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# taz.de -- Nach Mord an einem Georgier in Berlin: Verdacht gegen Moskau
> Die Bundesanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen. Das Auswärtige Amt
> weist russische Diplomaten aus. Moskau will „Vergeltung“.
Bild: Nach dem Mord an einem Tschetschenen in Berlin suchen die Beamten nach Sp…
Berlin taz | Die Bundesanwaltschaft vermutet den russischen Staat hinter
dem Mord an einem Georgier, der im August in Berlin getötet wurde. Die
Behörde teilte am Mittwoch mit, es gebe „zureichende tatsächliche
Anhaltspunkte“ dafür, dass die Tat „entweder im Auftrag von staatlichen
Stellen der Russischen Föderation oder solchen der Autonomen
Tschetschenischen Republik“ erfolgt sei. Daher hat die Bundesanwaltschaft
das Ermittlungsverfahren übernommen.
Das Auswärtige Amt kündigte aufgrund der Entwicklung an, zwei russische
Botschaftsmitarbeiter auszuweisen. Die russischen Behörden hätten bisher
„trotz wiederholter hochrangiger und nachdrücklicher Aufforderungen“ nicht
an der Aufklärung des Falls mitgewirkt. Weitere Schritte behalte sich die
Bundesregierung „im Licht der Ermittlungen“ vor.
Am 23. August wurde ein Georgier, der als Kommandant im Tschetschenienkrieg
gegen Russland gekämpft hatte, in einem Berliner Park erschossen. Noch am
gleichen Tag wurde ein russischer Tatverdächtiger festgenommen. Sein Pass
war laut Bundesanwaltschaft auf den Namen Vadim S. ausgestellt.
Die Behörde vermutet aber, dass es sich in Wahrheit um einen Mann namens
Vadim K. handelt. Ab 2014 habe die russische Polizei mit Fotos nach dieser
Person gesucht – wegen eines Mordes in Moskau. Im Juli 2015 hätten die
russischen Ermittler dann die entsprechende Fahndungsmitteilung gelöscht.
Zwei Monate später sei erstmals ein russischer Reisepass auf Vadim S.
ausgestellt worden.
## Im Auftrag einer Briefkastenfirma
Bevor der Tatverdächtige im August 2019 in die EU einreiste, musste er ein
Schengen-Visum beantragt. Dem Antrag fügte er eine Arbeitgeberbescheinigung
bei, die ein Unternehmen namens „ZAO RUST“ ausgestellt hatte. Die
Bundesanwaltschaft vermutet offenbar, dass es sich um eine Briefkastenfirma
handelt. Die angegeben Faxnummer der Firma laufe auf das russische
Verteidigungsministerium zurück.
Agenturen zufolge bezeichnete ein Sprecher des russischen Außenministeriums
die Ausweisung der beiden Botschaftsmitarbeiter als „unfreundlich und
grundlos“. Man sei gezwungen, „eine Reihe von Vergeltungsmaßnahmen zu
ergreifen.“ Die deutsche Seite politisiere die Ermittlungen.
Da Botschaftsmitarbeiter diplomatische Immunität genießen und nicht vor
Gericht gestellt werden können, ist eine Ausweisung die härtest mögliche
Strafmaßnahme gegen einzelne Diplomaten. Die gleiche Maßnahme hatte das
Auswärtige Amt schon gegen vietnamesische Diplomaten verhängt, nachdem
diese die Entführung eines Vietnamesen in Berlin organisiert haben sollen.
Die bilateralen Beziehungen waren zwischenzeitlich beschädigt.
Das gilt jetzt auch für die ohnehin belasteten Beziehungen zu Russland.
Auswirken könnte sich das unter anderem auf den für Montag geplanten
Ukraine-Gipfel mit Merkel und Putin in Paris.
4 Dec 2019
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Russland
Diplomatie
Bundesanwaltschaft
Mordverdacht
Sergej Skripal
US-Sanktionen
Großbritannien
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