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# taz.de -- Gemüse ohne Folie wird schlecht: Ohne Plastik noch mehr Müll
> Derzeit landen mehr Gurken als üblich im Müll, weil sie ohne Plastikfolie
> den Transport aus Spanien oft nicht heil überstehen.
Bild: Gurken ohne Plastikfolie – nicht unbedingt nachhaltiger
Berlin taz | Selbst der Schnee ist nicht mehr das, was er mal war: Es
schneit Mikroplastik. Das haben Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in
Bremerhaven gezeigt, auf Helgoland, in Bayern, auch in der Arktis. Als
Paradebeispiel für den Verbrauch im Übermaß gilt vielen [1][die in Folie
eingeschweißte Gurke aus dem Supermarkt] – hat sie doch schon selbst eine
Schale. So hat in den letzten Monaten eine Lebensmittelkette nach der
anderen reagiert – und die Folien verbannt. Nur gibt es jetzt ein neues
Problem: Die Früchte verderben schneller.
Derzeit kommen die Gurken vor allem aus Spanien. Der Weg vom Feld zum
Supermarktregal dauert länger als im Juli oder August, wenn die Gurken in
Deutschland Saison haben. Und das bei den Deutschen beliebte Gemüse ist von
Natur aus sensibler, als man denkt. Hitze, Stöße, all das verträgt sie
nicht, da sie zu 96 Prozent aus Wasser besteht. [2][So landen nun
tonnenweise spanische Salatgurken auf dem Müll – und die Händler klagen
über große Verluste.]
„Die Abschriften haben sich verdoppelt“, erklärt Christian Böttcher vom
Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels. Die Gurken schrumpelten,
würden gelblich, ließen sich nicht mehr verkaufen. Dem Fachblatt
Lebensmittel Zeitung erklärte unlängst ein Branchenexperte, es entstünde
pro Lkw-Ladung ein Schaden von 25.000 Euro.
Henning Wilts leitet die Abteilung Kreislaufwirtschaft am
Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Er sagt: „Nur auf das
Plastik zu verzichten, das reicht nicht, Kühlketten müssen umgestellt,
Transportzeiten verringert, Zwischenlager minimiert werden.“ Daran
arbeiteten einige Ketten bereits. Es gehe.
## Kunden stecken in einem Dilemma
Edeka zum Beispiel erklärte dieser Zeitung, bei ihnen gebe es mit
unverpackten spanischen Gurken „keinerlei Qualitätsprobleme“, dafür gebe
es eine „enge Zusammenarbeit mit den Produzenten vor Ort sowie effiziente
Prozesse und Transportwege in der Logistik“.
Doch andernorts stecken „Kunden in einem Dilemma“, sagt Sonia Grimminger,
Expertin für Verpackungen im Umweltbundesamt. Für Händler gebe es nach wie
vor zwei Gründe, warum sie nicht auf eine Verpackung verzichten wollten:
Die Lebensmittel hielten länger frisch, weil sie Sauerstoff, Licht,
Reifegase abhielten. Außerdem argumentierten sie, dass sich mit ihnen
Bioprodukte von herkömmlichen unterscheiden ließen. Wenn es also eine
Verpackung sein soll? Entscheidend sei dann: „Sie muss recycelbar sein.“
## In der Ökobilanz schneidet Papier schlechter ab
Tiefkühlhersteller Frosta ersetzt derweil Plastik durch Papier. Das
Unternehmen aus Bremerhaven will spätestens Ende 2020 seine Produkte nur
noch im Papierbeutel einpacken. Die könnten Kunden in die Altpapiertonne
werfen, heißt es dort, sie seien „besonders leicht zu recyceln“. Papier? In
der Ökobilanz schneide es oft schlechter ab als Plastik, sagt Expertin
Grimminger: „Für die Herstellung wird mehr Energie und Wasser verwendet als
bei Plastik.“
Aus Umweltsicht sei es immer am sinnvollsten, Gurken – und jedes andere
Gemüse – nur dann zu kaufen, wenn es Saison hat, sagt sie am Ende. Dann
müssten die Früchte nicht weit transportiert werden.
30 Dec 2019
## LINKS
[1] /Protestaktion-gegen-Muell/!5500702
[2] /Lebensmittelverschwendung-bei-Erdbeeren/!5616887
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Obst und Gemüse
Plastik
Spanien
Mikroplastik
China
Recycling
Verpackungen
Bio-Lebensmittel
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