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# taz.de -- Proteste gegen Regime in Teheran: Die Lügen der Mullahs
> Die dreiste Lüge über den Flugzeugabschuss hat das Vertrauen des
> iranischen Volks in seine Machthaber zerstört. Die Wunde wird kaum zu
> heilen sein.
Bild: Mahnwache für die getöteten Flugzeuginsassen in Teheran
Dumm gelaufen für die Machthaber in Iran. Bis Anfang der Woche war aus
ihrer Sicht alles noch wunderbar. Obwohl sie im November die landesweiten
Proteste niedergeschlagen und Hunderte Demonstranten gezielt getötet
hatten, waren Millionen ihrem Ruf zur Teilnahme an den Trauerfeiern für den
von den USA getöteten [1][General Soleimani] gefolgt. Damit konnte die
Führung stolz behaupten, das ganze Volk stehe wie ein Bollwerk hinter ihr.
Die Gottesmänner versprachen dem Volk, Rache zu üben. Die Vergeltung werde
für die USA „furchtbar“ sein, drohten die Generäle. Aber den Amerikanern
teilten sie in geheimer Mission über die Schweizer Botschaft mit, die
Reaktion werde harmlos ausfallen. Tatsächlich feuerten sie ein paar Raketen
auf zwei irakische Stützpunkte, warnten zuvor die Iraker und damit auch
indirekt die Amerikaner und sorgten somit dafür, dass es keine Opfer gab.
Dem eigenen Volk erzählten sie, bei dem Angriff seien 80 Amerikaner ums
Leben gekommen. Du sollst nie lügen, so heißt es auch im Koran.
„Alles ist gut“, twitterte US-Präsident Trump. Die Welt atmete auf, eine
militärische [2][Konfrontation war ausgeblieben]. Man bescheinigte den
Machthabern in Iran, vernünftig gehandelt zu haben. Aber dann kam der
Flugzeugabsturz. Ohne Zweifel war die gesamte iranische Führung gleich nach
dem Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine über den Vorfall informiert
worden. Doch drei Tage lang wurde die Wahrheit vertuscht. Die
gleichgeschalteten Medien folgten den Anweisungen der Führung, belogen das
eigene Volk und die ganze Welt. Erst als der Druck von außen wuchs und
ausreichend Indizien vorlagen, gab Teheran zu, das Flugzeug „versehentlich“
abgeschossen zu haben.
Nach dieser dreisten Lüge war es mit dem Burgfrieden zwischen den
Machthabern und dem Volk vorbei. In mehreren Städten gingen und gehen
Tausende [3][wutentbrannt auf die Straße]. Sie machen direkt
Revolutionsführer Ali Chamenei für die Tötung der 176 Insassen der
abgeschossenen Maschine und für die große Lüge verantwortlich. Die Parolen
sind dabei radikal wie nie: Die Demonstranten verlangen Chameneis
sofortigen Rücktritt, bezeichnen ihn als „Mörder“, „Lügner“ und „V…
Die Proteste deuten auf einen totalen Vertrauensverlust zwischen dem Volk
und der Staatsführung hin. Das Regime wird versuchen, mit einigen
Bauernopfern die entstandene außenpolitische Krise zu überwinden. Im Innern
des Landes aber wird die neu aufgerissene tiefe Wunde kaum noch zu heilen
sein.
12 Jan 2020
## LINKS
[1] /Trauerfeier-fuer-General-Soleimani/!5653776
[2] /Konflikt-zwischen-USA-und-Iran/!5654704
[3] /Krise-im-Iran-nach-Flugzeugabschuss/!5655148
## AUTOREN
Bahman Nirumand
## TAGS
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Ajatollah Ali Chamenei
Teheran
Schwerpunkt Iran
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