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# taz.de -- Eine letzte Chance für den BerlKönig: Am Ende geht es wie so oft …
> Der BerlKönig stand auf der Kippe. Doch nun bekommt das umstrittene
> Experiment noch einmal eine letzte Gnadenfrist. Ein Wochenkommentar.
Bild: Genug Fahrzeuge gibt's jedenfalls: BerlKönig-Flotte auf BVG-Betriebsgel�…
Eine neue Idee oder eine innovative Technologie ist manchmal genau die
richtige Antwort auf vorhandene Probleme – trotzdem scheitern sie, weil die
Zeit für sie noch nicht reif ist. Beim BerlKönig, dem Ridepooling-Angebot
der BVG, könnte es genau so kommen. Wenn denn nicht in den kommenden drei
Monaten in den Gesprächen zwischen allen Beteiligten der Knoten platzt. Bis
Ende Oktober wurden die Verträge verlängert, sehr wahrscheinlich ist die
Rettung aber nicht.
Die Sache ist kompliziert. Das fängt schon damit an, dass viele potenzielle
KundInnen, nämlich die älteren Jahrgänge, das Konzept des Ridepooling – man
könnte sagen: „Algorithmus-optimiertes Sammeltaxi“ – noch gar nicht so
recht verstanden haben und mit den Zugangsmodalitäten (App? Kreditkarte?!
PayPal?!?) fremdeln. Oder dass unsere Mobilitätsgewohnheiten immer noch
andere sind. Mit Ridepooling kommt man deutlich komfortabler, weil ohne
umzusteigen und direkt, ans Ziel, aber nicht notwendigerweise schneller.
Das kann zu Produktenttäuschungen führen.
Schon deshalb dürfte klar sein, dass bei der Nachfrage nach dem Service
noch viel Luft nach oben ist und das Geschäft auf Zuschüsse angewiesen ist.
Öffentliche Zahlen gibt es nicht, aber dem Vernehmen nach buttert der
private BVG-Kooperationspartner ViaVan den Großteil zum laufenden
Verkehrsversuch zu, den Rest trägt die BVG, und vom Senat direkt kommt
praktisch – niente.
Dass es ohne Subventionen vorläufig nicht geht, zeigt das Schicksal des
Konkurrenten CleverShuttle. Die Bahn AG machte ihr defizitäres Projekt Ende
Juni praktisch von heute auf morgen dicht.
## Von Anfang an mit dem Experiment gefremdelt
Die Senatsverkehrsverwaltung fremdelte von Anfang an mit dem Experiment.
Und in dem druckfrischen Verkehrsvertrag mit der BVG, mit dem das Land bei
seinem Unternehmen die gewünschten Leistungen für die Jahre 2020–35
bestellt, kommt kein BerlKönig vor. Eine „unternehmerische Entscheidung“
sei es, ob die BVG mit dem Angebot weitermache, sagte Senatorin Regine
Günther (Grüne). Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt das Todesurteil für die
schwarz-bunten Vans.
Wie könnte nun doch noch ein Schuh daraus werden? Am ehesten, indem das
Land Berlin einen dringend benötigten Rufbus-Service für die Außenbezirke
ausschreibt – wovon auch im Verkehrsvertrag die Rede ist –, diesen aber mit
der Lizenz zum Innenstadt-Ridepooling verknüpft. In dieser Kombination
könnte sich das Modell möglicherweise tragen.
So richtig billig würde es für das Land sicher nicht. Aber dass die
Verkehrswende billig zu haben ist, hat ja nie jemand behauptet.
1 Aug 2020
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
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