# taz.de -- Alltag Berliner BusfahrerInnen: Stau, Zeitdruck, Pöbeleien | |
> Die Herausforderungen für Berlins BusfahrerInnen nehmen dramatisch zu – | |
> ihre Gehälter allerdings nicht. | |
Bild: Busfahrerin Ines Porter vor ihrem Arbeitsplatz | |
BERLIN taz | Sie fahren bei Regen, Schnee und Hitze, zu fast jeder Tages- | |
und Nachtzeit, bis in entlegene Straßen und Ortschaften. Morgens lärmen | |
Schulklassen, abends pöbeln Betrunkene. Der Alltag der Busfahrer ist nicht | |
leicht. Roland Maatz (51) arbeitet seit 2006 für die Berliner | |
Verkehrsbetriebe. „Früher bin ich in einem Dienst 80 Kilometer gefahren. | |
Heute fahre ich das Doppelte. In der gleichen Zeit, auf der gleichen | |
Strecke.“ | |
Die kurzen Abstände zwischen den Fahrten machen es Maatz unmöglich, zu | |
pausieren. „Du kommst an die Endhaltestelle und hast fünf Minuten, dann | |
bist du aber vielleicht schon drei Minuten zu spät. Bleiben noch zwei | |
Minuten Pause.“ Nicht genug Zeit, um zu verschnaufen. Dabei ist die Arbeit | |
am Steuer sehr anstrengend. | |
„An jeder Haltestelle müssen alle Sinne geschärft sein. Man ist permanent | |
gestresst. Das geht auf die Knochen, auf die Psyche. Der Job ist wesentlich | |
härter.“ Zu schaffen macht den Busfahrern auch der zunehmende Verkehr, | |
Baustellen, FalschparkerInnen und Staus. | |
Hinzu kommt die Unfreundlichkeit der Fahrgäste, wie Maatz’ Kollegin Ines | |
Porter (55) berichtet: „Ich muss mich immer konzentrieren, und wenn ich | |
dann ein ernstes Gesicht mache, werde ich von Fahrgästen angemacht.“ Porter | |
fährt die gelben Busse der BVG seit 2013 – lang genug, um vieles | |
wegzustecken. „Aber es gibt kleine, zarte Fahrerinnen, die können das | |
nicht. Von ‚Schlampe‘ über ‚Hure‘ und ‚Fotze‘ ist bei mir schon al… | |
gefallen.“ | |
## Wachsende Stadt | |
Porter ist oft unzufrieden mit ihrer Arbeitsumgebung. „Viele Busse sind | |
veraltet. Ich bin schon bei minus 10 Grad ohne Heizung gefahren, weil kein | |
Ersatzwagen kam.“ Fahrzeugmängel sollen per Funk gemeldet werden. „Aber | |
wenn ich nur vier Minuten Wendezeit habe, und drei Minuten zu spät bin, | |
kann ich nicht noch Mängel durchgeben.“ Trotz der hohen Arbeitsbelastung | |
bleiben Ines Porter am Monatsende nur rund 1.700 Euro. Das sei nicht | |
angemessen. „Er ist besser geworden, aber für die Anstrengung reicht er | |
nicht aus. Ich bin alleinerziehende Mutter und arbeite 36,5 Wochenstunden. | |
Mehr schaffe ich nicht.“ KollegInnen, die heute bei der BVG anfangen, | |
arbeiten planmäßig 39 Stunden. | |
Busfahrer Maatz wünscht sich mehr Einsatz von der Politik. „Wenn die Stadt | |
wachsen soll, müssen [1][bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV] geschaffen | |
werden.“ In Berlin ist dafür der Senat verantwortlich. Er kann die BVG | |
subventionieren, für bessere Haltestellen und Fahrpläne sorgen. Und das | |
müsse er auch, fordert Maatz. Sonst würde viele Kollegen gehen. „Im letzten | |
Jahr haben wir 500 Leute eingestellt. Aber wir wollen nicht nur einstellen, | |
wir wollen binden. Dazu braucht es aber gutes Geld und gute | |
Arbeitsbedingungen.“ | |
3 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Sara Wess | |
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