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# taz.de -- Harvey Weinstein vor Gericht: Anklage auch in Los Angeles
> Der Hollywood-Produzent steht wegen Vorwürfen sexueller Gewalt in New
> York vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles erhebt nun
> ebenfalls Anklage.
Bild: Kundgebung in New York zum Prozessauftakt gegen Weinstein
New York ap | Nach dem Beginn [1][eines Verfahrens wegen sexueller
Übergriffe in New York] hat auch die Staatsanwaltschaft in Los Angeles
Anklage gegen den Filmmogul Harvey Weinstein erhoben. Beweise würden
zeigen, dass der frühere Hollywood-Produzent seine Macht und seinen
Einfluss missbraucht habe, um an seine Opfer heranzukommen, teilte am
Montag die Bezirksstaatsanwältin von Los Angeles County mit, Jackie Lacey.
Es geht um eine mutmaßliche Vergewaltigung sowie eine mutmaßliche sexuelle
Nötigung im Jahr 2013. Bei dem Prozess in New York wird Weinstein ein
anderer Fall von Vergewaltigung vor sieben Jahren vorgeworfen, außerdem
wird er dort beschuldigt, 2006 eine andere Frau sexuell genötigt zu haben.
Auf die neuen Anschuldigungen reagierten Weinsteins Anwälte nicht sofort.
Die Ermittlungen in L.A. waren ihnen aber bekannt, wie sie vor Gericht in
New York vor dem Bekanntwerden der Anklage sagten. „Wir haben keine
Kontrolle darüber, was in Los Angeles oder anderswo passiert“, sagte der
Anwalt Damon Cheronis. Vor Beginn des Verfahrens in New York hatte
Weinstein auf nicht schuldig plädiert; alle Handlungen seien einvernehmlich
gewesen. Im Fall eines Schuldspruchs droht ihm dort bis zu lebenslange
Haft. Bei der Anhörung am Montag ging es zunächst um Verfahrensfragen. Die
Auswahl der Geschworenen wird ab Dienstag beginnen.
Im Prozess will die Staatsanwaltschaft einige der mehr als 75 Frauen
aussagen lassen, die Weinstein öffentlich des sexuellen Fehlverhaltens
beschuldigt haben. Seine Anwältin Donna Rotunno erklärte, die Anklage stehe
auf schwachen Füßen. Sie werde die Beschuldigerinnen aggressiv ins
Kreuzverhör nehmen. „In diesem großartigen Land ist man unschuldig, bis
eine Schuld erwiesen ist“, sagte sie.
## Verjährte Fälle
In Los Angeles County teilte Bezirksstaatsanwältin Lacey derweil mit,
Weinstein müsse sich wegen zwei unabhängig voneinander stehenden Fällen im
Jahr 2013 verantworten. Binnen zwei Tagen soll er zuerst eine Frau in ihrem
Hotelzimmer vergewaltigt und sich in der Nacht darauf in einer Suite an
einer anderen sexuell vergangen haben. Diese Frau wird zur Aussage bei dem
Verfahren in New York erwartet.
Die Ermittler gingen noch Vorwürfen von drei anderen Frauen nach, sagte
Lacey. Weil die Anschuldigungen drei weiterer Frauen verjährt seien, sehe
die Staatsanwaltschaft in deren Fällen von einer Strafverfolgung ab.
Die Weinstein zur Last gelegten Übergriffe in Los Angeles sollen sich
wenige Tage vor der Oscar-Verleihung 2013 ereignet haben, bei der Weinstein
mit seiner damals schwangeren Frau auf dem roten Teppich abgelichtet worden
war.
Falls Weinstein in Los Angeles verurteilt wird, drohen ihm bis zu 28 Jahre
Haft. Laut Lacey soll Weinstein vor Gericht in Kalifornien erscheinen,
sobald sein Prozess in New York abgeschlossen ist. Einen Zusammenhang
zwischen der Bekanntgabe der Anklage in L.A. und dem Prozessbeginn in New
York schloss sie aus.
In New York war Weinstein am Montag im schwarzen Anzug und mit einer
Gehhilfe am Gerichtsgebäude eingetroffen, nachdem er zuletzt am Rücken
operiert worden war. Auf die Frage, wie es seinem Rücken gehe, antworte er
mit einem dünnen Lächeln und einer „Geht so“-Geste. „Nicht so gut“, s…
er. „Besser.“
Die Auswahl der Geschworenen dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, etwa
weil manche Kandidaten wegen der umfassenden medialen Berichterstattung
möglicherweise voreingenommen sind und deshalb abgelehnt werden könnten.
## Protest zum Prozessauftakt
Weinsteins Ankunft beobachteten auf der anderen Straßenseite
Schauspielerinnen wie Rosanna Arquette und Rose McGowan sowie andere
Frauen, die nach eigenen Angaben von ihm sexuell genötigt wurden. „Er sieht
feige aus. Er hat uns nicht angeschaut“, erklärte eine von ihnen, Sarah Ann
Masse. „Dieser Prozess ist eine kulturelle Abrechnung, egal wie er
juristisch ausgeht“, sagte sie.
Schauspielerin McGowan dankte den Frauen, die als mutmaßliche Opfer
aussagen werden. Sie stünden für viele weitere, die keine Chance auf eine
Aussage erhielten. „Sie stehen für uns, und ich bin ungeheuer stolz auf
sie“, sagte McGowan.
Die ersten Anschuldigungen wurden im Oktober 2017 von der Zeitung The New
York Times und dem Magazin The New Yorker enthüllt. Nach dem Bekanntwerden
der mutmaßlichen Missbrauchsfälle in Hollywood entstand eine unter dem
[2][Schlagwort „Me too“] bekannt gewordene Bewegung, mit der Frauen
weltweit auf das Ausmaß sexueller Übergriffe aufmerksam machten.
7 Jan 2020
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