# taz.de -- Fake-Verfassungsschutz-Plakate in Berlin: Adbusting gegen Geheimdie… | |
> Mit einer Adbusting-Aktion weisen Aktivist:innen auf die unrühmliche | |
> Geschichte des Geheimdienstes hin. Anlass ist der Polizeikongress in | |
> Berlin. | |
Bild: Mit Grüßen an die Sicherheitsbehörden: Pünktlich zum Polizeikongress … | |
BERLIN taz | Glaubt man dem Verfassungsschutz, dann muss [1][Adbusting], | |
also das satirische Verfremden von Werbeplakaten zwecks Spaß oder Kritik an | |
Kapitalismus und Sicherheitsbehörden, ziemlich gefährlich sein. Denn warum | |
tauchen sonst [2][derartige Satire-Aktionen] im aktuellen | |
Verfassungsschutzbericht als Aktionsform im Bereich „gewaltorientierter | |
Linksextremismus“ auf? So hätten Linksextreme in Berlin anlässlich des | |
Europäischen Polizeikongresses 2018 durch verfremdete Plakate gezielt | |
versucht, „Polizeibehörden in der Öffentlichkeit zu diskreditieren“, und | |
leisteten so Gewalt Vorschub, wie der Geheimdienst im Bericht insinuiert. | |
Nun, derzeit halten sich anlässlich des diesjährigen Polizeikongress | |
wiederum viele Chef:innen von Sicherheitsbehörden in Berlin auf. Und erneut | |
gibt es eine extra auf dieses Event zugeschnittene klandestine | |
Werbeattacke. Diesmal im Zentrum: das Bundesamt für Verfassungsschutz | |
(BfV). So haben mutmaßliche Adbuster:innen laut einem Text auf Indymedia | |
über 35 gefälschte Werbeplakate für das Bundesamt für Verfassungsschutz in | |
Plakatkästen und an Bushaltestellen der Wall AG platziert. | |
Seit Dienstagabend kursierende Fotos der Plakate erinnern an eine | |
tatsächlich derzeit in U-Bahnen präsente Personalkampagne des | |
Geheimdienstes. Auf dem zweiten Blick ist allerdings etwas faul: So steht | |
unter dem offiziellen Banner des BfV etwa: „Rassismus schützen? Bewirb Dich | |
beim Verfassungsschutz: Unsere Behörde wurde von Alt-Nazis gegründet. Diese | |
autoritäre, rassistische und sexistische Kultur pflegen wir bis heute. | |
Werde Spitzel/in.“ Oder: „Bock auf Männderbund? Bewirb Dich beim | |
Verfassungsschutz: Leute bespitzeln, in Privatem von Anderen nach Belieben | |
rumschnüffeln, staatliche Gewalt legitimieren.“ Und: „Willkürliche Gewalt | |
schützen? Bewirb Dich beim Verfassungsschutz: Um Ausbeutung und | |
Ungerechtigkeit zu erhalten, tun wir alles: Bespitzeln, Einschüchtern, | |
Hetzen, beim Töten zusehen.“ | |
Unter einer verkürzten URL verweist das Plakat dann noch auf die größten | |
Skandale der an Skandalen nicht armen [3][Geschichte des | |
Inlandsgeheimdienstes]. Stichwort Alt-Nazis: Eine [4][historische | |
Kommission zur Aufklärung] stellte 2011 zunächst „einen stark reduzierten | |
Quellenbestand“ fest und konnte dann trotzdem bei mindestens 13 Prozent der | |
Mitarbeiter:innen zwischen 1950 und 1975 einen NS-Hintergrund feststellen. | |
Als Verfasser:in des Textes [5][auf Indymedia] ist ein Ministerium für | |
Veralberung (BfV) angegeben. Zitiert wird dort auch eine mutmaßliche | |
Adbusterin mit dem Namen Cora Maaßen: „Der Geheimdienst stellt in seinem | |
Verfassungsschutzbericht die Aktionsform Adbusting auf eine Stufe mit | |
Gewalt gegen Cops.“ Für diese nette PR wolle man sich revanchieren: „Der VS | |
sagt in seinem Bericht, was er über Adbusting denkt. Da dachten wir uns, | |
wir zeigen ihnen mal, was wir von ihnen denken“. Neben [6][Links] zu | |
lesenswerten Blog-Einträgen wie dem NSU-Watchblog finden sich dort noch | |
zehn Bilder von gebusteten Plakaten: Einige von ihnen hängen an durchaus | |
prominenten Orten: Vor Bundestag, Hauptbahnhof und Breitscheidplatz. | |
5 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Aktivist-ueber-Adbusting/!5499350 | |
[2] /Gerichtsverfahren-in-Berlin/!5628524 | |
[3] https://www.dw.com/de/der-verfassungsschutz-und-seine-skandale/a-45500690 | |
[4] https://www.verfassungsschutz.de/de/das-bfv/geschichtsprojekt-bfv/zwischene… | |
[5] https://de.indymedia.org/node/63532 | |
[6] https://www.nsu-watch.info/tag/verfassungsschutz/ | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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