| # taz.de -- Nach politischem Dammbruch in Thüringen: Linke und SPD machen Druck | |
| > Rot-Rot-Grün und CDU beraten am Abend über einen Ausweg aus der | |
| > politischer Krise in Thüringen. Linke und SPDler fordern eine Wiederwahl | |
| > von Bodo Ramelow. | |
| Bild: Will es wieder werden: Bodo Ramelow als Ministerpräsident von Thüringen | |
| München/Erfurt afp/dpa | Etwa zwei Wochen ist es her, dass CDU und FDP | |
| zusammen mit der AfD in Thüringen den FDPler Thomas Kemmerich zum | |
| Ministerpräsidenten wählten. Nun, nach bundesweiter Empörung und [1][dem | |
| Abgang Kemmerichs,] kommen die Linke, SPD und die Grünen am Abend mit der | |
| [2][CDU in Erfurt] zusammen, um erneut über die Wahl eines | |
| Ministerpräsidenten zu sprechen. Im Vorfeld erhöhen die linken Parteien den | |
| Druck auf die Union. | |
| So bekräftigte Thüringens Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow ihre | |
| Forderung nach einer raschen Wahl des früheren Ministerpräsidenten Bodo | |
| Ramelow (Linke). | |
| Ihre große Hoffnung sei es, eine Wahl von Ramelow zum Ministerpräsidenten | |
| hinzubekommen, „und damit zumindest eine Regierung bilden zu können, um | |
| dann geordnet in Neuwahlen zu gehen“, sagte sie am Montag im Bayerischen | |
| Rundfunk. | |
| Sie wolle die Mauer nach rechts wieder schließen. „Das wäre | |
| gesellschaftspolitisch das größte Angebot, das wir machen können, und dass | |
| wir ja möglicherweise eine stabile Regierung Rot-Rot-Grün mit Duldung von | |
| CDU auf den Weg bringen können“, sagte die Linkenpolitikerin weiter. Wenn | |
| das alles nicht funktioniere, „dann gehen wir sofort in Neuwahlen“. | |
| ## Festgefahren | |
| Auch der SPD-Parteivize und Juso-Chef Kevin Kühnert forderte die Thüringer | |
| CDU zur Wahl von Bodo Ramelow auf. Niemand könne die CDU dazu zwingen, aber | |
| es wäre ein Akt der Schadensbegrenzung, sagte Kühnert der | |
| RTL/n-tv-Redaktion. „Und zwar die Begrenzung des Schadens, den die CDU ja | |
| selbst mit herbeigeführt hat im Thüringer Landtag.“ | |
| Der Weg für Neuwahlen in Thüringen müsse frei gemacht werden, verlangte | |
| Kühnert. Die Situation im Landtag sei doppelt festgefahren. Neben der | |
| ohnehin schon schwierigen Mehrheitssituation hätten sich die CDU- und | |
| FDP-Landtagsabgeordneten mit der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum | |
| Ministerpräsidenten mit Stimmen der AfD vor zwei Wochen unmöglich gemacht. | |
| Drei Tage nach der [3][höchst umstrittenen Wahl] am 5. Februar war | |
| Kemmerich zurückgetreten. Seitdem ist er geschäftsführend im Amt, bis ein | |
| neuer Ministerpräsident gewählt ist. | |
| Bodo Ramelow will sich dafür zur Wahl stellen, wenn es für ihn eine | |
| Mehrheit ohne AfD-Stimmen gibt – dafür sind aber mindestens vier Stimmen | |
| von CDU oder FDP nötig. Den Christdemokraten verbietet ein | |
| Bundesparteitagsbeschluss jede Form der Zusammenarbeit mit der AfD und den | |
| Linken. Linke, SPD und Grüne kommen im Parlament in Erfurt zusammen aber | |
| nur auf 42 Stimmen, für eine absolute Mehrheit wären 46 Stimmen nötig. | |
| ## Vorsichtige Annäherung | |
| Die CDU hatte zuletzt aber durchblicken lassen, sich bei einer neuen Wahl | |
| womöglich zu enthalten, so dass Ramelow im dritten Wahlgang die dann nötige | |
| relative Mehrheit erhalten könnte. | |
| Auch Ramelow war in den letzten Tagen auf die CDU zugegangen. Er sei | |
| bereit, sich mit der CDU auf Aufgaben wie den Landesetat für 2021 oder ein | |
| Investitionsprogramm für die Kommunen zu verständigen, sagte er der | |
| Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. „Ich hoffe, dass es gelingt, | |
| Verabredungen mit der CDU zu treffen, so dass die beginnende Staatskrise | |
| möglichst abgewendet wird.“ | |
| Ramelow hatte vorgeschlagen, dass er nach seiner Wahl den Weg für eine | |
| geordnete Neuwahl frei macht – möglichst nach einer Verständigung über den | |
| Etat für 2021, um Thüringen bis zu einer Landtagswahl handlungsfähig zu | |
| halten. | |
| „Auch eine Vereinbarung für Neuwahlen müssen wir zusammen treffen“, beton… | |
| Ramelow im dpa-Gespräch. Für eine Auflösung des Thüringer Landtags sind 60 | |
| der 90 Stimmen nötig. Rot-Rot-Grün hat zusammen 42 Stimmen, die CDU 21 und | |
| die FDP 5. | |
| 17 Feb 2020 | |
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