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# taz.de -- Heimsieg gegen Bielefeld am Millerntor: St. Paulis frühe Bescherung
> Mit einem 3:0-Sensationssieg gegen Zweitliga-Spitzenreiter Arminia
> Bielefeld geht der FC St. Pauli hoffnungsfroh in die Winterpause.
Bild: Lange nicht mehr so glücklich: St. Pauli-Torschütze Henk Veerman
Hamburg taz | Das hatten sie selber nicht für möglich gehalten: Mit 3:0,
dem höchsten Saisonsieg, haben die Spieler des FC St. Pauli den auswärts
bis dato ungeschlagenen Spitzenreiter Armina Bielefeld aus dem Millerntor
geschossen und damit sich selbst und ihren Fans eine vorzeitige Bescherung
verpasst. „Ein richtig geiles Spiel“, befand Mittelfeldmotor Waldemar
Sobotta, der nach Spielschluss ein Dauergrinsen aufgelegt hatte.
Die Höhe des Sieges und die Erleichterung darüber, die kurze Winterpause
nicht auf einem Abstiegsplatz, sondern im halbwegs gesicherten Mittelfeld
zu verbringen, ließ die Spieler ausgelassen über den Rasen tollen, wobei
die nach Spielschluss aufgesetzten Regenbogen-Weihnachtsmützen – mit
starker antihomophober Botschaft, aber schwacher ästhetischer Komponente –
dazu beitrugen, dem wilden Treiben eine groteske Note zu verleihen.
Coach Jos Luhukay, sonst eher unterkühlt und kein Freund von Pathos,
formulierte auf einmal wohlig warme Weihnachtssätze, die mit „mein
Trainerherz ist froh“ begannen und dem überschwänglichen Lob seiner
Mannschaft – die er zuvor oft harsch kritisiert hatte – endeten. Eine
„Top-Leistung“ seines Teams habe er gesehen, „ein starkes Kollektiv mit
überragenden Einzelspielern“.
## Beste Saisonleistung
In der Tat hatte die Mannschaft im mit 29.546 ZuschauerInnen ausverkauften
Millerntor soeben ihre beste Saisonleistung auf den Platz gebracht. Schon
nach drei Minuten hatte Henk Veerman seine 1,99 Meter in die Luft
geschraubt, um den Ball zur frühen Führung einzuschädeln, 22 Minuten später
war der niederländische Stürmer nach einem Pass von Victor Gyökeres mit dem
Fuß zur Stelle gewesen. Dem 21-jährigen Schweden blieb es vorbehalten,
schon nach 54 Minuten den Ball zum 3:0-Endstand in die Maschen zu schieben.
Die Bielefelder hatten während der gesamten Partie versucht, ihre erste
Auswärtsniederlage mit wütenden Angriffen zu verhindern, deren Ausbeute
aber nicht mehr als ein Pfostentreffer kurz vor Spielschluss war.
Dass Luhukay so „unglaublich froh“ war über den Sieg seiner Mannschaft,
liegt auch daran, dass der Trainer in der nun abgelaufenen Hinrunde mit
allerlei Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Weil während der gesamten
bisherigen Spielzeit immer rund ein Dutzend Spieler verletzt waren, setzte
der Trainer insgesamt 33 Spieler in den 18 Partien ein – mehr als jeder
andere Coach in einer der Topligen Europas.
Die immer neu zusammengewürfelte Mannschaft musste sich jedes Mal neu
finden, Konstanz war deshalb seit vergangenem Sommer ein Fremdwort am
Millerntor. Der bisherige Saisonverlauf für den FC St. Pauli erinnert eher
an eine Achterbahnfahrt. In den ersten fünf Spielen starteten die Hamburger
stets furios, kassierten jedoch stets späte Gegentore und landeten mit
magerer Punktausbeute zwischenzeitlich auf Abstiegsrang 17.
## Der Sieg gegen den HSV brachte zunächst die Wende
Mit dem überraschenden 2:0-Heimsieg gegen den Lokalrivalen und
Tabellenführer HSV gelang die Wende: Sechs Spiele ohne Niederlage brachten
den Kiezclub auf Rang fünf der Tabelle und damit in die Nähe der
Aufstiegsplätze. Die Hamburger schafften es nun endlich ihr offensiv
geprägtes Spiel nicht nur 65, sondern 90 Minuten auf den Platz zu bringen.
Doch auf die Euphorie folgte der Absturz: Sieben Zweitligapartien ohne
einen Sieg gaben den ZuschauerInnen das Gefühl, die Mannschaft habe das
Fußballspielen verlernt. Luhukay geriet unter Druck. Von Platz 15 aus
begann nun vergangene Woche der erneute Aufstieg. Doch während der
3:1-Heimsieg gegen den Vorletzten SV Wehen Wiesbaden erst durch einen
Doppelschlag kurz vor dem Abpfiff und damit recht glücklich zustande kam,
überzeugten die Spieler gegen Bielefeld am Samstag nun über die volle
Distanz.
So schaut Luhukay nach dem versöhnlichen Jahresabschluss optimistisch auf
die Rückrunde voraus: „Wenn alle Spieler wieder zurückkommen, dann sieht
die Zukunft richtig gut aus“, orakelte der Holländer am Samstag nach dem
Spiel. „Wir werden aus der Mannschaft in den kommenden Monaten noch viel
herausholen und so manches Fußballfest erleben.“
22 Dec 2019
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Winterpause
FC St. Pauli
Fußball
2. Bundesliga
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Pyrotechnik
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