Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- 117 neue Emojis: Aber was willst du denn? 🤔
> Erleichtern Emojis die Kommunikation? Nicht wirklich. Die Bildchen
> liefern nur noch mehr Möglichkeiten, einander falsch zu verstehen.
Bild: Eine Auswahl der neuen 117 Emojis
Zugegeben: Unter den 117 neuen Emojis gibt es auch sinnvolle. Die hat das
[1][Unicode-Konsortium] diese Woche im Rahmen der [2][13. Erweiterung des
Kommunikationsbildchensets] präsentiert. Hilfreich ist etwa die
italienische Geste, bei der die Hand nach vorn gestreckt wird, die Finger
aneinander nach oben, leichte Von-oben-nach-unten-Bewegung der Hand. „Ma
che vuoi“, heißt die Geste, zu Deutsch etwa: „Geht’s noch?“
Auch die [3][Transfahne oder der Bräutigam mit Schleier ist gut
verwendbar], die Olive oder das Mammut, auch Eisbär, Fliege, Herz, Leber
und Bumerang und all die anderen neuen Bildchen, schrecklich putzig,
schrecklich praktisch, total anschaulich. Aber Moment. Wann haben wir
eigentlich damit angefangen, alle schriftlichen Äußerungen noch mit einem
Minibild zu bekräftigen? Oder, noch schlimmer, ganz auf Wörter zu
verzichten und nur noch mit Emojis zu kommunizieren?
Es war die Zeit, in der mobile Kommunikation den 160-Zeichen-SMS-Level
verließ, die Ära von WhatsApp und Co also. 2015 wurde [4][ein Emoji] im
englischsprachigen Raum Wort des Jahres, seit 2014 wird der Welt-Emoji-Tag
begangen, in Japan wurden Emojis angeblich schon in den 1990ern benutzt.
Und Emoticons, also GefĂĽhlsausdruck durch Satzzeichen, sind noch viel
älter. [5][Der Philosoph Ludwig Wittgenstein tönte 1938], nur mit wenigen
Satzzeichen könne er besser Emotionen darstellen als mit Wörtern. Geht’s
noch? Das stimmt doch nur, wenn es eine einzige mögliche Interpretation
gibt. Gibt es aber nicht. Emojis kommen nicht ohne Kontext aus, auch nicht
ohne einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund, in dem einem Emoji eine
eindeutige Bedeutung zugeschrieben wird.
Bedeutet der lachende Kackhaufen jetzt, dass man als Schreibende_r trotz
all der ScheiĂźe noch lacht? Oder dass die_der Lesende scheiĂźe ist? DrĂĽckt
dieses zähnezeigende Gesicht Angst aus? Oder gute Miene zum bösen Spiel?
Und die genannte Geht’s-noch-Geste hat sogar im Italienischen eine doppelte
Bedeutung: Wenn sich nämlich nicht die Hand von oben nach unten bewegt,
sondern die Finger sich zueinander bewegen, sagt die Geste: Ganz schön voll
hier.
[6][Nach der aktuellen Erweiterung gibt es ganze 1.809 Emojis.] Das sind zu
viele Möglichkeiten, sich misszuverstehen. Zum Glück gibt es eine
Alternative: Wir können auf einen gemeinsamen Code zurückzugreifen, der aus
nur 26 Symbolen besteht und sich flexibel zu unterschiedlichsten
Bedeutungen zusammensetzen lässt: das Alphabet.
31 Jan 2020
## LINKS
[1] https://home.unicode.org/
[2] https://emojipedia.org/emoji-13.0/
[3] /Mehr-Vielfalt-unter-den-Emojis/!5571391
[4] /Unicode-Konsortium-stellt-neue-Emojis-vor/!5571353
[5] https://qz.com/1261293/ludwig-wittgenstein-was-the-great-philosopher-of-the…
[6] https://unicode.org/emoji/charts/full-emoji-list.html
## AUTOREN
Malte Göbel
## TAGS
Emojis
Kommunikation
Smartphone
Unternehmen
Emojis
Emojis
Schwerpunkt #metoo
## ARTIKEL ZUM THEMA
Digitale Kommunikation: Politische Ă–konomie des Emojis
Emojis sind heute mehr als lustige Symbole fĂĽr den privaten Chat. Sie sind
längst politisches und ökonomisches Kommunikationsmittel.
Mehr Vielfalt unter den Emojis: Endlich seht ihr uns ähnlich!
Die neuen Chat-Symbole zeigen behinderte und nicht-binäre Menschen, aber
auch Alltagsobjekte aus Asien. Davon können wir nicht genug kriegen.
Unicode-Konsortium stellt neue Emojis vor: Banjo, Axt und Beinprothese
Insgesamt 230 neue Symbole werden in diesem Jahr dem Emoji-Katalog
hinzugefĂĽgt. Darunter befinden sich viele, die Vielfalt und Inklusion
darstellen sollen.
Dinge des Jahres 2018: Mit Emojis gegen die Zensur in China
Darf Pu der Bär in den Honigtopf greifen, oder gibt es dann in China eine
Revolution? Und was hat ein Reishase damit zu tun? Eine Ăśbersetzung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.