Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Berlinale-Pressekonferenz zu „Undine“: Die Schweigsame
> Paula Beer spielt „Undine“ im gleichnamigen Film von Christian Petzold.
> Auf der Pressekonferenz verliert sie kein Wort und sucht auch nach
> keinem.
Bild: Paula Beer braucht keine Worte, ihr Blick sagt alles auf der Pressekonfer…
Gedankenverloren blickt Paula Beer auf einen nicht klar erkennbaren Punkt
irgendwo vor sich. Der Blick entgleitet ihr immer wieder. Ob sie
mitbekommt, worüber Christian Petzold gerade redet, ist schwer zu sagen.
Der Regisseur beantwortet detailverliebt Fragen zu [1][seinem neuen Film
„Undine“], der im Wettbewerb der Berlinale zu sehen ist. Es ist – nach
[2][„Transit“ von 2018] – schon der zweite Petzold-Film, in dem Beer in
einer Hauptrolle zu sehen ist.
Diesmal spielt die 25-Jährige eine Museumsführerin, die von ihrem Freund
(Jacob Matschenz) wegen einer anderen verlassen wird, nur um sich wenige
Augenblicke später in einen Industrietaucher (Franz Rogowski) zu verlieben.
In Petzolds fünftem Berlinale-Film trägt Beer den Namen der titelgebenden
Sagengestalt Undine. Bereits bei Friedrich de la Motte Fouqué, Hans
Christian Andersen und auch in Disneys „Arielle“ taucht die Wassernymphe
unterschiedlich interpretiert auf. Ihr tragisches Schicksal ist stets
dasselbe: Erst durch die Liebe eines Mannes erhält sie eine sterbliche
Seele.
Doch so wenig selbstbestimmt wie im Fall von Disneys Meeresprinzessin ist
Petzolds Undine nicht. Die Männer, die ihr untreu werden, straft Undine aus
der Sagenwelt, indem sie sie umbringt. Auch Beer droht dem abtrünnigen
Exfreund in ihrer Rolle, ihn zu töten.
## Von der verlassenen Liebenden zur Heldin
„Frauen stecken meistens nur in Liebeskonstellationen, Männer sind Helden
in den verschiedensten Bereichen, Frauen in Hauptrollen müssen vor allem
stark und tough sein“, sagte Beer unlängst in einem Interview mit der
Berliner Zeitung. Diese Rollenverteilung gelte es aufzubrechen. Als Undine
schafft sie es, beides zu vereinen: Sie wird von der verlassenen Liebenden
zur Heldin durch Selbstbestimmung.
„Ich erzähle zu viel, oder?“, fragt Petzold plötzlich und wendet sich an
Beer – auch ihm muss ihre Geistesabwesenheit aufgefallen sein. Die Fragen
bei der Pressekonferenz zum Film gingen auch fast nur an den Regisseur,
dessen Arbeit alle Anwesenden zu lieben scheinen. Ein breites Lächeln
erscheint auf Beers Gesicht. Undine scheint wieder im Hier und Jetzt
aufgetaucht zu sein. Sie schüttelt den Kopf, Worte findet sie keine.
Vielleicht sucht sie aber auch nicht danach.
26 Feb 2020
## LINKS
[1] /Spielfilm-Undine-auf-der-Berlinale/!5665434
[2] /Romanverfilmung-im-Wettbewerb/!5482740
## AUTOREN
Sophia Zessnik
## TAGS
Schwerpunkt Berlinale
Paula Beer
Christian Petzold
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Berlinale
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Hollywood
Öffentlich-Rechtliche
## ARTIKEL ZUM THEMA
Serien auf der Berlinale: Endlich Normalität
Die Berlinale will mit ihrer Serien-Sektion mehr Sichtbarkeit wagen und
Sexualität neu denken. Mit ihren Coming-of-Age-Formaten gelingt ihr das.
„Schwesterlein“ im Berlinale-Wettbewerb: Hamlet reist in die Schweiz
In Stéphanie Chuats und Véronique Reymonds Berlinale-Beitrag spielt Nina
Hoss Lars Eidingers „Schwesterlein“. Und Eidinger ein bisschen sich selbst.
Spielfilm „Undine“ auf der Berlinale: Das romantische Gefühl
Christian Petzolds „Undine“ ist ein existenzialistischer Liebesfilm. Er
spielt vor der Kulisse einer restaurativen Berliner Gegenwart – aber mit
Nixe.
Berlinale Staralbum – Johnny Depp: Der überraschend Zurückhaltende
Zuletzt war Johnny Depp eher durch Skandale als gute Filme aufgefallen. Mit
der Hauptrolle in Andrew Levitas „Minamata“ will er's nun richten.
Zweite Staffel „Bad Banks“: Vom Main an die Spree
Die Miniserie spielt nicht mehr unter Anzugträgern in Frankfurt, sondern in
Berliner Start-ups. Sie bleibt eine gute Seifenoper im härteren Look.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.