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# taz.de -- Veränderung des Osnabrücker Stadions: Fußballromantik aus Stein
> Die Initiative Mythos Bremer Brücke fordert, dass das Stadion des VfL
> Osnabrück erhalten wird. Baumaßnahmen sind wegen den Auflagen der DFL
> nötig.
Bild: Ein Flickwerk: Das Stadion Bremer Brücke des VfL Osnabrück
Osnabrück taz | Die Flutlichtmasten ragen aus der Häusersiedlung heraus.
Das Stadion des VfL Osnabrück liegt „mitten im Arbeiterbezirk Schinkel“,
sagt Christian Harpenau – unweit der Eisenbahnbrücke, die dem Stadion
seinen Namen gegeben hat: Bremer Brücke. Harpenau kämpft dafür, dass es bei
diesem Standort bleibt. Denn aufgrund der Auflagen, die die Deutsche
Fußball Liga (DFL) an den Zweitligisten Osnabrück gestellt hat, ist ein
Neubau an anderer Stelle zumindest im Gespräch.
Harpenau engagiert sich dagegen in der Initiative „Mythos Bremer Brücke“.
Das Stadion des VfL Osnabrück ist zusammengewürfelt. An vielen Stellen
wurde angebaut und modernisiert. An vielen Ecken verströmt das Stadion noch
den Geruch der goldenen Siebziger, in denen der Verein schon einmal
zweitklassig gespielt hat – an manchen Stellen riecht es aber auch einfach
nach Pisse.
„Die Toiletten sind auf dem Stand der 70er-Jahre“, sagt Harpenau. Für ihn
hat dieses Stadion trotz seines Zustands einen ganz eigenen Mythos. Das
beginnt für den 49-jährigen Projekt-Ingenieur schon bei der Anreise zum
Stadion. Das Arbeiterviertel Schinkel sei „nicht das schickste Viertel der
Stadt“. Aber hier gebe es Kneipen oder Buden, wo man vor dem Spiel mit
anderen Fans ein Bier trinken könne, sagt Harpenau. „Ich kann mit dem
Fahrrad zum Fußball fahren.“
Viele Dinge am und im Stadion seien [1][improvisiert]. Und genau das mache
die Bremer Brücke einzigartig und sympathisch. „Das ist ein Gegensatz zu
den durchgestylten Arenen in anderen Städten.“
## In die Jahre gekommen
Die DFL fordert jedoch, dass sich der Verein den anderen Klubs annähert.
Nachdem der VfL in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, drängt die Liga auf
zahlreiche Sanierungsmaßnahmen. Unter anderem muss der VfL das Stadiondach
erweitern und die Flutlichtmasten aufrüsten, damit genügend Licht für die
TV-Übertragungen vorhanden ist.
Keine Frage: Das Stadion an der Bremer Brücke ist in die Jahre gekommen.
Aber Harpenau wünscht sich einen nachhaltigen und wirtschaftlich sinnvollen
Umbau. Die Auflagen der DFL seien zu hart. Mehr noch: Die oberen Ligen
seien eine Art „Closed Shop“. Als Beispiel führt er den SV Rödinghausen a…
Der aktuelle Tabellenführer der Regionalliga West verzichtet auf einen
möglichen Aufstieg in die 3. Liga mit dem Argument, die wirtschaftlichen
Auflagen des DFB seien nicht sinnvoll. „Wir müssen erst in Beine und nicht
in Steine investieren, damit sich der Verein in der 2. Liga etablieren
kann“, sagt Harpenau über den VfL.
Auch Heiko Schulze ist Osnabrück-Anhänger. Jeder Fan werde sagen, dass das
Stadion seines Vereins einzigartig sei, so der Historiker. „Aber die
gewachsene Architektur gibt der Bremer Brücke ein Gepräge.“ Der 65-Jährige
geht seit 1965 ins Stadion. Er erzählt davon, dass sich die Mannschaften
früher in einer benachbarten Schule umgezogen haben und in der Halbzeit auf
dem Platz blieben.
Eine in Stein gemeißelte Erinnerung ist „Omas Ecke“. So wird der Eckbereich
zwischen der Nord- und der Westtribüne bezeichnet, der seit dem
Wiederaufbau des Stadions nach dem Zweiten Weltkrieg offen blieb. Das
Grundstück gehörte einer mittlerweile verstorbenen Frau, die es nicht
verkaufen wollte – die Erben ebenso wenig. Schulze erinnert sich daran,
dass vor neun Jahren ein 20 Meter hoher Turm, der sogenannte „VIP Tower“,
in diese Ecke gebaut werden sollte. Dort sollten zahlungskräftige Edelfans
„thronen“. „Damit hätte sich der VfL der Lächerlichkeit preisgegeben“…
Schulze. „Diese VIPs hätten so wie einst der Adel über dem Volke gesessen.�…
## Signale aus dem Rathaus
Die Neue Osnabrücker Zeitung [2][berichtet], dass ein Stadionneubau im
Stadtteil Gartlage im Gespräch sei. Seitens des VfL wird von einem
„Vollumbau“ gesprochen. Geschäftsführer Jürgen Wehlend betonte in der
Vergangenheit immer wieder, dass die Bremer Brücke ligaunabhängig in der
jetzigen Form nicht zukunftsfähig sei.
Aus dem Osnabrücker Rathaus sind Signale zu vernehmen, die als Votum für
einen Stadionneubau verstanden werden können. Für Harpenau wäre ein neues
Stadion buchstäblich ein „No Go“. Er möchte nicht in eine Event-Arena
gehen. Denn: „An der Bremer Brücke ist man auf einem Fußballplatz.“
Diesen Heimvorteil hätte der VfL gestern wohl gern genutzt. Beim
Auswärtsspiel gegen den Karlsruher SC reichte es nur für ein 1:1.
17 Feb 2020
## LINKS
[1] /Locker-Room-Talk-im-Theater-Osnabrueck/!5392481
[2] https://www.noz.de/sport/vfl-osnabrueck/artikel/1969655/plan-b-von-stadt-un…
## AUTOREN
Thomas Wübker
## TAGS
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