# taz.de -- Protest gegen „Black Friday“ in New York: Schweigen statt shopp… | |
> Meditation gegen zu viel Konsum und die Klimakrise: Extinction Rebellion | |
> rief in New York am „Black Friday“ zu „direkten Aktionen“ auf. | |
Bild: Auch Olivia Wohlgemuth (1.v.r.) ist bei der Meditation für das Klima | |
New York taz | „Sparsamkeit“ steht auf einer der bunten Fahnen, die über | |
den mehreren Hundert Menschen flattert, die sich bedächtig und schweigend | |
durch das dichte Gedrängel auf den Straßen im Zentrum von Manhattan | |
bewegen. „Demut“ und „Mitgefühl“, auf anderen. An der Spitze der Gruppe | |
geht ein buddhistischer Mönch in einer braunen Kutte. Rund um die | |
Schweigenden hasten mit Plastiktüten beladene SchnäppchenjägerInnen von | |
einem Geschäft zum nächsten. | |
[1][Es ist „Black Friday“], der Tag des größten Kaufrauschs in den USA und | |
der Tag, an dem das Weihnachtsgeschäft beginnt. Die Schweigenden folgen | |
einem [2][Aufruf von „Extinction Rebellion“]. Sie meditieren gegen den | |
Konsum und gegen die Klimakrise. Und sie wollen ihre MitbürgerInnen, von | |
denen viele bestreiten, dass es überhaupt eine Klimakrise gibt, darüber | |
aufklären, dass Konsum und Wegwerfgesellschaft die Krise beschleunigen. | |
„Wir wollen niemanden beschämen“, versichert der 79-jährige Psychologe Bob | |
Kolodny, „wir wollen lediglich einen Kontrast zum Nachdenken anbieten“. | |
Wenn PassantInnen nervös auf den Schweigeprotest reagieren, sagt er, dass | |
ihm die Störung „leid“ tue. Auch die 17-jährige Schülerin Olivia Wohlgem… | |
hat „nichts gegen Einkaufen. Wir wollen die kapitalistische Zerstörung | |
stoppen“. | |
An der Kreuzung von 34th Street und Broadway teilt sich die Gruppe in drei | |
Teile und die „gewaltfreie direkte Aktion“ beginnt: Ein paar Dutzend | |
Klimaaktivisten gehen auf die Mitte der dicht befahrenen Straßenkreuzung. | |
Die anderen bleiben an den Straßenrändern stehen. Alle schweigen. | |
„Dies ist unser Moment“, hat „Brother Man“, der buddhistische Mönch zu | |
Beginn des Schweigemarsches von den Stufen der Zentralbibliothek am Bryant | |
Park gesagt. „Spürt das Gewicht Eures Körpers, spürt Eure Füße auf dem | |
Boden.“ Auf der Straßenkreuzung ist er einer der ersten, dem wenige Minuten | |
später die Hände auf den Rücken gelegt und mit Plastikhandschellen | |
gefesselt werden. | |
Zusammen mit mehreren Dutzend weiteren Festgenommenen muss er in den weißen | |
Gefangenenbus der New Yorker Polizei steigen, der fast gleichzeitig mit den | |
Schweigenden an der Kreuzung angekommen ist. Aus einem Lautsprecher kommt | |
in Endlosschleife die polizeiliche Durchsage: „Sie sind rechtswidrig auf | |
der Straße. Wenn Sie jetzt gehen, geschieht Ihnen nichts.“ Aber die | |
Meditierenden trotzen der Aufforderung. | |
## „Eine andere Welt ist möglich“ | |
Unterdessen steht der Rest der Schweigenden am Straßenrand. Als der | |
Gefangenenbus abfährt, ist das Schweigen vorbei. Es ertönen Applaus und | |
Rufe wie „We love you“ und „Eine andere Welt ist möglich.“ | |
Für viele ist es bereits die zweite meditative „direkte Aktion“ an diesem | |
Black Friday. Am frühen Morgen waren sie in einem Kaufhaus der Kette „Bed | |
Bath & Beyond“ und haben lange Ketten mit leeren Einkaufswagen gebildet, | |
die sie schweigend in einer „Non-Shopping-Wirbel-Meditation“ durch das | |
Kaufhaus schoben. | |
Unterdessen verteilten andere „Gutscheine“ für garantiert nachhaltige | |
Geschenke an PassantInnen. Darunter „eine Wanderung mit mir“ und „eine | |
halbstündige Massage“. In der Vorwoche fanden Hungerstreiks statt – | |
darunter in der New Yorker Universität Columbia und im Washingtoner Büro | |
der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Von der Universität | |
verlangten die Hungerstreikenden, dass sie Investitionen in Mineralölfirmen | |
zurückzieht, von Pelosi, dass sie den Green New Deal zur offiziellen | |
Politik der Demokratischen Partei macht. | |
[3][Die Klimabewegung] in den USA ist nach der mehr als 400.000 Menschen | |
starken Demonstration im September in New York wieder radikal geschrumpft. | |
Aber zugleich hat sie sich diversifiziert. Eltern und Großeltern haben sich | |
von Teenagern überzeugen lassen, mitzumachen. Andere setzen ihre | |
langjährigen Umweltproteste nun unter dem Banner Extinction Rebellion fort. | |
An diesem Black Friday sind auch AktivistInnen dabei, die seit Jahren für | |
eine andere Umwelt- und Klimapolitik aktiv sind. Die 54-jährige Trellan | |
Smith ist eine von ihnen. Vor Jahren haben sie und andere eine Schlacht | |
gegen das Fracking gewinnen und den Bundesstaat New York dazu gedrängt, | |
diese besonders klimabelastende Gasförderungsmethode zu verbieten. Doch | |
jetzt baut der Staat New York jede Menge Pipelines, um das Gas, das in | |
Nachbarstaaten per Fracking gefördert wird, zu holen. „Jedes Mal, wenn man | |
sich umdreht, passiert etwas Neues“, beschreibt Trellan Smith ihren nicht | |
enden wollenden Einsatz: „Kraftwerke. Verdichterstation. Pipelines.“ | |
30 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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