gespräche nicht genutzt, um auf das
Problem hinzuweisen. Er nannte die Kommunikation seitens der BVG
„unterirdisch“.
Die BVG verweist hingegen auf eine frühe Pressemitteilung, in der bereits
die Zweijahresfrist öffentlich gemacht worden sei. Offiziell erklärte sie
in einer Mitteilung: „Wir bedauern sehr, dass bisher keine Lösung zur
weiteren Finanzierung des Projekts gefunden wurde.“ Man habe sich sehr
bemüht, mit „Zahlen, Daten und Fakten die Bedeutung und Entwicklungschancen
des Berlkönigs“ darzulegen. Denn in der BVG ist man überzeugt: Der König
funktioniert und trage schon jetzt zur Reduktion des Verkehrsaufkommens
bei.
Für Schopf ist trotz der vorenthaltenen Zuschüsse das Projekt dennoch nicht
ganz tot – die Genehmigung laufe ja bis 2022. „Die zuständige
Senatsverwaltung für Verkehr und die BVG sind jetzt in der Pflicht, mit dem
Kooperationspartner ViaVan über die Fortsetzung zu verhandeln“, sagte er.
Er geht davon aus, dass auch bei dem Unternehmen ein Interesse und das
nötige Geld dafür vorhanden sei: „Berlin ist schließlich keine irrelevante
Stadt.“
Auch der Grüne Harald Moritz hält eine Fortsetzung im aktuellen Bereich für
sinnvoll: „Wenn die BVG das Angebot der östlichen Innenstadt weiter
anbietet, kann sie das machen.“ Er sieht hingegen die von der BVG
geforderte Ausweitung des Angebots auf das ganze Stadtgebiet kritisch. „Im
Außenbereichen wurde das gar nicht getestet.“ Sollten die Erlöse dort nicht
den Erwartungen entsprechen, könnte der Zuschuss des Landes sogar noch über
die 43 Millionen Euro pro Jahr steigen. „Das ist viel zu viel im Vergleich
zu den Zuschüssen für Busse und Bahnen der BVG.“
Die BVG sieht das anders. Aus Kosten-Nutzen-Sicht empfehle sich eine
Ausweitung auf ganz Berlin, heißt es in der Präsentation für die
rot-rot-grüne Koalition. Eine Konzentration lediglich auf die ganze
Innenstadt, für die lediglich Zuschüsse in Höhe von 11 Millionen Euro
jährlich nötig wären, beurteilen die Verkehrsbetriebe eher negativ, weil
„die verkehrstechnische Überlegenheit der Innenstadtlagen“ zementiert werde
– sprich jene profitierten, die jetzt schon das beste Angebot hätten.
19 Feb 2020
## LINKS
[1] /Erste-Bilanz-BerlKoenig/!5613034
[2] /Verkehrswende-in-Berlin/!5663733
## AUTOREN
Bert Schulz
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