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# taz.de -- FC St. Pauli verliert gegen Hannover 96: Nordderby des Grauens
> Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover 96 gibt es Pfiffe für St.
> Pauli. Doch auch die glücklicheren Niedersachsen boten nur schmale Kost.
Bild: Hoch das Bein! Hannovers Felipe (l.) und Hamburgs Henk Veermann kämpfen …
Hamburg taz | Was für Ambitionen, was für eine Enttäuschung. Da wollten –
so der eigene Anspruch vor der Saison – Hannover 96 und der FC St. Pauli
die Liga so richtig rocken. Sofortiger Wiederaufstieg in die Bundesliga
hieß das erklärte Ziel der Niedersachsen vor der Saison, während die
Hamburger um den Aufstieg zumindest mitspielen wollten. Vor dem ersten
direkten Aufeinandertreffen der beiden Teams am vergangenen Wochenende aber
sah die Welt ganz anders aus: Der FC St. Pauli nach sechs sieglosen
Parteien in Folge auf Platz 13 nur knapp vor der Abstiegszone, die Hannover
96 auf Platz 16 anführte. Trübe Aussichten für ein Nordderby bei Hamburger
Schmuddelwetter.
Was beide Vereine dann am ausverkauften Millerntor an diesem Samstag boten,
zeigte, warum sich ihre Fans berechtigte Sorgen machen dürfen. Gastgeber
St. Pauli agierte planlos mit hohen Bällen in die Spitze, zeigte extrem
unpräzises Passspiel und kaum gute Flanken. Die beste – von Viktor Gökeres
– verpasste Mittelstürmer Henk Veerman noch in der ersten Halbzeit nur
knapp – die beste Chance für die schwachen Hamburger während der Partie.
Da war Hannover mit seiner bislang einzigen Chance bereits in Führung
gegangen: Linton Maina hatte St.-Pauli-Kapitän Jan-Philipp Kalla den Ball
abgeluchst und war auf seinem Weg zum Tor von der Hamburger Abwehr nur
eskortiert worden – ein Treffer nach nicht einmal sieben Spielminuten. Doch
nach dem Tor stellte Hannover den Spielbetrieb in der gegnerischen Hälfte
fast vollständig ein und verwaltete mit zwei gut postierten Defensivketten
die knappe Führung.
## Viel Luft nach oben
Über 80 Minuten sah es so aus, als hätten beide Seiten einen
Nichtangriffspakt geschlossen – das Spielniveau blieb dabei so
überschaubar, dass nach dem Abpfiff viele Fans ihre Mannschaft auspfiffen –
eigentlich ein absolutes No-Go am Millerntor. Hannovers Trainer [1][Kenan
Kocak], der erst vor zwei Wochen Mirko Slomka abgelöst hatte und am Samstag
nun seinen ersten Sieg verbuchte, freute sich über die drei Punkte und über
die „mannschaftliche Geschlossenheit“, sah aber bei seiner passiv
agierenden Mannschaft vor allem im Umschaltspiel deutlich Luft nach oben.
Dabei hat Hannover vor allem im heimischen Niedersachsenstadion Probleme:
Doch fuhr der Bundesliga-Absteiger bislang in sieben Anläufen in dieser
Saison als einziges Team der Liga noch keinen einzigen Heimsieg ein.
Beim FC St. Pauli, der in der Tabelle von Hannover überrundet wurde und nun
hauchzart über der Abstiegszone auf Platz 15 thront, ist nicht die Analyse
des Sturzflugs, sondern Beschwichtigung der Marke „war doch nicht alles
schlecht“ angesagt. Mittelfeldmotor Marvin Knoll, selbst seit Wochen im
Formtief, freut sich darüber, wie sein Team „die Zweikämpfe angenommen“
habe und Trainer Jost Luhukay lobt, wenn schon nicht die Spiel- so doch
zumindest die Trainingsleistung der Mannschaft.
Doch auch wenn sich Sportchef [2][Andreas Bornemann] nach der erneuten
Niederlage demonstrativ vor den Trainer stellte, darf Luhukay sich nicht
mehr sicher fühlen: Es ist Rausschmisssaison beim FC St. Pauli – zweimal
wechselte der Club in den vergangenen Jahren seinen Trainer nach dem 16.
Spieltag aus, um dem Nachfolger noch vor der Winterpause zwei
Eingewöhnungsspiele zu gönnen. Der 16. Spieltag findet am nächsten
Wochenende statt und dürfte – sollte der FC St. Pauli erneut verlieren –
das Team auf einen Abstiegsplatz abstürzen lassen. Spätestens dann wird es
für Luhukay, der unter den Fans umstritten ist, eng werden.
Bis dahin tröstet sich der FC St. Pauli mit dem Prinzip Hoffnung und einem
Jahresüberschuss von 1.56 Millionen Euro für den Gesamtkonzern, den
Vereinsboss Oke Göttlich am vergangenen Mittwoch bekannt gab. Zum achten
Mal in Folge schreibt der Kiezclub damit schwarze Zahlen und löst neidische
Blicke aus dem nicht weit entfernten Volkspark, dem Domizil des HSV, aus.
Hannover hat da ganz andere Themen: Die Niedersachsen legten Protest gegen
die Wertung der 1:2-Niederlage gegen Darmstadt 98 ein, wo ihnen ein Treffer
aberkannt wurde, weil der Ball zuvor vom Schiedsrichter abgeprallt war. Der
Sachkundige aber weiß: Nicht schön für Hannover, aber leider regelgerecht.
1 Dec 2019
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## AUTOREN
Marco Carini
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