# taz.de -- Flugzeug-Absturz bei Teheran: Iran gibt Abschuss zu | |
> Iran gibt zu: Die am Mittwoch abgestürzte ukrainische Passagiermaschine | |
> ist abgeschossen worden – versehentlich. Menschen hätten versagt. | |
Bild: Iran sagt, es sei wegen der US-Aggression in erhöhter Alarmbereitschaft … | |
TEHERAN dpa | Nach [1][tagelangen Dementis] hat der Iran nun doch | |
eingeräumt, für den Absturz des ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 | |
Opfern verantwortlich zu sein. Das Militär habe die Maschine | |
„unbeabsichtigt“ abgeschossen, es handele sich um einen „menschlichen | |
Fehler“, hieß es am Samstagmorgen in einer Presseerklärung im | |
Staatsfernsehen. Die iranischen Streitkräfte bedauerten den Vorfall. Zuvor | |
hatte der Iran einen Abschuss der Maschine vehement bestritten und erklärt, | |
eine technische Ursache habe zu der Katastrophe geführt. | |
Nach Angaben der Streitkräfte gab es an dem Unglückstag mehrere | |
US-Drohungen, iranische Ziele anzugreifen. Daher habe im iranischen Militär | |
„höchste Alarmbereitschaft“ geherrscht. Nachdem sich dann die ukrainische | |
Maschine einer „strategisch wichtigen Militäranlage“ genähert habe, sei | |
dies „versehentlich“ als eine Drohung eingestuft und die Maschine | |
abgeschossen worden, hieß es in der Presseerklärung. | |
Kurz vor dem Absturz am Mittwoch hatte der Iran zwei von US-Soldaten | |
genutzte Stützpunkte im Irak angegriffen. Kurze Zeit später [2][war die | |
ukrainische Maschine abgestürzt]. Am Freitag hatten sich bereits mehrere | |
EU-Staaten, die USA und Kanada davon überzeugt gezeigt, dass es sich um | |
einen wohl versehentlichen Abschuss durch den Iran handeln müsse. Unter den | |
Absturzopfern waren unter anderem 57 Kanadier. | |
In der iranischen Pressemitteilung hieß es weiter, die für den Abschuss | |
verantwortliche Person werde vor ein Militärgericht gestellt, es werde | |
wegen des „unbeabsichtigten Abschusses“ juristisch vorgegangen. Außerdem | |
müssten die Details des Vorfalls öffentlich erläutert werden. Die | |
Streitkräfte entschuldigten sich bei den Familien der Opfer und | |
versprachen, dass solch ein „Fehler“ nicht mehr vorkommen werde. | |
## Ruhani bedauert Abschuss | |
Auch Präsident Hassan Ruhani bedauerte den Abschuss und versprach eine | |
gründliche Untersuchung. „Dieser unverzeihliche Vorfall muss juristisch | |
konsequent verfolgt werden“, teilte der Präsident mit. Solch ein Vorfall | |
dürfe nie wieder passieren und die Familien der Opfer müssten entschädigt | |
werden. | |
Die iranische Luftfahrtbehörde hatte in den letzten Tagen mehrmals betont, | |
die Maschine sei wegen eines technischen Defekts abgestürzt. Ein Abschuss | |
sei technisch und wissenschaftlich absurd, erklärte der Leiter der | |
iranischen Luftfahrtbehörde, Ali Abedsadeh. Die Untersuchungen würden bald | |
erweisen, dass die Amerikaner mit solchen Gerüchten nur versuchten, das | |
international angekratzte Image von Boeing nicht noch weiter zu | |
beschädigen. Regierungssprecher Ali Rabiei hatte gesagt, die US-Regierung | |
solle bei der technischen Aufklärung der Absturzursache mithelfen, statt | |
Lügen zu verbreiten und „Psychospielchen“ zu betreiben. | |
Mehrere ausländische Expertenteams, auch eins von Boeing, wurden nach | |
Teheran eingeladen, um zusammen mit iranischen und ukrainischen Experten | |
die Blackboxen der Maschine zu untersuchen. Am Freitag hatten die | |
Ermittlungen dann begonnen. Iranische und ukrainische Experten nahmen ihre | |
Arbeit in einem Labor am Flughafen Mehrabad in der Hauptstadt Teheran auf. | |
Seit dem Vorfall haben mehrere ausländische Fluggesellschaften, auch | |
Lufthansa und die Austrian Airlines, ihre Flüge nach Teheran eingestellt. | |
## EASA rät von Flügen über Iran ab | |
Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hatte nach dem Absturz von | |
Flügen über den Iran abgeraten. Zuvor hatte die EASA bereits empfohlen, | |
Flüge über den Irak zu vermeiden. | |
Indes standen die Zeichen im Konflikt zwischen den USA und dem Iran nach | |
den gezielten Militärschlägen vorerst auf Entspannung. Die Lage am | |
Persischen Golf war eskaliert, nachdem die USA den iranischen Top-General | |
Ghassem Soleimani Ende vergangener Woche in Bagdad gezielt getötet hatten. | |
Nach dem Angriff des Irans auf die von den USA genutzten Militärbasen im | |
Irak hatten US-Präsident Donald Trump und Irans Präsident Hassan Ruhani | |
angekündigt, den Konflikt zunächst auf politischer Ebene führen zu wollen. | |
Um den Iran-Konflikt wird es auch bei einem Treffen von Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Samstag in | |
Moskau gehen. Russland und Deutschland sind sich einig, möglichst das | |
Atomabkommen mit dem Iran zu erhalten. | |
Der Iran wollte am Samstag eigentlich entscheiden, wie das Land das | |
Abkommen künftig umsetzen will. Eine dafür anberaumte Pressekonferenz der | |
iranischen Atomorganisation wurde allerdings kurzfristig abgesagt. Der | |
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält ein Scheitern für möglich. | |
„Vielleicht können wir nicht verhindern, dass das Abkommen am Ende | |
aufgelöst wird“, sagte Borrell am Freitag nach einem | |
EU-Außenministertreffen in Brüssel. Er stellte jedoch klar, dass die EU den | |
Deal retten wolle. | |
11 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Flugzeugabsturz-bei-Teheran/!5651724 | |
[2] /Flugzeugabsturz-in-Iran/!5651370 | |
## TAGS | |
Iran | |
Ukraine | |
Flugzeug | |
Flugzeugabschuss | |
Flugzeugabsturz | |
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran | |
Iran | |
Irak | |
Iran | |
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Kolumne Macht | |
Iran | |
Iran | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wahl im Iran: Hauptsache Kreuzchen machen | |
Der Iran wählt am Freitag ein neues Parlament. Schon jetzt steht fest: Die | |
Konservativen werden ein Comeback feiern, Ruhani verliert an Unterstützung. | |
Protestbewegung im Irak: Die Standhaften vom Tahrirplatz | |
Fast täglich werden es mehr Tote und Verletzte, aber die Protestierenden im | |
Irak geben nicht auf. Auch nicht als Sicherheitskräfte gegen sie vorgehen. | |
Proteste im Iran: Absagen, Rücktritte, Ausreden | |
Wieder sind im Iran Tausende auf die Straße gegangen. Neu ist, dass sie | |
Chamenei als „Mörder“ bezeichnen und seinen Rücktritt sie fordern. | |
Proteste gegen Regime in Teheran: Die Lügen der Mullahs | |
Die dreiste Lüge über den Flugzeugabschuss hat das Vertrauen des iranischen | |
Volks in seine Machthaber zerstört. Die Wunde wird kaum zu heilen sein. | |
Merkel trifft Putin in Moskau: Freundliche Töne | |
Libyen, Syrien, Iran, die Ukraine: Die Kanzlerin und der russische | |
Präsident reden über die großen Konfliktherde. Und gehen auf Distanz zu | |
Trump. | |
Informationen in der Iran-Krise: Trumps Worten trauen? | |
Über die Iran-Krise bleibt vieles unklar. Es wäre aber gut, wenn die | |
Grundlage internationaler Politik Tatsachen wären und nicht Gefühle. | |
Flugzeugabsturz bei Teheran: Iran fordert Beweise | |
Hat der Iran die Boeing 737 mit einer Rakete vom Himmel geholt? Ein Video | |
zeigt ein aufsteigendes Objekt. Internationale Experten sollen ermitteln. | |
Iranische Raketenangriffe: Krisentelefonate und ein Verdacht | |
Hat der Iran ein Passagierflugzeug abgeschossen? Der Verdacht erhärtet sich | |
zunehmend. Derweil wollen die EU und Teheran am Atomdeal festhalten. |