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# taz.de -- Sorgen britischer Unis vor dem Brexit: Johnsons Braindrain
> Den Verlust von Wissenschaftlern hat Boris Johnson für seinen Brexit in
> Kauf genommen. Will er exzellente Forschung, muss er jetzt handeln.
Bild: Die Rechnung geht nicht auf: Mit dem Brexit schließt Boris Johnson Unis …
Der Name des Programms, das die 136 britischen Unis von ihren Brexit-Sorgen
befreien soll, klingt fast wie eine Fernsehshow im Abendprogramm: Global
Talent Visa. Erst diesen Montag, fünf Tage [1][vor dem Austritt der Briten
aus der Europäischen Union,] hat die Regierung in London das Visa-Ass aus
dem Ärmel gezogen und versprochen, ab dem 20. Februar die besten
Wissenschafter:innen weltweit ins Königreich zu locken. Von einem Signal an
die „talentiertesten Köpfe der Welt“ spricht Premierminister Boris Johnson:
Seht her, wir schotten uns nicht ab! Guckt, wir wollen doch die besten
Wissenschaftler:innen aus dem Ausland!
Das Problem ist: Großbritannien beschäftigt schon ziemlich viele
ausländische Forscher:innen. Fast jede und jeder fünfte der rund 211.000
Uni-Beschäftigten stammt aus der EU. Und für die hat Johnson keine so
warmen Worte parat. Zwar dürfen EU-Bürger:innen, die jetzt schon in
Großbritannien leben, bleiben. Was aber beispielsweise mit Pendler:innen
zwischen London und dem Festland passiert oder mit denjenigen, die später
für ein paar Jahre außer Landes forschen, aber wieder zurückkehren wollen,
scheint Johnson schnuppe zu sein. Auch ob Großbritannien weiter eng mit der
EU in Forschungsfragen kooperiert, ließ er bislang offen. Die Frage aber
treibt die britischen Unis um wie keine zweite. An der Antwort hängen
Tausende Jobs – und viel Geld.
Allein aus dem aktuellen [2][EU-Forschungsprogramm] „Horizon 2020“ erhalten
britische Unis 6,37 Milliarden Euro. Jedes dritte durch Horizon geförderte
Projekt findet auf der Insel statt. Ob Wissenschaftler:innen aus London,
Swansea oder Edinburgh auch nach 2020 gefördert werden, hängt davon ab, was
Boris Johnson in den kommenden Monaten mit der EU aushandelt.
Kein Wunder, dass vielen EU-Bürger:innen die Unsicherheit schlicht zu groß
geworden ist. Der Exodus renommierter Forscher:innen ist so spürbar, dass
deutsche Unis öffentlich frohlocken, plötzlich „etablierte Wissenschaftler�…
zu bekommen. Früher seien ja „eher junge Leute“ gekommen. Klingt fast nach
Schadenfreude.
Den Braindrain hat Boris Johnson für seinen Brexit in Kauf genommen. Wenn
ihm wirklich was an exzellenter Forschung at home liegt, muss er jetzt
dafür sorgen, dass die Europäer:innen in Zukunft wieder kommen wollen. Und
das geht nur, indem er ihnen einen Aufenthaltsstatus zusichert – und
Studierenden auch künftig die Gebühren erlässt. Bis Ende des Jahres wollen
London und Brüssel sich darauf verständigen. Eine Verlängerung hat Johnson
ausgeschlossen. Was nicht unbedingt zur Beruhigung der britischen Unis
beiträgt.
Anm. d. Red.: In einer früheren Version hieß es, dass laut BBC die Hälfte
der rund 211.000 Uni-Beschäftigten aus der EU stamme. Der tatsächliche
Anteil beträgt [3][laut der britischen Higher Education Statistics Agency]
jedoch nur 18 Prozent.
29 Jan 2020
## LINKS
[1] /Quiz-zum-Brexit/!5656197
[2] /Entwicklung-und-Innovation-in-der-EU/!5420060
[3] https://www.hesa.ac.uk/news/23-01-2020/sb256-higher-education-staff-statist…
## AUTOREN
Ralf Pauli
## TAGS
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Bildung
Forschung
Großbritannien
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Forschungsförderung
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